Ärger über Parkplatz-Not nach Ausbau der Hofenfelsstraße in Niederauerbach Ein wenig wie die „Reise nach Jerusalem“

ZWEIBRÜCKEN · Die Hofenfelsstraße in Niederauerbach wurde in Millionenhöhe saniert – doch seitdem beschweren sich viele Anwohner über eine katastrophale Parkplatz-Situation. Die Menschen vor Ort hoffen weiterhin auf Lösungen. Und die könnte es tatsächlich bald geben.

 Viele Autos stehen am Seitenrand – das ging womöglich einer lange Suche voraus. Denn in der Hofenfelsstraße in Niederauerbach ist die Parkplatz-Situation laut Anwohner äußerst schwierig. Doch das ist nicht der einzige Kritikpunkt: Auch das sehr grelle LED-Licht störe.

Viele Autos stehen am Seitenrand – das ging womöglich einer lange Suche voraus. Denn in der Hofenfelsstraße in Niederauerbach ist die Parkplatz-Situation laut Anwohner äußerst schwierig. Doch das ist nicht der einzige Kritikpunkt: Auch das sehr grelle LED-Licht störe.

Foto: Norbert Schwarz

Es gibt das bekannte Spiel „Reise nach Jerusalem“, bei dem mehrere Menschen im Kreis laufen. Um Stühle herum, die Rücken an Rücken stehen. Stoppt die Musik, müssen die Kreisläufer auf einem der Stühle Platz nehmen, von denen es immer einen weniger gibt als Teilnehmer.

Nach einem ähnlichen Prinzip verläuft derzeit auch die Parkplatz-Suche in der Hofenfelsstraße in Niederauerbach: So buhlen die Autofahrer, wahrscheinlich mehr fluchend als lachend, in einem unerbittlichen Konkurrenzkampf um die letzten freien Parkplatz. Und das tagein, tagaus. Nicht wenige verzweifeln bei diesem Versuch.

Die aktuelle Situation ist unzumutbar“, sagt Rita Wieler im Brustton der Verzweiflung. Sie wohnt mit ihrem Ehemann in der Hofenfelsstraße. Zunächst spricht sie noch ruhig – doch nach wenigen Minuten redet sie lauter und lauter, fast schreiend. „Es sucht jeder einen Parkplatz – man sieht immer mehr Leute, die umherfahren, bis sie eine Lücke finden.“ Wieler befürchtet, dass es bald noch schlimmer kommen wird. Nämlich dann, „wenn die Turnhalle und die Gaststätte in der Straße wieder öffnen und noch mehr Verkehr kommt. Dann wird es lustig“, sagt sie – ohne darüber zu lachen.

Angesichts dieser Situation kann Wieler nicht verstehen, warum auf der großen Fläche vor der Alten Post ein Behindertenparkplatz gebaut wurde. „Es parkt kaum jemand drauf. Darf man ja auch nicht, das würde teuer werden, wenn das Ordnungsamt vorbeikommt. Auf dieser Fläche hätte man zwei Parkplätze bauen können“, sagt sie konsterniert. Worte, die wie ein vehementes Kopfschütteln klingen. Die Stadt Zweibrücken hält auf Merkur-Anfrage entgegen, dass „eine gewisse Anzahl an Behindertenparkplätzen vorhanden sein muss“. Man halte sich hier an die gesetzlichen Vorgaben.

Wieler ist eine von vielen Anwohnerinnen und Anwohner, die den Baumaßnahmen mit „sehr viel Unmut“ gegenübersteht. Das erzählen die Stadtratsmitglieder Ingrid Kaiser (FDP-Fraktionschefin) und Thomas Gries (SPD), die beide in Niederauerbach wohnen. Kaiser wie Gries berichten zwar über unterschiedliche Szenarien, die jedoch das Übel auf einen Nenner bringen: Die für viele unbefriedigende Park-Situation. So spricht Gries davon, „dass die Menschen dort parken, wo sie nicht parken sollen. Etwa vor Ein- und Ausfahrten.“ Und Kaiser beobachtet, „dass Menschen unerlaubt auf dem Behindertenparkplatz parken, weil es keine freien Platz mehr an der Straße gibt“.

Es sind Zustände, die ihren Ursprung in einem Großbauprojekt zwischen März 2019 und Juni 2020 haben. Kostenpunkt: etwa 1,1 Millionen Euro. Vieles wurde im Zuge dessen saniert und modernisiert. Ein damals notwendiger Schritt. „Die Hofenfelsstraße ist ein Flickenteppich mit Rissen, sehr großen Aufbrüchen, der Gehweg voller Stolperfallen, die Bordsteine beschädigt (…)“, hatte der Merkur 2018 bildhaft geschrieben. Die Maßnahmen also begrüßt.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie ein sicherlich gut gemeintes Projekt derart in die Hose gehen konnte? Stadtratsmitglied Gries spricht davon, dass „die Begebenheiten vor Ort“ nicht berücksichtigt wurden. So habe die Stadt Parkmöglichkeiten an den Straßen reduziert – und die Menschen dazu aufgefordert, Parkplätze auf ihren Grundstücken zu bauen. „Das geht aber eben nicht überall, weil in der Hofenfelsstraße viele Häuser dicht an dicht stehen.“ Hintergrund: Im Zuge der Baumaßnahmen wurde die breite Hofenfelsstraße nicht nur schmaler. Der Umwelt- und Servicebetrieb (UBZ) begrenzte die Parkmöglichkeiten auch auf insgesamt 27 markierte Zonen. Und damit zu wenige, meinen die Anwohner.

Die Stadt Zweibrücken hat das mittlerweile wohl auch realisiert – und entsandte am Dienstag die Beigeordnete Christina Rauch (CDU) sowie den Ordnungsamtsleiter Klaus Stefaniak in die Hofenfelsstraße. Ein Ortsbesuch. Das erfreuliche Ergebnis der Stippvisite: „Es soll nun geprüft werden, ob wir circa sechs weitere Parkplätze in der Hofenfelsstraße in Niederauerbach ausweisen können.“ Das teilt die Stadt auf Merkur-Anfrage mit.

Stadtrat Gries, der ebenfalls vor Ort war, freuen „die Lösungsvorschläge“. Er betont aber auch, dass sich die Stadt viel Kritik hätte ersparen können. So sieht er einen entscheidenden Grund für die Fehleinschätzungen nämlich darin, „dass die Anwohner erst in das Projekt reingenommen wurden, als es zu spät war“. Gries attestiert der Stadt insgesamt eine „hohe Intransparenz“. Die Bürger zeigten sich darüber enttäuscht. Gar sauer. Die Anwohnerin Wieler bestätigt das: „Wir wurden gefragt, da konnten wir gar nichts mehr ändern. Das wurde einfach so hingenommen“, sagt sie. Wieler bezeichnet das Vorgehen als „idiotisch“.

„Wichtig ist nun, dass die Menschen mitgenommen werden. Denn sie müssen auch emotional mit dem Projekt abschließen“, macht Gries deutlich. Deshalb schlug er in der Stadtratssitzung am 14. April einen Runden Tisch vor. Auch Stadträtin Kaiser forderte eine solche Zusammenkunft.

Und tatsächlich kam vor wenigen Tagen die Zusage. Bald soll es schon so weit sein: „Es wird wohl innerhalb der nächsten 14 Tage, drei Wochen zu diesem Runden Tisch kommen“, informiert Gries. Neben dem UBZ, dem Ordnungsamt, der Verwaltung und einigen Stadträten aus Niederauerbach sollen auch Anwohner daran teilnehmen.

Vorausgesetzt, sie befinden sich nicht auf einer „Reise nach Jerusalem“ – trotz Corona.

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