Serie Mein Arbeitsplatz „Man muss nicht perfekt sein aber herzlich“

Saarlouis · Agnes Buschendorf steht als Hotelnanagerin seit 14 Jahren an der Spitze des Victor´s Residenz-Hotels in Saarlouis. „Sie lernen auch sehr interessante Leute kennen", sagt sie über die Hotelbranche, in der ihr eine internationale Karriere möglich war. Ihren Beruf empfiehlt sie kontaktfreudigen jungen Menschen.

 Agnès Buschendorf hat als Hoteldirektorin schon mehrere internationale Stationen absolviert. Zudem ist sie auch eine ausgebildete Sommelière. Ihr Spezialgebiet ist der Champagner.

Agnès Buschendorf hat als Hoteldirektorin schon mehrere internationale Stationen absolviert. Zudem ist sie auch eine ausgebildete Sommelière. Ihr Spezialgebiet ist der Champagner.

Foto: Ruppenthal

Fühle ich mich herzlich empfangen? In einer Atmosphäre, die zumindest an mein Zuhause erinnert? Werden meine Wünsche ernst genommen?  Steht die Dienstleistung am Kunden rund um die Uhr im Vordergrund? Das sind Fragen und somit auch Aufgaben und Herausforderungen, vor denen Hotelmanager mit ihrer Crew 365 Tage im Jahr stehen. Auch an Weihnachten, Feiertagen, selbst dann, wenn andere feiern und ihr Leben genießen.

Für Agnes Buschendorf, geboren 1959 und seit mittlerweile 14 Jahren  Hotelmanagerin im Victor´s Residenz-Hotel in Saarlouis kein Problem, sondern eine Berufung. Sie arbeitet gemeinsam mit 50 Beschäftigten in einem Traumjob, wie sie selbst sagt. Ein Beruf, in dem einem die Welt offen stehe, in dem man auch international Karriere machen kann, wenn man spitze ist. Voraussetzung sei die Bereitschaft, Dienstleistung am Gast immer in den Vordergrund zu stellen. Begeistern müsse man ihn können, im Idealfall auch zum Wiederkommen animieren. Wer das Gen zur Dienstleistung in sich trägt, selbstbewusst auftreten kann und auch nicht konfliktscheu ist, dem rät Buschendorf dazu, die Hotellaufbahn einzuschlagen.

„Die wichtigste Eigenschaft, die man mitbringen muss, ist Herzlichkeit. Man muss nicht perfekt sein, aber herzlich. Wer das zeigt, dem verzeiht der Gast auch so manchen Fehler. Und Geduld gehört zu den Voraussetzungen in diesem Beruf. Jeder Tag läuft anders. Und jeder Gast ist anders." Zu ihrer eigenen Hauptmotivation gehörte es von Beginn an, Menschen kennenzulernen und zugleich etwas sehen zu wollen von der Welt. Letzteres hat sie zweifellos.

Bis in internationale Fünf-Sterne-Hotels hinein hat sie ihre Karriere geführt mit Engagement, Neugier und dem unbedingten Willen beruflich voranzukommen. Ob in der Schweiz oder auch in Frankreich. „Ich wollte alles ausprobieren. Und habe mich mit sehr viel Engagement, Leidenschaft und Flexibilität nach oben gearbeitet." Ein besonderer Reiz komme hinzu.  „Sie lernen auch sehr interessante Leute kennen", sagt Buschendorf. ob Drei-Sterne-Köche, wie in Frankreich erlebt, oder auch prominente Schauspieler. So ist sie nach eigenen Worten etwa mit Gérard Dépardieu bis heute gut befreundet.  Diskretion und Verschwiegenheit gehören auch zu zwingenden Voraussetzungen, um eine Führungsrolle in einem Hotel einnehmen zu können. Und ohne ein Höchtsmaß an Flexibilität geht es überhaupt nicht. . „Ich bin in meinem Berufsleben 21 mal umgezogen", verrät Buschendorf. „An jeder Station habe ich etwas Neues dazugelernt.“

Wer eine Karriere oder einen Arbeitsplatz in dieser Branche auf längere Zeit anstrebt, der müsse aber auch so manche Kröte schlucken. Schon von den Auszubildenden werde enorm viel verlangt. Hier kritisiert Buschendorf ausdrücklich die derzeitige Gesetzeslage. Sie erschwere es jungen Menschen, ein realistisches Bild von der Branche zu bekommen. „Ein junger Mensch mit 16 kann zwar um 22 Uhr in die Disco gehen, darf aber nicht arbeiten. Ich kann doch einer Hochzeitsgesellschaft nicht sagen, dass die Feier um 22 Uhr zu Ende ist, weil ich einen Teil meines Personals nach Hause schicken muss. Kein Service endet um 22 Uhr."

Es gebe aber auch immer wieder junge Menschen und Seiteneinsteigern, die unbedingt das Hotelfach kennenlernen wollen. „Die unterstütze ich dann auch persönlich. Ich möchte, dass sie ihre Chance bekommen, wenn sie sich für unsere Branche begeistern." Zumal man vielerlei Talente unter Beweis stellen könne. „Es gibt Menschen, die sind serviceorientiert, andere eignen sich für die Rezeption, weil sie gut mit Menschen umgehen könnne. Und wieder andere fühlen sich als Koch gut aufgehoben, weil ihnen das besonders liegt.“ All diese Menschen werden im Hotel gebraucht. Agnes Buschendorf versucht nach eigenen Worten vor allem, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Vorbild zu sein. „Ich kann auch nicht alles, kann aber genauso fragen wie alle anderen auch. In einem Team lässt sich so manches besser lösen."

Doch selbst bei einer hohen Tolerenz gegenüber der Belegschaft gibt es auch Grenzen. „Ich erwarte die Loyalität aller Beschäftigten. Respektlosigkeit akzeptiere ich nicht." Dieses Prinzip, stellt Buschendorf klar, gilt auch für den gegenseitigen Umgang zwischen Management und Gast. „Ich kann auch anders, wenn es mal sein muss. Ich schmeiße auch schon mal einen Gast raus, wenn der sich daneben benimmt. Man muss sich auch als Dienstleister nicht alles gefallen lassen." Glücklicherweise sind solche Fälle eher selten. Konstruktive Kritik hält sie für unbedingt notwendig. Nur so könne man eine Dienstleistung noch verbessern.

Agnes Buschendorf ist eine Frau mit vielen Facetten. So hat sie sich auf ihrer beruflichen Reise zur Hoteldirektorin auch zur Sommelière ausbilden lassen. Sie ist eine ausgewiesene Kennerin des berühmtesten und edelsten Schaumweins der Welt. Noch heute wird sie regelmäßig zu Produkt-Präsentationen der edelsten Champagner-Produzenten eingeladen. Über ihre zahlreichen Kenntnisse auch in diesem Métier, bereitet sie gerade eine Buchveröffentlichung vor. In der Hotellerie seien die Möglichkeiten besonders ausgeprägt, sich umfangreiches Wissen in verschiedensten Bereichen anzueignen, sagt die Hotelchefin. Wer konsequent bei der Stange bleibt, könne sich zahlreiche Fähigkeiten aneignen und auch immer weiter aufsteigen. Agnes Buschendorf liebt ihre Branche und ihren Beruf bis heute. Wie sagt sie doch selbst: „Kein Tag ist gleich. Ich würde es jederzeit wieder machen."         

   

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