Südwestpfalz „Es braucht nicht viel, um ein Leben zu retten“

Südwestpfalz · Das Katretter-System im Landkreis wurde jetzt offiziell in Dienst gestellt.

 Die Katretter werden per App alarmiert und sollen dafür sorgen, dass Menschen in Notlagen so schnell wie möglich geholfen werden kann.

Die Katretter werden per App alarmiert und sollen dafür sorgen, dass Menschen in Notlagen so schnell wie möglich geholfen werden kann.

Foto: gms/Deutsches Rotes Kreuz

Wenn der Rettungsdienst im Notfall zu lange braucht, sollen Ersthelfer das Leben der Opfer retten: Dafür wurde Anfang Juli das System der Katretter eingeführt, und bereits nach einer Woche im Einsatz sind 13 Alarmierungen gezählt worden. Bei der symbolischen Einführung des Systems waren unter anderem auch drei Katretter dabei.„Als erster Landkreis in Rheinland-Pfalz haben wir nun dieses System in Betrieb“, freute sich Landrätin Susanne Ganster. In den Landkreisen Germersheim und Südliche Weinstraße gebe es zwar vom Sinn her das gleiche Programm, nämlich die mobilen Retter, jedoch verwende der Landkreis auch die Katwarn-App für den Katastrophenfall. „Das hat dann gut gepasst“, erklärte Ganster.

100 ehrenamtliche Helfer sind bereits als Katretter registriert und stehen für den Notfall bereit. Gerade bei einem Herzkreislaufstillstand gehe es um jede Minute, so Ganster. „Die Katretter sind dann am Start, wenn der Notruf bei der Leitstelle eingeht“, erläutert sie. Die reguläre Kette der Einsatzkräfte laufe zwar genauso ab wie bisher, die Katretter kämen zusätzlich hinzu. Über eine App werden sie informiert, wenn ein Notfall passiert ist und ihre Hilfe gebraucht wird. So können sie schnell in der Nachbarschaft sein und eine Wiederbelebung durchführen, bis der Rettungsdienst eintrifft.

„Anmelden kann sich jeder über die Homepage des Landkreises. Dazu ist nur eine Vorbildung nötig“, erklärt Ganster. Bisher seien vor allem diejenigen dabei, die hauptberuflich im medizinischen Bereich tätig sind. Jedoch solle bald jeder, der einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert hat, in der Lage sein, sich anzumelden. Danach gebe es eine Einführungsveranstaltung – und dann die Anmeldung in der App. Je mehr Kräfte zur Verfügung stehen, desto mehr Einsätze sind möglich. Hinzu kommt, dass die Ersthelfer nicht mit Geräten hantieren müssen, sondern einfach helfen können. „Es braucht nicht viel, um ein Leben zu retten“, fügte Ganster hinzu.

Mit 7 500 Euro für die Systemeinführung und 1 500 Euro jährlichen Kosten habe sich das System bei der Rettung eines Lebens bereits gelohnt. Von den 13 Alarmierungen in der ersten Woche wurden bereits sechs angenommen , da sich Katretter im Einsatzradius befunden haben.

Wolfgang Leidecker von der medizinischen Leitung des Projektes betonte die Bedeutung der Mithilfe von Ehrenamtlichen. „Je mehr helfen, desto größer ist der Erfolg des Projektes“, so Leidecker. Die Katretter seien vor allem da, um die Zeit zwischen Notruf und Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken. Dadurch hätten Betroffene bessere Überlebenschancen.

Steffen Nirmaier, ebenfalls von der medizinischen Leitung des Projektes, wies darauf hin, dass die Ersthelfer ganz ohne Ausrüstung helfen. „Je mehr getragen werden muss, desto länger dauert der Weg zum Einsatzort. Dieses Problem haben die Katretter nicht“, erklärte er. Denn im Notfall sei die Zeit der entscheidende Faktor. Außerdem müsse niemand medizinische Eingriffe vornehmen. „Die Katretter müssen einfach nur drücken“, fügte Leidecker hinzu.

„Bei einem Notruf versuchen wir, die Opfer am Telefon zu begleiten. Das System ist eine Ergänzung dazu und hilft bei der Überbrückung, bis der Rettungsdienst helfen kann“, sagte Matthias Bruhne von der integrierten Leitstelle in Landau. Er geht davon aus, dass das System mehrere hundert Mal im Jahr im Einsatz sein wird. Zusammen mit Christoph Köhler von der Systemtechnik der integrierten Leitstelle in Landau hat er die Taktik und Technik des Systems erstellt. „Wir haben geschaut, bei welchen Ereignissen überhaupt Katretter gebraucht werden oder bei welchen es für diese zu gefährlich wäre“, erläutert Köhler.

Auch Florian Leo von der Firma „CombiRisk“, die zusammen mit dem Fraunhofer-Institut die technischen Grundlagen liefert, betonte, wie wichtig die Schadensprävention und -verhütung für das Unternehmen sei. „Zeit ist Leben“, fügte er hinzu. Er erklärte außerdem, dass der Datenschutz an oberster Stelle stehe. So bekommen die Ersthelfer erst die Adresse und eine Wegbeschreibung zum Opfer, wenn sie die Alarmierung annehmen.

Ein Abbruch sei auch möglich, wenn sich herausstellt, dass der Unfallort schwer zu erreichen ist. „Dann wird automatisch die nächste Person kontaktiert“, so Florian Leo. Durch das System könnten Helfer zielgerichtet und regional alarmiert werden. Dabei sei die Notwendigkeit für dieses schon länger klar gewesen.

Dirk Mistler, Katretter-Ersthelfer aus Ruppertsweiler, zeigte auf, dass die App auch gerade im Wald interessant werden kann. Er als Wanderer betonte, dass man nicht immer helfen könne, weil man es einfach nicht wisse, dass Hilfe benötigt wird.

Übrigens, die Katretter sind versichert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort