Ärger um Tholeyer Abtei Landesdenkmalamt setzt auf Dialog

Reden/Tholey · In der Auseinandersetzung mit der Tholeyer Abteikirche wegen unabgesprochener Sanierungen ist das Landesdenkmalamt um Kooperation bemüht.

 Das verwitterte Tympanon des Nordportals der frühgotischen Abteikirche St. Mauritius in Tholey.

Das verwitterte Tympanon des Nordportals der frühgotischen Abteikirche St. Mauritius in Tholey.

Foto: Abtei Tholey

„Entscheidungen dürfen nie alleine getroffen werden, nie“: Diese Überzeugung äußerte Georg Breitner, als er im September vergangenen Jahres als neuer Leiter des saarländischen Landesdenkmalamtes und Nachfolger Josef Bauligs vorgestellt wurde. Der war ein umstrittene Figur – just wegen einsamer Entscheidungen. Breitners Bekenntnis zur Dialognotwendigkeit holt ihn dieser Tage nun auf ganz andere Art ein, als er sich das wohl gedacht hat. Denn er ist mit dem eigenmächtigen Handeln eines Denkmaleigentümers konfrontiert. Es sind die Tholeyer Mönche. Sie haben, wie mehrfach berichtet, bei Renovierungsarbeiten massiv in das Nordportal der frühgotischen Abteikirche St. Mauritius eingegriffen – ohne Rücksprache mit Breitners Behörde. Ein klarer, mittlerweile auch von den Mönchen eingeräumter Regelverstoß, der Vertrauen kostete. Nun wird es laut Breitner „ein sehr steiniger Weg“, um die abmontierten Original-Rundbögen (Archivolten) wieder an Ort und Stelle zu bringen. Denn darauf besteht er. Und ist dennoch kooperativ: „Trotz des Fehlverhaltens der Abtei kümmert sich das Landesdenkmalamt um eine konkrete Planung der Wiederherstellung. Dies ist zunächst eigentlich der Part des Verursachers.“

Rückbau also. Das macht Kompromisslösungen, wie sie den Benediktinermönchen vorschweben, nahezu unmöglich. Die möchten die stark verwitterten Darstellungen durch neu gefertigte „Nachschöpfungen“ ersetzen und hoffen weiterhin, dass das Landesdenkmalamt zumindest Ergänzungen zulassen wird. Das Ziel der Brudergemeinschaft: bessere Erkennbarkeit und Lesbarkeit. „Das Portal bleibt so, wie es war, damit muss sich die Abtei anfreunden“, sagt er. Das müssen auch die Bürger, die als Ergebnis einer Rundumsanierung, wie sie in Tholey läuft, meist eine gewisse Herausgeputztheit erwarten. Mutmaßlich sind die Mönche mit ihrem Wunsch nach einem weniger zerstörten, schöneren Portal für dieses Kirchen-Kleinod nicht allein. Zumal die Abteikirche St. Mauritius dank neuer Kirchenfenster von Gerhard Richter ein touristisches Ziel werden soll. Aus Sicht des Denkmalamts-Chefs steht dem nichts entgegen. Im Gegenteil. Breitner hält die Authentizität des Baus für dessen Hauptattraktion, und an der Verwitterung des Portals lasse sich der Alterungsprozess unmittelbar ablesen: „Ein Denkmal hat das Recht, die Spuren der Zeit vorzuzeigen.“ Auch seien fragmentierte Denkmäler keine Seltenheit und von der Öffentlichkeit akzeptiert. „Dass ein Relief an Lesbarkeit verliert, muss möglich sein“, so Breitner, der zusätzlich auf die äußerst seltene Bildsprache der Tholeyer Archivolten verweist. Das Saarland besäße die einzige Kirche in Deutschland, wo man sie noch original vor Ort erleben könne. Lagere man sie ein, würde man „das Denkmal einer kostbaren Qualität berauben“, so der Landesdenkmalamts-Chef, der möglichst schnell eine Fachtagung zu all dem organisieren möchte, um den Diskurs, den sein Amt mit den Denkmaleigentümern führt, für die Bevölkerung zu öffnen und transparent zu machen. Denn Breitners Optimismus für eine Einigung mit den Mönchen ist begrenzt. „Es läuft höchstwahrscheinlich auf einen klassischen Dissens“ hinaus, sagt er. Was bedeutet, dass sowohl er wie auch die Mönche die nächsthöhere und letzte Entscheidungsinstanz werden anrufen müssen. Für das Landesdenkmalamt ist dies zweifelsfrei der Kultusminister, doch ob für den Konvent der päpstliche Nuntius (Botschafter) in Deutschland zuständig ist, bedarf noch der Klärung. Bisher gingen die Mönche davon aus, aber womöglich wird die Kurie doch noch eine andere Instanz einschalten.

 Der saarländische Landesdenkmalamts-Chef Georg Breitner

Der saarländische Landesdenkmalamts-Chef Georg Breitner

Foto: Ministerium für Bildung und Kultur

Derweil kämpft Breitner, wie er sagt, erst mal darum, „dass man unsere fachliche Position überhaupt wieder wahrnimmt.“ Dass das Landesdenkmalamt auf ein massives Fehlverhalten mit Schadensbegrenzung reagiere, möchte er als Signal verstanden wissen, „was Denkmalpflege auch bedeuten kann.“

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