Abriss in der Burgstraße

Kirkel · Mit dem Abriss des denkmalgeschützten Hauses in der Kirkeler Burgstraße ist ein weiteres Stück Dorfgeschichte verschwunden. Die Gemeinde hätte das Anwesen schon vor Jahren gerne erworben, aber daraus wurde nichts. Nun klafft ein Loch in der Straße.

 Das kleine weiße Haus in der Kirkeler Burgstraße wurde abgerissen. Fotos: huz

Das kleine weiße Haus in der Kirkeler Burgstraße wurde abgerissen. Fotos: huz

 Ein Stück Dorfromantik verschwindet: Die handgestrichenen Biberschwanzziegel wurden vor dem Abriss vorsorglich entfernt.

Ein Stück Dorfromantik verschwindet: Die handgestrichenen Biberschwanzziegel wurden vor dem Abriss vorsorglich entfernt.

. Häuser sind Privat-Eigentum, da nutzt auch der Denkmalschutz nicht viel. Und da die Eigentümer des Anwesens in der Kirkeler Burgstraße beschlossen hatten, kurz vor Weihnachten das alte Haus gegenüber der Kneipe "Tante Milli" abzureißen, konnten auch Denkmalschutzbestimmungen diesen Entschluss nicht verhindern. Dass das alte Haus aus dem 19. Jahrhundert baufällig war - darüber bestand kein Zweifel. Nicht zuletzt hatte die Wirtin der Wirtschaft "Tante Milli", die genau gegenüber liegt, den Verfall täglich vor Augen.

Aber das über 150 Jahre alte Haus befand sich nicht immer in diesem bedauernswerten Zustand. Der Archäologin Christel Bernard hätte viel daran gelegen, das Haus behalten zu können, "zumal es mit seiner historischen Bausubstanz innerhalb der Burgstraße einen charakteristischen Platz eingenommen hat. Man hätte das Haus restaurieren und als attraktive Ergänzung zur Burg für die Besucher herrichten können."

Doch mit dem Abriss, ärgert sich die Archäologin, sei nun alles zu spät, und ein weiteres Stück der historischen Bausubstanz von Kirkel verloren gegangen. Obwohl Bernard das Haus schon vor Jahren unter Denkmalschutz hatte stellen lassen, "hat dies keine verbindliche Wirkung. Die Eigentümer können letztendlich mit ihrem Besitz machen, was sie wollen." Wenn Eigentümer ein denkmalgeschütztes Anwesen nicht pflegen, aber auch nicht verkaufen wollen, sei es eine bewährte Methode, so Bernard, das Haus einfach weiter verfallen zu lassen, bis der Abriss unausweichlich sei. Solche Fälle gebe es überall in Deutschland.

Eine Nachfrage bei Bürgermeister Frank John zeigte, dass auch die Gemeinde keine Handhabe hat: "Das Haus gehört einer Kirkeler Familie. Wir haben als Gemeinde keinen Einfluss darauf, was die Erbengemeinschaft damit macht. Wir können es nicht verhindern, wenn die Eigentümer den Abriss beschlossen haben." Schade findet es auch Frank John, "dass damit ein Stück Ortsgeschichte verschwindet". Zumal das alte Haus angeblich einmal als Schule gedient haben soll.

Der inzwischen verstorbene Alt-Bürgermeister Arno Hussong hatte, wie unsere Recherchen im eigenen Archiv ergaben, im Sinne der Gemeinde schon vor Jahren Interesse an dem Haus mit seinem Grundstück bekundet. Er hätte daraus gerne ein einladendes Besucherzentrum oder Museum gemacht - vor allem mit Spielmöglichkeiten für Kinder.

Die Gemeinde hatte in der Vergangenheit offensichtlich mehrere Versuche unternommen, das Anwesen zu erwerben, auch als Tauschgeschäft. Insbesondere, als vor etwa zehn Jahren der Bereich des so genannten Oberdorfes - der obere Bereich der Burgstraße - mit einem neuen Kanal und teurem Kleinpflaster ausgestattet worden war.

Doch die Forderungen der Besitzer an die Gemeinde seien so hoch gewesen, so dass die Gemeinde im Interesse der Allgemeinheit von einem Ankauf oder einem Grundstücks-Tausch absah, heißt es in den Archiven.

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