Betrug bei den Abrechnungen Wie zuverlässig wurde in Corona-Teststationen im Saarland wirklich gearbeitet?

Saarbrücken · 500 Corona-Testzentren gibt es im Saarland. Die Prozesse, die Zuverlässigkeit und die Abrechnungen wurden jetzt genau überprüft. Wie genau wurde in den Teststationen wirklich gearbeitet?

 Das Saarland bietet Corona-Schutzimpfungen auch in Wohngebieten mit sozial schwierigen Verhältnissen an. Hier warten Menschen auf dem Flur auf ihre Impfung. Foto: Oliver Dietze/dpa

Das Saarland bietet Corona-Schutzimpfungen auch in Wohngebieten mit sozial schwierigen Verhältnissen an. Hier warten Menschen auf dem Flur auf ihre Impfung. Foto: Oliver Dietze/dpa

Foto: dpa/Oliver Dietze

Im Saarland ist die Impfquote noch zu niedrig, um eine schlimme Corona-Welle in den Herbst- und Wintermonaten ausschließen zu können. „Daher spielen Tests weiterhin eine wichtige Rolle, um das Ansteckungsrisiko zu senken“, sagte Stephan Kolling (CDU), der Staatssekretär im saarländischen Gesundheitsministerium am Freitag. Das Land empfiehlt daher weiterhin regelmäßige Tests, zum Beispiel in Altenheimen und Betrieben. „Ungeimpfte sollten sich zweimal pro Woche testen lassen, geimpfte Mitarbeiter wenigstens einmal“, sagte Kolling.

Allein in der vergangenen Woche wurden im Saarland 160 000 Coronaschnelltests durchgeführt, die Hälfte davon in Testzentren. Für bisher 7,5 Millionen Tests hat das Saarland 15 Millionen Euro ausgegeben. Das ist viel Geld. Deshalb werden in den rund 500 Testzentren auch die Prozesse, die Zuverlässigkeit und die Abrechnungen überprüft. „Uns ist bislang nur ein Fall eines Abrechnungsbetrug an einer Corona-Teststation in Kreis Neunkirchen bekannt. Er wurde der Staatsanwaltschaft gemeldet“, sagte Kolling.

Die Impfbereitschaft im Saarland ist stark gesunken

Bislang haben sich die niedrigschwelligen Angebote der Landesregierung und Landkreise, also der Einsatz von Impfbussen und mobilen Impfteams zum Beispiel an Einkaufsmärkten, auf belebten Plätzen und an sozialen Brennpunkten, bewährt. „An diesen Stationen und bei den Sonderimpfaktionen haben bisher 34 400 Personen eine Erst- und 19 715 schon die Zweitimpfung erhalten“, führte die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) am Freitag aus. Die nachlassende Impfbereitschaft könnten derzeit auch die mobilen Teams nicht abfangen. Dennoch sollen diese Angebote aufrecht erhalten werden.

Stephan Kolling berichtete, dass bislang 77 Impfaktionen mit vier mobilen Teams an sozialen Brennpunkten in allen Landkreisen des Saarlandes stattgefunden hätten. „Dort haben sich insgesamt 5200 Menschen impfen lassen“, sagte Kolling. Obwohl derzeit bereits 71,4 Prozent der saarländischen Bürger einmal und 66,2 Prozent zweimal geimpft sind, reicht diese Quote noch nicht aus, um in den Herbst- und Wintermonaten eine schlimme vierte Coronawelle ausschließen zu können.

Kolling verwies auf Modellrechnungen des Robert-Koch-Instituts, denen zufolge angesichts der ansteckenderen Delta-Varianten des Corona-Virus mindestens 85 Prozent der Zwölf- bis 59-Jährigen und sogar 90 Prozent über 60-Jährigen vollständig geimpft sein müssten, um die Pandemie im Griff zu haben.

In den Städten des Saarlandes ist die Zahl der nicht Geimpften deutlich höher als in den ländlichen Regionen. So liegt die Impfquoten in Saarbrücken bei 50,2 Prozent, in Neunkirchen bei 48,9 Prozent oder in Völklingen bei 49 Prozent, während Marpingen mit 75,2 Prozent glänzt, Kirkel mit 66 Prozent und Mandelbachtal mit 65,7 Prozent.

Wann es mit den Dritt-Impfungen losgeht

Das Saarland bietet ab Montag den Bewohnern von Senioren- und Pflegeheimen eine dritte Impfung gegen Corona an. Ob es eine solche Auffrischungsimpfung generell auch für weitere Sozial-, Berufs- und Altersgruppen geben wird, ist noch nicht entschieden. „Das Saarland wird sich dabei auch an den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission des Bundes orientieren. Hier ist aber noch keine Entscheidung gefallen“, erläuterte Stephan Kolling.

Entgegen der ursprünglichen Planung schließt das Saarland am 30. September nicht alle Impfzentren. Nur in Neunkirchen und Saarlouis sowie im von der Bundeswehr betriebenen Zentrum in Lebach werden ab Ende des Monats keine Termine mehr angeboten. Das Impfzentrum auf dem Messegelände in Saarbrücken läuft noch bis zum 14. Oktober „Damit wollen wir vor allem Studenten vor dem neuen Wintersemester die Gelegenheit geben, sich noch impfen zu lassen“, erklärte Ministerin Bachmann.

Bis zur Schließung werden drei Impfzentren im Ein-Schicht-Betrieb weitergeführt: Neunkirchen von 7 bis 14 Uhr, Saarlouis und Lebach von 7 bis 15 Uhr. In Saarbrücken wird weiterhin in zwei Schichten von 7 bis 20 Uhr geimpft. Wenn die Impfzentren ihren Betrieb eingestellt haben, sollen Interessenten dennoch ohne großen Aufwand zu einer Impfung kommen. „Die Kassenärztliche Vereinigung hat uns signalisiert, dass die Ärzte im Saarland die weiteren Impfungen problemlos bewältigen können“, sagte Bachmann.

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