Bis den Gegnern Hören und Sehen vergeht

Wadgassen. "Schweden, Holland, Belgien, Portugal, Dänemark - ach, wenn ich alle Länder aufzählen würde, in denen ich schon gespielt habe, würde ich heute nicht mehr fertig", sagt Julian Müller und grinst. 20 bis 25 Turniere spielt er jedes Jahr. Doch er ist nicht etwa Profi-Sportler

Wadgassen. "Schweden, Holland, Belgien, Portugal, Dänemark - ach, wenn ich alle Länder aufzählen würde, in denen ich schon gespielt habe, würde ich heute nicht mehr fertig", sagt Julian Müller und grinst. 20 bis 25 Turniere spielt er jedes Jahr. Doch er ist nicht etwa Profi-Sportler. Julian ist 13 Jahre alt, wohnt in Wadgassen und ist eines der größten Tennis-Talente in Deutschland.Sein halbes Leben spielt der Schüler nun schon Tennis. Zuerst nur ab und an neben dem Fußball-Training. Doch schnell begann der kleine gelbe Ball, sein Leben zu bestimmen. Seit fünf Jahren ist er im Kader des Saarländischen Tennis Bundes (STB), seit drei im Kader des Deutschen Tennis Bundes (DTB). "Das ist bei uns wie eine Krankheit", gesteht seine Mutter Karin Schmitt-Müller. Durch sie kamen ihre drei Kinder zum Tennis. Der 16-jährige Tobias ist der Älteste, er macht momentan seinen Trainerschein - und auch Sarah mit ihren acht Jahren eifert ihren beiden Brüdern schon nach.

An der Sportschule in Saarbrücken trainiert Julian acht Mal in der Woche und einmal wöchentlich mit seinem Team, dem TC Merzig. Dort spielt er ab kommender Saison in der ersten Herrenmannschaft in der Saarlandliga. Mit Schule, Hausaufgaben und Sport ist der zielstrebige und ehrgeizige Sportler jeden Tag locker zwölf Stunden unterwegs. "Julian ist eines der größten Tennis-Talente in Deutschland. Sehr athletisch, mit großem Kampfgeist. Seit vier Jahren spielt er konstant in seiner Altersklasse ganz oben mit", beschreibt Verbandstrainer Jürgen Lässig die Stärken seines Schützlings. In der Ende September veröffentlichten deutschen Rangliste liegt er in seiner Altersklasse noch auf dem dritten Rang. "Wenn jetzt eine Rangliste rauskäme, wäre ich aber Erster", glaubt der Schüler.

Grund hierfür ist ein kurioses Spiel gegen den topgesetzten Michel Dornbusch vom Wilhelmshavener THC. Der 22-Jährige ist nicht irgendein Hobbyspieler. Vor einem Jahr war er die Nummer 586 der Welt, bevor er verletzt pausieren musste. Für das Ranglistenturnier an der Hermann-Neuberger-Sportschule bekam Julian eine Wildcard für die Qualifikation. Er gewann diese und traf auf Dornbusch. Dem riss zu Beginn des Spiels eine Kontaktlinse. Das Spiel wurde unterbrochen. Doch Dornbusch behagte weder die neuen Linse, noch eine aufgetriebene Brille. Aufgeben wollte er gegen einen 13-Jährigen aber nicht, spielte weiter - und verlor. So gewann Julian sein erstes Spiel bei einem Herren-Turnier in zwei Sätzen mit 6:4 und 6:3. "Ich habe bis zum Schluss nicht damit gerechnet, dass ich das Spiel wirklich gewinnen könnte. Aber am Ende hat er die Nerven verloren und mir das letzte Spiel quasi geschenkt", erinnert sich Müller.

Und seine Reise in der Tennis-Welt geht weiter. Jetzt stehen die deutschen Meisterschaften in Essen an. Im Januar die Weltmeisterschaften in Frankreich und im Februar die EM. Im April wird Julian erstmals außerhalb von Europa spielen. Mit seiner Schule, dem Saarbrücker Rotenbühl-Gymnasium, gewann er bereits bei "Jugend trainiert für Olympia" in Berlin und qualifizierte sich für die Schul-WM in Australien. An das viele Reisen hat Julian sich schon gewöhnt. Muss er auch, denn er will Großes erreichen. "Ich will natürlich Tennis-Profi werden, sonst würde ich das alles hier doch gar nicht machen", sagt er. müs

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