Argumentieren statt pauken

Kreis Neunkirchen. 11 Uhr am Illtal-Gymnasium in Illingen (IGI). 13 Oberstufen-Schülerinnen und Schüler sitzen konzentriert rund um einen großen Tisch

 Im Rahmen des Seminarfachs beschäftigten sich Oberstufen-Schüler des Illtal-Gymnasiums mit "Weltbevölkerung und Migration". Die Sprechwissenschaftlerin Rebecca Thömmes (links am Tisch stehend) arbeitete mit den Schülern an der freien Rede. Studienrätin Anne Breit und Schulleiter Klaus Lessel (rechts hinten) beobachteten den Lernerfolg. Foto: Andreas Engel

Im Rahmen des Seminarfachs beschäftigten sich Oberstufen-Schüler des Illtal-Gymnasiums mit "Weltbevölkerung und Migration". Die Sprechwissenschaftlerin Rebecca Thömmes (links am Tisch stehend) arbeitete mit den Schülern an der freien Rede. Studienrätin Anne Breit und Schulleiter Klaus Lessel (rechts hinten) beobachteten den Lernerfolg. Foto: Andreas Engel

Kreis Neunkirchen. 11 Uhr am Illtal-Gymnasium in Illingen (IGI). 13 Oberstufen-Schülerinnen und Schüler sitzen konzentriert rund um einen großen Tisch. Der Raum ist rundum zugepflastert mit großen Blättern: Der Gast liest Tabellen unter der Überschrift "Sprechwirkungskategorien", versucht die Grafik zu "Sprechsituationen" zu entziffern, wird über die "Grundformen der Rede" informiert, kann sich verschiedene Standard-Redeanfänge und Redeschlüsse anschauen. Im Rahmen des Seminarfachs beschäftigen sich die Illtal-Gymnasiasten einen ganzen Tag lang (von 8 bis 16 Uhr!) mit "Weltbevölkerung und Migration". Wobei es natürlich um das hochaktuelle Thema geht, ebenso aber auch um die Fähigkeit der jungen Leute, sich intelligent und effizient mit der Materie zu befassen und dann die Einsichten und Erkenntnisse auch noch rhetorisch-elegant an den Zuhörer zu bringen. Die Sprechwissenschaftlerin Rebecca Thömmes vom Institut für Rhetorik und Methodik (IRM) der Europäischen Akademie Otzenhausen ist für diesen besonderen Unterrichtstag nach Illingen gekommen. "Es geht bei dem neuen Seminarfach darum, die Schüler fit zu machen für das selbstständige Erarbeiten anspruchsvoller Themen. Schließlich wird das später an den Unis und im Beruf von einem Abiturienten erwartet", beschreibt Studienrätin Anne Breit die Ziele des Fachs, das mit einer Doppelstunde wöchentlich zum Stundenplan in der Oberstufe gehört. Und auch Schulleiter Klaus Lessel ist überzeugt, dass das noch junge Unterrichtsfach bestens geeignet ist, die Schüler auf das "richtige Leben" vorzubereiten.Den jungen Leuten macht die ganze Sache augenscheinlich Spaß. Geht es doch nicht um das Herunterbeten von eingelerntem Stoff, sondern um die Entwicklung neuer und vor allem auch kreativer Fähigkeiten. So brüten sie am späten Vormittag über ihren Stichwortzetteln, um eine Drei-Minuten-Rede vorzubereiten. Gestärkt durch eine Mittags-Pizza dann nach der Pause die Aufritte der jungen Damen und Herren. Rebecca Thömmes ("Rhetorik gehört zur Demokratie-Fähigkeit") rückt das Rednerpult zurecht, justiert die Kamera, gibt letzte Tipps und lädt die leicht verdutzten Schüler zur Lockerungs-Gymnastik: Spätestens nach dem erheiternden Po-Wackler sind die Jung-Redner bereit. Sally-Ann macht den Anfang, redet sich nach anfänglicher Unsicherheit warm. Applaus für die "Eisbrecherin". Nicolas, Lea, Lisa, Caroline, Tamara, Anna-Lena, Marc, Matthias, Maximilian und Fabian folgen: Eine gelungene Vorstellung, der die intensive Besprechung der Vorträge folgt. Motto: Aus Fehlern kann man nur lernen! "Rhetorik gehört zur Demokratie-Fähigkeit"Rebecca ThömmesMeinung

So macht Schulerichtig Spaß

Von SZ-RedakteurinSolveig Lenz-Engel Endlich mal ein Unterrichtsfach, bei dem sich die üblichen fruchtlosen Diskussionen über Sinn und Unsinn der Lernstoffes erübrigen sollten. Denn während Generationen trefflich darüber stritten, ob Kurvendiskussion, der gallische Krieg, das Periodensystem und der Zitronensäure-Zyklus wirklich zur Grundausstattung eines Abiturienten gehören müssen, bietet das Seminarfach fraglos rundum brauchbare Fähigkeiten an. Denn, wer kommt heute schon durchs Berufsleben ohne die Ergebnisse seiner Arbeit mittels Beamer vorstellen zu müssen oder auch mal in freier Rede vor größerem Publikum sprechen zu müssen? Dass die Europäische Akademie ans IGI gekommen ist, zeigt, wie wichtig auch außerschulische Bildungsträger das neue Fach nehmen. Schließlich soll es junge Leute dazu befähigen, sich vernünftig auszudrücken und sinnvoll zu argumentieren. Demokratie braucht das! Dass die Bildungspolitiker hier zu Lande, die in den letzten Jahren vieles mit zu heißer Nadel gestrickt haben, beim Seminarfach gut gegriffen haben, beweisen die Reaktionen der Schüler: Sie sind mit Elan dabei! Auf einen BlickDas Seminarfach ist neu im Fächerkanon der gymnasialen Oberstufe. Durch das Seminarfach soll gewährleistet werden, dass die Schüler systematischer als bisher lernen, im Team zusammenarbeiten, komplexe Zusammenhänge über Fachgrenzen hinweg analysieren und diese mit modernen Medien präsentieren. Die Auswahl der Arbeitsthemen berücksichtigt fächerübergreifende und fächerverbindende Themenstellungen, die insbesondere zu problembezogenem und vernetztem Denken anregen sollen. sl

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