Ausstellung zur Bombardierung Zweibrückens Vom Weg in die Katastrophe bis zum Wiederaufbau

Zweibrücken · Die Ausstellung im Stadtmuseum zum 75. Jahrestag des Bombenangriffs vom 14. März 1945 erinnert nicht nur an die fast vollständige Zerstörung der Stadt, sondern fragt auch nach den Ursachen der Bombardierung.

 Auch das Schloss wurde bei der Bombardierung schwer beschädigt.

Auch das Schloss wurde bei der Bombardierung schwer beschädigt.

Foto: Jan Althoff

Beim verheerenden Bombenangriff am 14. März 1945 wurden 85 Prozent des historischen Stadtzentrums Zweibrücken in Trümmer gelegt. Daran erinnert die Sonderausstellung im Zweibrücker Stadtmuseum, die am Freitag, 13. März, 18 Uhr, eröffnet wird. Auch wenn die Museumsleiterin Charlotte Glück „Verständnis“ für die betroffenen Menschen hat: „Am 14. März 1945 waren die Zweibrücker Opfer. Aber es gehört auch zur Wahrheit, dass Zweibrücker zu den Tätern gehörten.“

Deshalb wird auch die Vorgeschichte, die nach dem Ersten Weltkrieg zur nationalsozialistischen Herrschaft, zum Krieg und dann zur Zerstörung geführt hat, bei der Ausstellung dargestellt. „Der Krieg war das Ergebnis der nationalsozialistischen Politik die zu Krieg und Zerstörung geführt hat “, sagt Glück. Zur Wahrheit gehöre auch, dass die Bombardierung der Zivilbevölkerung „ein Kriegsverbrechen“ sei. Wobei die Museumsleiterin bei der Ausstellung auch eine Aufnahme des von der deutschen Luftwaffe zerstörten Coventry zeigt. Oder eine Reproduktion des Picasso-Gemäldes „Guernica“, wo deutsche Kampfflugzeuge schon 1937 die spanische Stadt zerstörten.

Der Titel der Sonderausstellung „Heute gilt es uns!“ erinnert an die bewegten Worte des damaligen Chefarztes, Dr. Alois Keßler, am Abend des 14. März. Doch für Glück gilt der Satz auch ganz aktuell: „Heute gilt es uns – zu verhindern, dass so etwas je wieder passiert. Heute gilt es uns – für Friede und Demokratie einzutreten und zu verbreiten.“

 Ein Holzmodell zeigt, wie Zweibrücken vor dem Krieg ausgesehen hat.

Ein Holzmodell zeigt, wie Zweibrücken vor dem Krieg ausgesehen hat.

Foto: Jan Althoff

Bei der Ausstellung widmet die Museumsleiterin jedem Raum ein Kapitel: Alt-Zweibrücken, Weg in die Nazi-Herrschaft, Kriegspolitik der Nazis, 14. März, Trümmerzeit und Wiederaufbau. Das sonst im Schloss aufgestellte 1,6 mal 1,4 Meter große Modell, das Zweibrücken im Jahr 1860 zeigt, nimmt den ersten Raum ein. „An dem Modell kann man gut zeigen, was vom historischen Zweibrücken zerstört worden ist“, sagte Glück. Dazu kommen noch alte Aufnahmen und auf einem Computer kann man auch einen virtuellen Rundgang durch das Zweibrücken des Jahres 1927 machen.

Das nationale Denken nach dem Ersten Weltkrieg und die Reparationszahlungen sind Gründe für den Aufstieg der NSDAP. In Zweibrücken gebe es noch weitere Gründe, sagt Glück. So sei Zweibrücken nach dem Wegfall Lothringens und der Abtrennung vom Saarland zu einer Grenzstadt geworden. „Zweibrücken verlor sein Hinterland mit seinen wirtschaftlichen Folgen.“ So entstand in der Herzogstadt die dritte Ortsgruppe der NSDAP in der Pfalz. Die Ausstellung stellt auch dar, dass auch die Kirchen oder die Justiz dem Nationalsozialismus „nicht ablehnend“ gegenübergestanden haben. Zudem sei Zweibrücken vor der Saar-Abstimmung 1934 für die Propaganda benutzt wurde.

 Das Gros der Exponate besteht aus Bildern und Schautafeln. In einer Vitrine sind unter anderem Sargschilder aus der Gruft der Alexanderskirche zu sehen.

Das Gros der Exponate besteht aus Bildern und Schautafeln. In einer Vitrine sind unter anderem Sargschilder aus der Gruft der Alexanderskirche zu sehen.

Foto: Jan Althoff

Die Aufrüstungspolitik der Nationalsozialisten wird ebenfalls mit Fotos gezeigt. Dazu gehören auch drei Gemälde vom Westwall-Bau. Gezeigt wird auch, dass bereits vor der Bombardierung am 14. März Zweibrücken angegriffen worden sei. Auf zwei großen Luftbildern aus dem Jahr 1944 und vom 15. März ist die Zerstörung zu erkennen. Zweibrücken ist nach Würzburg und Pforzheim die deutsche Stadt, die prozentual die drittgrößten Sachschäden zu verzeichnen hat sagt Glück.

Trotz der immensen Sachschäden nach dem zwölfminütigen Bombenangriff der kanadischen Luftwaffe seien im Vergleich zu anderen Bombardierungen nur wenige Menschen gestorben – 95. „Da war der Himmelsbergkeller ein Segen für die Stadt“, sagte die Museumsleiterin. Im letzten Raum wird auch ein Film über den Himmelsbergkeller mit Interviews von Zeitzeugen gezeigt. Im Wechsel wird auch ein Film über den amerikanischen Einmarsch und den Aufbau des Schlosses gezeigt.

„Befreiung“ nennt Glück auch ein Foto, das den Einmarsch der Amerikaner zeigt. Die politische Befreiung sei dann mit dem Einsetzen von Ignaz Roth als Bürgermeister am 22. März vollzogen worden. „Dann durften die Menschen auch raus aus dem Keller.“ Im Filmraum sind auch Bilder vom Wiederaufbau der Stadt. Dabei nimmt der Aufbau des Schlosses einen wichtigen Platz ein.

Neben den vielen erklärenden Texten in den einzelnen Räumen sowie den Fotos und Gemälden legte die Museumsleiterin auch eine Broschüre mit Interviews von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen auf. Darin erzählen Menschen, die am 14. März in der Stadt waren oder kurz später in die zerstörte Stadt kamen von ihren Eindrücken. Neben den Interviews sind in der Broschüre auch Texte und Schilderungen enthalten, die bereits in der Vergangenheit in anderen Publikationen veröffentlich waren.

Die Ausstellung „Heute gilt es uns“ im Zweibrücker Stadtmuseum, Herzogstraße 9, wird gezeigt von Freitag, 14. März, bis Sonntag, 7. Juni, jeweils dienstags 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis sonntags sowie feiertags von 14 bis 18 Uhr. Eintritt; sechs Euro, ermäßigt drei Euro. Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 13. März, 18 Uhr, im Herzogsaal mit einer Einführung in die Ausstellung von Museumsleiterin Charlotte Glück. Begrüßung durch die Beigeordnete Christina Rauch. Die AG Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage des Hofenfels-Gymnasiums trägt Texte vor. Margaret Andreas sorgt mit der Harfe für die musikalische Umrahmung.

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