Bis zum "Schmuckstück" noch ein weiter Weg

Ottweiler. Der arg verlotterte Ottweiler Bahnhof soll binnen vier Jahren ein "Schmuckstück" werden - das wünscht sich Bürgermeister Hans-Heinrich Rödle. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich Zuschuss-Töpfe öffnen. Die Stadt hat jetzt fristgerecht einen Antrag auf Förderung aus dem KIWI-Programm (siehe "Auf einen Blick") gestellt

 Was mit dem von der Deutschen Bahn in der Vergangenheit arg vernachlässigten Bahnhofsgebäude geschieht, hat die Stadt Ottweiler jetzt selbst in der Hand. Für ein besseres Erscheinungsbild der Bahnsteige muss man allerdings auf die Bahn hoffen. Foto: Andreas Engel/Archiv

Was mit dem von der Deutschen Bahn in der Vergangenheit arg vernachlässigten Bahnhofsgebäude geschieht, hat die Stadt Ottweiler jetzt selbst in der Hand. Für ein besseres Erscheinungsbild der Bahnsteige muss man allerdings auf die Bahn hoffen. Foto: Andreas Engel/Archiv

Ottweiler. Der arg verlotterte Ottweiler Bahnhof soll binnen vier Jahren ein "Schmuckstück" werden - das wünscht sich Bürgermeister Hans-Heinrich Rödle. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich Zuschuss-Töpfe öffnen. Die Stadt hat jetzt fristgerecht einen Antrag auf Förderung aus dem KIWI-Programm (siehe "Auf einen Blick") gestellt. Dafür holte sich der Bürgermeister in der vergangenen Woche grünes Licht vom Bau- und Umweltausschuss des Stadtrates. Der Ausschuss stimmte dem von der Verwaltung vorgelegten Sanierungs- und Nutzungskonzept für den Bahnhof mit der Mehrheit von SPD und FDP zu, CDU und FWG sprachen sich dagegen aus.Die Kosten für den "neuen" Bahnhof werden laut Rödle mit 1,2 Millionen Euro angesetzt - 830 000 Euro für die Sanierung, 200 000 Euro für die Außenanlagen, 170 000 Euro für den im Dezember erfolgten Kauf durch die Stadt. Rödles Rechnung: 50 Prozent der Summe kommen aus der KIWI-Förderung, 300 000 Euro kommen in Zusammenhang mit dem vorgesehenen Museum von der VSE, die restlichen 300 000 Euro hat die Stadt über vier Jahre zu finanzieren. Dabei hofft er auf 20 Prozent Eigenleistung durch die Denkmalwerkstatt der Arbeiter-Samariter-Bund-Gesellschaft GSE. Für die Gestaltung der Außenanlagen mit "möglichst viel Parkraum" rechnet der Verwaltungschef außerdem mit Zuschüssen über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. Neben der Gebäudesanierung und der Herrichtung der Außenanlagen, die in den Händen der Stadt liegen, möchte Rödle die Bahn dazu bewegen "bis 2014 oder 2015" den Bahnsteig - er bleibt im Besitz der Bahn - auf Vordermann zu bringen und einen barrierefreien Zugang zu schaffen.

Peter Häckelmann stimmte für die SPD der "langfristigen Herausforderung" Bahnhofssanierung zu. Er regte an, über ein Blockheizkraftwerk nachzudenken, ferner müsse man zusammen mit der Bahn eine Lösung finden für die Unterführung zum Bahnsteig.

Hans-Peter Jochum (CDU) sprach dagegen von einem "Vabanque-Spiel" mit zu vielen finanziellen Unwägbarkeiten. Angesichts des Spardrucks, unter dem die Stadt stehe, könne man sich dieses Projekt nicht "aufhalsen". Sein Fraktionskollege Willi Wälder sah zu viel Eile angesichts der "folgenschweren Entscheidung" im Spiel. Auch Friedel Budke (FWG) wollte keinen "Blanko-Scheck ausstellen für Visionen, deren Machbarkeit nicht gegeben ist". Der Grüne Hennig Burger beharrte darauf, dass die Finanzierung nicht im Geringsten gesichert sei.

Zu Beginn der Ausschusssitzung hatte Bauamtsleiter Gerhard Schmidt das Konzept im Detail vorgestellt. Man wolle das 1877 erbaute Bahnhofsgebäude "möglichst ursprünglich und authentisch nach historischem Vorbild" renovieren. Fenster und Dach müssten komplett erneuert werden, was auch mit der Denkmalschutzbehörde abzustimmen sei. Viel müsse investiert werden in Böden, Decken, Beleuchtung, Brandschutz, elektrische Anlagen und Heizung.

Der feuchte und niedrige Keller könne kein nutzbarer Raum werden, schränkte Schmidt ein. Im Erdgeschoss soll die frühere Gaststätte in ein Museum für Technik und Kommunikation umgewandelt werden. Dazu werde der 150 Quadratmeter große Raum unterteilt. Die Eingangshalle solle ihren Charakter behalten und als "Gelenk" zwischen Museum sowie dem Bereich mit Fahrkartenverkauf und Kiosk dienen.

Das Obergeschoss solle barrierefrei zugänglich gemacht werden. Die dortigen rund 150 Quadratmeter sollen wohl nicht mehr ausschließlich als Jugendtreff genutzt werden, sondern auf Wunsch des Ortsrates auch der Bürgerbegegnung und den Vereinen offen stehen.

Im Umfeld sollen neben den verpachteten Dauerstellplätzen möglichst viele Kurzzeit-Parkplätze vor dem Bahnhof und seitlich des Bahnhofs geschaffen werden. Letzteres soll laut Rödle bereits in diesem Jahr angegangen werden, die bauliche Sanierung solle 2013 beginnen.

Auf einen Blick

Das KIWI-Programm ist eine Ergänzung der bestehenden Städtebauförderungsprogramme im Saarland. Das Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr stellt dafür vorerst insgesamt vier Millionen Euro aus Fördermitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung zur Verfügung. Sie kommen "integrierten städtebaulichen Einzelvorhaben, die ökologische, soziale und ökonomische Belange beachten" zugute. Die Abkürzung KIWI steht für kreativ, integrativ, wirtschaftlich, innovativ. gth

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