Traditionsreiche Einrichtung im Wald vor Zweibrücken Gestüt Birkhausen hat neue Eigentümer

Zweibrücken · Die bisherigen Betreiber hatten viel investiert – aber unterschätzt, wie aufwendig die Gestüts-Führung aus der Distanz ist. Das neue Eigentümer-Paar will auch vor Ort wohnen.

 Das Gestüt Birkhausen ist ein beliebtes Ziel für Reiter, Wanderer, Radfahrer und Naturverbundene.

Das Gestüt Birkhausen ist ein beliebtes Ziel für Reiter, Wanderer, Radfahrer und Naturverbundene.

Foto: Cordula von Waldow

Einmal mehr ändern sich die Eigentumsverhältnisse im Gestüt Birkhausen im Zweibrücker Wald. Früher als geplant, denn als der saarländische Immobilien-Unternehmer Uwe Schlote mit Ehefrau Manuela die großzügige Anlage des ehemaligen Trakehnergestüts vor fünf Jahren als Immobilienobjekt erwarb, plante er einen längeren Zeitraum ein. Der 58-jährige Blieskasteler betont: „Wir haben zum aktuellen Zeitpunkt mit keiner Silbe daran gedacht, zu verkaufen.“ Die Gerüchteküche in Reiterkreisen allerdings hatte dem Vorhaben vorgegriffen – und so kamen auch Daniela Marx-Wind und ihr Ehemann Thomas Wind auf die Idee „Birkhausen“.

Die Reiterin, seit 20 Jahren zweite Vorsitzende im Reiskircher Reitverein Homburg, und ihr Mann waren schon lange auf der Suche nach einem „Wohnhaus mit Pferdestall“. „Das hat von der Chemie her einfach auf Anhieb gepasst“, bestätigen beide Seiten über die erste Begegnung. „Die beiden bringen alles mit, Pferdeverstand, Know-how und Herzblut“, entschlossen sich Schlotes zum sofortigen Verkauf, zumal man sich finanziell gut habe einigen können. „Da Thomas und Daniela auf der Anlage wohnen wollen, haben sie viele Probleme nicht, die wir auf Grund meiner beruflichen und Distanz hatten“, erklärt Uwe Schlote seine Erkenntnis, dass eine Reitanlage wie Birkhausen nicht „per Fernbedienung“ zu managen sei. Wie zum Beweis, entschuldigt sich Daniela Marx-Wind aus dem Gespräch, um eine Stute mit Kolik herumzuführen, bis die darüber informierte Pferdehalter eintreffen.

„Wir sind dabei, hineinzuwachsen und haben viele Ideen, noch täglich neue“, erzählt ihr Ehemann. Das Paar betreibt ein Ingenieurbüro in Spiesen-Elversberg, so dass auch die Entfernung zum neuen Wohnort passe. Bei der Einstellerversammlung vor zwei Wochen seien beide mit großer Freude und Offenheit willkommen geheißen worden.

Uwe Schlote hatte in die stark sanierungsbedürftige Anlage viel Geld n investiert, um unter anderem die Paddock-Außenboxen neu zu machen, die Mistkaule neu anzulegen, die Umrandung des Außenplatzes zu erneuern, die Toilettenanlage zeitgemäß zu modernisieren oder einen Offen-Stall anzulegen.

Die moderne Lochblech-Reithalle, den guten Reitboden auf dem Außenplatz und die Führanlage hatte er damals vorgefunden. Gleich zweimal wurde in die Gastronomie-Küche investiert, sehr zur Freude auch von Markus und Daniela Eder, die seit zwei Jahren die „Gutsschänke“ betreiben und dort unter dem Motto „Zu Gast bei Freunden“ für Reiter wie Gäste Hausmannskost auf hohem Niveau sowie selbst gebackenen Kuchen anbieten. „Hier kann man sich nur wohlfühlen“, freuen sich auch Marx-Wind und Wind über den wie ein Wohnzimmer eingerichteten Gastraum mit bullerndem Ofen.

Aktuell sind mit 29 Boxen die meisten in den insgesamt sechs Stallungen belegt und das Paar kann sich vor Anfragen kaum retten. Da jedoch der Hornbach längs der Birkhauser Koppeln gerade renaturiert wird und der Auslauf entsprechend fehlt, können neue Einsteller erst ab Frühjahr einziehen. Grundsätzlich sind Pferde aller Rassen und vom Freizeit- bis zum Turnierreiter auch alle Menschen auf Birkhausen herzlich willkommen, die „artgerecht und respektvoll mit ihren Pferden umgehen und Horsemanship praktizieren“.

 Während die Pferde noch in Reiskirchen stehen, begleiten die beiden Hunde Frieda und Peggy Thomas Wind und Daniela Marx-Wind bereits in ihr neues Zuhause in Birkhausen.

Während die Pferde noch in Reiskirchen stehen, begleiten die beiden Hunde Frieda und Peggy Thomas Wind und Daniela Marx-Wind bereits in ihr neues Zuhause in Birkhausen.

Foto: Cordula von Waldow

Den Umgang mit Einstellern, Reitern und deren oft sehr individuellen Ansprüchen ist Daniela Marx-Wind seit 20 Jahren in Reiskirchen ebenso gewöhnt wie daran, „mal eben 120 Koppelpfosten einzuschlagen“. Entsprechend ungern lässt der Verein sie scheiden. Doch seit 1. November halten nach rund sechs Wochen gemeinsamer Einarbeitungszeit mit den Schlotes Daniela Marx-Wind und Thomas Wind auf Birkhausen das Zepter in der Hand. Sobald ihr Privatstall fertig ist, ziehen ihre sechs Pferde um und das Ehepaar selbst ebenfalls so bald wie möglich in die Wohnung über der Gaststube.

Uwe Schlote bestätigt: „Wir ziehen uns komplett zurück.“ Auch „Klassik in Birkhausen“ in der großen Reithalle wird es trotz des großen Erfolgs nicht mehr geben. Der Aufwand und die Einschränkungen für die Reiter in dieser Zeit seien einfach zu groß. Stattdessen wird das Ehepaar (Marx-)Wind gemeinsam mit den bisherigen Gastronomen künftig neue Akzente setzen.