Senioren-Rabatt? Nicht bei der Stadt

Zweibrücken · Ein paar private Einrichtungen in Zweibrücken geben Senioren Rabatte – nicht aber kommunale Einrichtungen wie Stadtmuseum, Bäder oder Rosengarten. Dabei könnten Rabatte auch Besucherzahlen erhöhen, gibt Raphaël Baumann vom Seniorenbeirat zu bedenken.

Freier Eintritt in städtischen Einrichtungen in Zweibrücken ? Zu schön, um wahr zu sein. "Bei uns gibt es nirgends freien Eintritt!", stellt eine Seniorin einen Satz in unserer lokalen Wochenend-Kolumne vorigen Samstag ("Wir sind Griechenland") richtig.

Und tatsächlich: Während die Stadt und ihre Tochtergesellschaften teils deutliche Ermäßigungen für Schüler, Studenten und Schwerbehinderte gewähren, müssen Rentner überall voll zahlen, ob bei Kulturveranstaltungen, im Freibad, im Badeparadies, im Rosengarten, in der Stadtbibliothek oder im Stadtmuseum.

Das wird mancherorts anders gehandhabt - wie etwa Zeitungsberichte unter der Überschrift "Warum kriegen Senioren überall Rabatt?" (FAZ) zeigen. Und auch in Zweibrücken gibt es Rabatte für Senioren- allerdings nicht von der Stadt, sondern nur bei einigen privaten Anbietern, etwa bei Eintrittskarten für SVN-Spiele, die Nutzung des Fitnessstudios der VTZ oder die Stadtbusse.

Warum also müssen Senioren bei der Stadt immer voll zahlen? Stadtsprecher Heinz Braun antwortet auf Merkur-Anfrage: "Das ist unserer Finanzlage geschuldet." Es habe deshalb bislang auch seines Wissens keinerlei politischen Initiativen gegeben, daran etwas zu ändern. Denn Rabatte für Senioren wären eine sogenannte freiwillige Leistung: "Da stünde uns die ADD auf der Matte." Die Kommunalaufsichtsbehörde hat in den vergangenen Jahren die Stadt immer wieder aufgefordert, ihre Einnahmemöglichkeiten besser auszuschöpfen, weshalb Gebühren erhöht wurden und der Sozialausweis für Erwachsene sogar gestrichen.

Braun gibt zudem zu bedenken, dass es auch viele Senioren gibt, die auf Rabatte gar nicht angewiesen seien. Eine Ausnahme gebe es nur indirekt - über die dieses Jahr auch n Zweibrücken eingeführte rheinland-pfälzische "Ehrenamtskarte". Mit dieser erhalten Ehrenamtler (gegebenenfalls also auch Senioren) sogar freien Eintritt in den Rosengarten und die Schwimmbäder sowie weitere Vergünstigungen, auch bei einzelnen Geschäften. Voraussetzung ist allerdings der Nachweis, mindestens durchschnittlich fünf Stunden pro Woche im Jahr ohne finanzielle Aufwandsentschädigung ehrenamtlich tätig zu sein.

Für Werner Boßlet, Chef des Rosengarten-Betreibers UBZ, ist ein Senioren-Rabatt "kein Thema, denn die Preise sind an sich schon sehr moderat". So koste die Jahreskarte nur 26 Euro.

Der städtische Seniorenbeauftragte Ulrich Kopf hat wie Braun bislang keine Beschwerden über fehlende Seniorenrabatte in Zweibrücken bekommen. Er wisse aber, dass es in einigen anderen Kommunen Seniorenkarten gebe. Bei einem Bevölkerungsanteil von 26 Prozent über 60-Jährigen in Zweibrücken wäre eine Einführung aber teuer, so Kopf.

Der stellvertretende Vorsitzende des Zweibrücker Seniorenbeirats, Raphaël Baumann, will das Thema Senioren-Rabatte in einer der nächsten Sitzungen ansprechen. Er halte den finanziellen Mehraufwand für die Stadt verkraftbar. Zwar kenne auch er keine konkreten Beschwerden aufgrund fehlender Rabatte - doch Baumann hat ganz praktische Anhaltspunkte dafür, dass Eintrittspreise durchaus eine Rolle für Senioren spielen. Der Altenheimleiter berichtet: "Wir haben mit dem Rosengarten eine Abmachung, dass unsere Bewohner gratis in den Rosengarten kommen und zahlen dafür einmal im Jahr einen kleinen Obulus. Das wird gerne in Anspruch genommen."

Baumann gibt auch zu bedenken, dass Senioren angesichts des demografischen Wandels als Zielgruppe immer wichtiger würden - sodass rabattierte Eintrittspreise wahrscheinlich auch mehr Besucher anlocken, was für die Stadt die Rabattkosten kompensieren könne.

Der Vorsitzende der Landes-Senioren-Vertretung Rheinland-Pfalz, Herman-Hartmut Weyel, macht zwar darauf aufmerksam, dass im Ausland Seniorenrabatte wesentlich weiter verbreitet als bei uns seien. Handlungsbedarf sieht er aber nicht, "weil bei uns im Moment die Senioren nicht in großem Umfang arm sind - das kann sich aber ändern".

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