750 Jahre Lindscheid

Lindscheid. "Die Ersterwähnung eines Dorfes in einer Urkunde ist nicht sein Gründungsdatum." Der Historiker Johannes Naumann, der vor einigen Tagen einen Vortrag zu Lindscheids neuem Ortsbuch im Vereinshaus hielt, hat diesen Satz schon ungezählt oft bei seinen Fachvorträgen gesagt

 1935: Großbrand in Lindscheid. Die Feuerwehr rückt mit Pferd und Pumpenwagen aus. Fotos: SZ

1935: Großbrand in Lindscheid. Die Feuerwehr rückt mit Pferd und Pumpenwagen aus. Fotos: SZ

 Lindscheider Raspelbuben in der Karwoche um 1943. Der damalige Feldweg heißt heute Im Hanfgarten.

Lindscheider Raspelbuben in der Karwoche um 1943. Der damalige Feldweg heißt heute Im Hanfgarten.

Lindscheid. "Die Ersterwähnung eines Dorfes in einer Urkunde ist nicht sein Gründungsdatum." Der Historiker Johannes Naumann, der vor einigen Tagen einen Vortrag zu Lindscheids neuem Ortsbuch im Vereinshaus hielt, hat diesen Satz schon ungezählt oft bei seinen Fachvorträgen gesagt.Nur das MindestalterUnd er bestätigte es auch den Lindscheidern, die an den Pfingsttagen den 750. Geburtstag ihres Heimatdorfes feiern. 750 Jahre, das ist eben nur das Mindestalter, das geschichtlich nachgewiesen ist. Der hübsche Bohnentalort ist mit Sicherheit wesentlich älter. "1258 bekennt Herr Wilhelm von Lievenberch", heißt es in der Urkunde - mit "Lievenberch" war die Liebenburg bei Namborn gemeint - "das er vom Grafen von Blieskastel (de Castris) als () verschiedene Güter, u. a. in Merpedingen und Lindschad zu Lehen trägt." Mit diesem Jahr beginnt auch der erste Beitrag in dem neuen Buch "750 Jahre Lindscheid - Ein kleines Dorf und seine vielen Herrschaften". Er ist ein Gang in großen Schritten durch seine Geschichte bis zum Beginn der Französischen Revolution. Dieser Zeitraum von über 500 Jahren bildete auch die Grundlage eines Vortrags, den Johannes Naumann bei der Vorstellung des Bandes hielt. Dokument des WandelsAusführlich schreibt der verantwortliche Schriftleiter Erwin Marx auf vielen Seiten über sein Dorf. Er geht auf die Herrschaftsverhältnisse und auf die Zugehörigkeit des Ortes zu den Pfarreien Thalexweiler und Scheuern ein. Die Schulgeschichte ist ebenso ein Thema wie die Freizeitanlage Waldborn, das Vereinsleben und die Gewerbebetriebe. Sorgfältig aufgelistet hat der Autor die Meier, Bürgermeister und Ortsvorsteher von Lindscheid zwischen 1763 und 2008, ebenso die wichtigsten Ereignisse von 1960 an bis heute. Interessant zu lesen ist die Entwicklung der Einwohnerzahlen. Von 70 Bürgern im Jahre 1802 stieg ihre Zahl bis 1998 auf 434 an. Sie wurde danach bis jetzt nicht mehr erreicht und liegt derweil knapp unter 400. Von "Lindschad" im Jahre 1258 wandelte sich der Ortsname über "Lindescheit" (1361) und "Linschet" (1588) bis zur heutigen Schreibweise. Die Leser des Buches erfahren auch etwas über die Lindscheider Hobbydichter, über alte Autos und Traktoren, Bräuche und kirchliche Veranstaltungen sowie über Hausnamen und Erbgenossenschaften. Das mit über 200 Fotos ausgestattete Buch lässt nicht nur das alte Lindscheid wieder aufleben. Es gewährt auch einen Blick in die Neuzeit. "750 Jahre Lindscheid", 112 Seiten, 7,50 Euro, erhältlich bei Ortsvorsteherin Elisabeth Biwer, Telefon (06888) 8863, und bei Erwin Marx, Telefon (06888) 8782.

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