Bläserchor war das Glanzlicht

Hasborn. "Romantische Entdeckungen" waren das prächtige Ergebnis der jüngsten Arbeitswoche des Landes-Jugend-Symphonie-Orchesters Saar (LSO), das in der Kulturhalle Hasborn Begeisterungstürme erregte

 Die jungen Musiker beeindruckten mit ihrem Können. Foto: atb

Die jungen Musiker beeindruckten mit ihrem Können. Foto: atb

Hasborn. "Romantische Entdeckungen" waren das prächtige Ergebnis der jüngsten Arbeitswoche des Landes-Jugend-Symphonie-Orchesters Saar (LSO), das in der Kulturhalle Hasborn Begeisterungstürme erregte. Vor allem gebührt den jungen Musikern und Musikerinnen (das weibliche Element beherrschte die Streichergruppe, Rückzugsgebiet der Männer war das Blech) hohe Anerkennung dafür, dass sie sich offenbar mit großem Engagement schwerer und unbekannter Werke angenommen hatten, denn wer kennt schon Cecil Forsyth oder Friedrich Gernsheim?Romantik und Poesie Bereits die "Ouvertüre" gab sich hochromantisch: "Nachklänge von Ossian" nannte der dänische Komponist Niels Wilhelm Gade sein Opus 1 und begab sich damit in eine düstere keltische Vorzeit: Ein englischer Autor des 18. Jahrhunderts hatte eigene elegische Poesie für das Werk eines schottisch-gälischen Barden "Ossian" ausgegeben und damit das nostalgische Entzücken seiner Zeitgenossen (darunter Goethe und Napoleon) hervorgerufen. Das Orchester begann und endete in mustergültigem Piano, man durfte sowohl getragene Melodien in tiefer Lage als auch flirrenden Geigenglanz oder hymnische Bläsergesänge genießen. Als Blickfang und charakteristisch für die Thematik konnten sich zwei Harfen präsentieren. Der Engländer Cecil Forsyth war selbst Bratschist und schrieb 1903 ein Konzert in g-Moll für Viola und Orchester, das dem Soloinstrument ganz hervorragende Gestaltungsmöglichkeiten bietet und für die Studentin Petra Marcolin, die durch zehn Jahre im LSO mitgespielt hatte, zum geradezu triumphalen Erfolg wurde. Mit großem Ton und meisterlichem Ausgleich von hoher und tiefer Lage spielte sie dramatische Rezitative und schwelgerisch schöne Kantilenen und gefiel auch mit bravourösem Figurenwerk, besonders in einer Art Kadenz des ersten Satzes. Der Dirigent Alexander Mayer hatte das Orchester zu exzellent transparentem Begleiten geführt. Ein Glanzlicht war der schwermütige Bläserchor zu Beginn des zweiten Satzes. Gerade die perfekte Kombination von Bläsern und Viola gehörte zu den Feinheiten der Aufführung, gute Arbeit der Streicher offenbarte das den dritten Satz einleitende Unisono. Britta Lahnstein, die künstlerische Leiterin des LSO, hatte einleitend besonders zum dritten Komponisten des Abends, Friedrich Gernsheim hilfreiche Informationen gegeben. Auf der Suche nach einem Werk mit lokalem Kontext war man auf Gernsheim gestoßen, der, in Worms geboren, nach Studien in Leipzig und Paris in Saarbrücken seine erste Anstellung als Musikdirektor gefunden hatte. Sein Weg führte über Köln und Rotterdam nach Berlin; da er Jude war, wurde sein Schaffen später totgeschwiegen, und die Noten seiner Sinfonie Nr.1 in g-Moll mussten im Archiv der Stadt Worms "ausgegraben" werden. Alexander Mayer leitete wie zuvor umsichtig und motivierend und hatte dem Zusammenspiel von Streichern und Bläsern sowie vielen sensiblen Übergängen große Aufmerksamkeit angedeihen lassen. Im effektvollen Kontrast zu kräftigen Tremolopassagen in den Streichern standen delikate Bläsersoli (ein Sonderlob für Klarinetten und Hörner im zweiten Satz). Der dritte Satz (Scherzo) beeindruckte durch seine Geschlossenheit und Brillanz, es fehlte auch nicht an volkstümlicher Melodik von eher behäbiger Art. Exakte Läufe, wohlgelungene Crescendi und deutliche Kontraste waren Qualitätsmerkmale des letzten Satzes. Nach so viel ernster Anspannung freuten sich alle Anwesenden über die willkommene Zugabe des Orchesters, Edgar Elgars Marsch Nr.1 aus "Pomp and Circumstance" mit der bekannten britischen Hymne "Land of Hope and Glory".

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