Kerwe in Käshofen Die letzten Geheimnisse der Dorfpolitik

Käshofen · Bei der Kerweredd in Käshofen ging es thematisch sehr abwechslungsreich zu.

 Das Anbringen des Kerwesstraußes war mehr als diffizil.

Das Anbringen des Kerwesstraußes war mehr als diffizil.

Foto: Norbert Schwarz

Fünf Mädchen und sechs Jungs stand an diesem Wochenende für einen tollen Kerwezauber, das Hochfest Kerwe erinnerte an frühere Erfolge. „Ihr liewe Leid und Kerwegäschd, endlich widder e normales Feschd…“ Anna Hüther und Maren Kopp hatten sich nach alter Sitte ins schmale Fenster der Bürgerstube geschwungen, um von dort aus dem Kerwevolk die vielen Neuigkeiten zu präsentieren.

 „Vun Umweltkatastrophe duhn mir berichte, awer ach von eichene Geschichte. Genauso werd was iwwer de Egon gesaht, dasser zum Beispiel die Kerb ned wahrt. Von Kinner griehn bis Sensemann komm bei uns do alles dran. Jetzt here gut zu unn gebbe Acht, was Käshofer so treibe bei Tag und Nacht!“

Die erprobte Rednerinnen Anna Hüther und Maren Kopp mit den passenden schwarzen Zylindern auf dem Haupthaar wussten auch diesmal die Massen zu begeistern. Etwa dann, wenn vom „Kinnerscheesenfahren im Akkord“ auf der Höhenstraße die Rede war. In der Ortsdurchfahrt müsse es bald einen „Extra-Steifen“ für Kinderwagen geben. „In der Mitte vum Ort wird noch platziert, a e Milchabbumpstation, falls es mol bressiert. Die Corona-Krise hat ihr Effekt, die Männer zeije was in ihne steckt. Schwanger wärre is do werklich meh ken Kunschd, ich männ was willsche ah mache sunscht. 14 Kinneer sins an de Zahl genau, die uff enem Haufe – auwauwau. Gebraucht werd do noch e Windelsammelhaufe, ei ma kennt dodefor jo an den Friedhof laufe. Neberm Glascontainer wär noch was frei, das wär unser Empfehlung so nebenbei. E Windelhabholdienst kennt de Yannik mache, do hätte mir ah noch was zu lache. Bei soviel Kinner, do bräuchte mir doch ach e Kinnergarte hier, Bundenbach machts weriklich wohr, un bau e Kinnergarte in zwä Johr.“ Und der gute Rat für alle Eltern kam natürlich ganz zum Schluss: „Also erziehn euer Kinner gut, dass die bald trahn e Straußbuwehut…“

Das Geheimnis, warum der frühere Ortsbürgermeister Klaus Martin Weber tatsächlich sein Amt als Ratsmitglied niederlegte, ist bei der Kerwe am Sonntag zur Kerweredezeit zudem auch gelüftet worden. Für den Friedhof hatte diese beim örtlichen Künstler ausdrucksstarke Holzplastiken als Zierde bestellt. Doch die mit dem Sensemann kamen nicht bei der Bevölkerung an, wie Anna und Maren dem Kerwevolk zu berichten wussten. „Wann Fremde das siehn , wo uffm Friedhof flaniere, do duhn mir uns jo bis uff die Knoche blamiere… Die Sens vorn krumm, flach würde nach Bundebach zeijen, anstatt, das det uns freije nunner ins Tal no Wiesbach zeije… Derweil gebbe sich beim Armin die Schlenk in die Hände, alle Kunstliebhaber und Kaufinteressente. De Zuschlah hat de Heh Karl kriet, weil der wie jeder sieht, den Sensemann in voller Pracht de Allgemeinheit zugänglich macht. Doch kommd das vom Karl ned vunn ungefähr, solang der do steht, kloppt er ned an soi Deer. Em Klaus-Maddin war de Balawer scheinbar zu bleed ,drum hodd er in Käshofe soi Ämder niedergeleet. Die Musik spielt fa de Sensi das Lied, es iss noch kenner do geblieb…!“

Die Feuerwehr im Ahrtal, das Grumbeerehäuschen in der Höhenstraße, Straußfahrt und Straußklau der DGH-Hausmeister,  de Aldenachmittag, die Currywurstbude – alles wurde köstlich glossiert und natürlich durfte „Egon“ nicht fehlen. Erfolgreich habe sich dieser im letzten Jahr um einen Kerwebesuch gedrückt, zum Essen holen die Doris geschickt und sich erfolgreich um die Kerweredd gedrückt, ist zu hören gewesen. „Himmel Herrgott was bin ich e Depp, hätte ich de Straußbuwe e Schobbe ausgebb. An den nägschd Kerb, ich versprechs unner Quale, duh ich de Straußbuwe Getränke bezahle. Unn lob alle Helfer, jede Wette, Hauptsach du duschd mich jetzt errette“.

Am Sonntag war die Losung der beiden Rednerinnen dann, weil sie den Egon unterm Kerwevolk nicht erblickten: „Du Sauerkrautämer wo bische bloss, hocksche uff de Couch inde Unnerhos, odder kommsche später noch, so wie em Herrgott haschs versproch? Hall dich joh an die Verspreche, odder es wird sich bitter räche. Mir duhn das iwwerall verzehle, dann dud dich in Zukunft kenner meh wähle. Die Musik spielt fa denne Kerweverräter, mir trinke uff dich und du bezahlschd später…!“

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