Die Großbaustelle des Landes

Homburg. Entweder, das Land hat ein Universitätsklinikum - oder es hat keines. Dazwischen gibt's nichts. Wer "Universität" auf seine Fahnen geschrieben hat, muss auch Universität bieten: Ausbildung, Hörsäle, Dozenten, Forschungslabore, medizinische Kliniken, moderne Geräte - und vor allem eines: Niveau. Denn damit steht und fällt ein Uniklinikum

Homburg. Entweder, das Land hat ein Universitätsklinikum - oder es hat keines. Dazwischen gibt's nichts. Wer "Universität" auf seine Fahnen geschrieben hat, muss auch Universität bieten: Ausbildung, Hörsäle, Dozenten, Forschungslabore, medizinische Kliniken, moderne Geräte - und vor allem eines: Niveau. Denn damit steht und fällt ein Uniklinikum. Niveau ist das Schlüsselwort für die Zukunft, "danach müssen wir unsere Berufungspolitik ausrichten", erklärt der Ärztliche Direktor des saarländischen Universitätsklinikums in Homburg, Professor Hans Köhler. Zusammen mit dem Kaufmännischen Direktor Ulrich Kerle war er zu Gast in der Homburger Redaktion der Saarbrücker Zeitung. Beim Besuch der Klinikleitung ging es vor allem um die bauliche Zukunft des Uniklinikums, das zwischen 2010 bis voraussichtlich 2014 die aufwändigste und umfangreichste Baustelle des Saarlandes sein wird. Allein das Zentralgebäude Innere Medizin, das künftige Herzstück des Klinikums im Homburger Stadtwald, wird 100 Millionen Euro kosten, die neue Orthopädie zehn Millionen, das Verfügungsgebäude 15 Millionen. Und das sind nur die größten Posten - noch nicht erwähnt sind die experimentelle Chirurgie für 6,4 Millionen oder der Neubau für die Strahlentherapie für sieben Millionen. Sind solche Investitionen zu rechtfertigen, hier im kleinen Saarland? Und damit wäre man wieder beim Selbstverständnis eines Universitätsklinikums angekommen: Die Homburger spielen in der gleichen Liga wie die übrigen 31 Uni-Kliniken in Deutschland. Das Uniklinikum in Homburg bietet als einziges Haus im Saarland Forschung und Hochleistungsmedizin an und garantiert damit die medizinische Vollversorgung für den gesamten Raum Trier/Saar/Westpfalz. Erst in Mainz, am einzigen Uniklinikum des Landes Rheinland-Pfalz, befindet sich der nächste Standort mit einem ähnlich umfangreichen Angebot in Lehre, Forschung und Patientenversorgung. Also bleibt nach Auffassung der Klinikumsleitung fürs Saarland nur der konsequente Weg nach vorne, um das Niveau weiterhin zu steigern und ganz vorne mitzuspielen. "Nur mit einer attraktiven Ausstattung ist es möglich, gute Leute und auch überregional Patienten anzuziehen", sagt Professor Köhler, "das eine geht nicht ohne das andere." Und wo kommt so viel Geld her? "Von den 100 Millionen Euro fürs Zentralgebäude Innere Medizin werden 80 Millionen durch das Klinikum und die Innere Medizin selbst erwirtschaftet, indem die derzeit 14 Standorte auf einen vereint werden", erklärt Ulrich Kerle. Der Verwaltungschef, der vor vier Jahren angetreten ist, um das Klinikum in den Bereich der schwarzen Zahlen zu führen, traut sich diesen finanziellen Kraftakt inzwischen zu, denn er hat Grund dazu: "Wir haben für 2008 noch rund 300 000 Euro auszugleichen, für 2009 macht das Klinikum hingegen schon eine Million Euro Plus", sagt Kerle, "wir haben das alles durchgerechnet, es ist möglich, den Kredit, den wir aufnehmen müssen, zurückzubezahlen." Zum einen, so Kerle, würde nun der finanzielle Erfolg der Optimierungsmaßnahmen sichtbar, die er durch mehr Effizienz und mehr Beteiligung der Mitarbeiter eingeführt habe. Zum anderen rechne er mit einer Ersparnis von bis zu fünf Millionen Euro jährlich, "wenn endlich alle Inneren Kliniken unter einem Dach vereint sind, Transportwege und Reibungsverluste wegfallen und die ganze Logistik überschaubarer wird." Was wäre die teurere Lösung gewesen? "Diejenige, die auf den ersten Blick als die billigere erscheint", erklärt Köhler, "wenn man die alten Gebäude saniert hätte. Das hätte die herkömmlichen, verzettelten Strukturen nicht beseitigt, sondern hauptsächlich Lärm und Aufregung für Patienten und Personal bedeutet und am Ende noch mehr Geld gekostet."

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