Die Toten nicht vergessen

Zweibrücken. Der gestrige Volkstrauertag war landauf, landab eine gute Gelegenheit, jener Menschen zu gedenken, die auf den Schlachtfeldern der beiden Weltkriege oder in jüngster Vergangenheit als Soldaten der Bundeswehr vor allem in Afghanistan ihr Leben ließen. Der Volkstrauertag war aber auch Gelegenheit, an Opfer von Gewalt und Terror zu erinnern

Zweibrücken. Der gestrige Volkstrauertag war landauf, landab eine gute Gelegenheit, jener Menschen zu gedenken, die auf den Schlachtfeldern der beiden Weltkriege oder in jüngster Vergangenheit als Soldaten der Bundeswehr vor allem in Afghanistan ihr Leben ließen. Der Volkstrauertag war aber auch Gelegenheit, an Opfer von Gewalt und Terror zu erinnern.Denn diesen Friedenseinsatz stellte der katholische Militärgeistliche Monsignore Bernward Metzger in den Mittelpunkt seiner Betrachtung vor Oberbürgermeister Helmut Reichling, zahlreichen Stadtratsmitgliedern, weiteren Vertretern des öffentlichen Lebens und auch vereinzelten Bürgern. Jugendliche Teilnehmer an dieser zentralen Gedenkfeier waren nur spärlich in der Schar der Gedenkenden auszumachen. "Lasst uns das Leben wieder leise lernen", so der Tenor in Metzgers Betrachtung gestern Morgen auf dem Zweibrücker Ehrenfriedhof für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Der Pfarrer erinnerte an das Wort des Propheten Ezechiel. Krieg und Gewalt sollen nicht sein, weil jeder Mensch ein Werk Gottes ist, so der Pfarrer. Die Politik sei aufgefordert, den Frieden zu bereiten, alle Menschen, daran mitzuwirken. Trotz Kriegen und politischer Irritationen: Jeder sollte dem Frieden dienen, weil dahinter unausgesprochen der Gedanken stehe: Lass uns das Leben leise wieder lernen.

Die Feierstunde, welche die Stadtkapelle unter Markus Semmet würdig bereicherte, war mit zwei Sprechvorträgen der Helmholtz-Schüler Karin Fleck und Johannes Held eröffnet worden. Von Nelly Sachs stammten die Sätze, geschrieben 1946, die Fleck mit fester Stimme und trefflich artikulierend vortrug: Wir Geretteten. Aus der hohlen Gebein der Tod schon seine Flöte schnitt, an deren Sehen der Tod schon seinen Bogen strich. Unsere Leiber klagen noch nach. Mit ihrer verstümmelten Musik. Wir Geretteten, immer noch essen an uns die Würmer der Angst. Unser Gestirn ist vergraben im Staub …

Der Rückzug. Peter Huchel formte die Sätze im Jahr 1948, die gestern ruhig und getragen Johannes Held vortrug. Am Bahndamm rostet das Läutwerk. Schienen und Schwellen starren zerrissen, zerschossen die Güterwagen. Auf der Chaussee, den Schotter als Kissen, vom Sturz zersplitterte Pappeln, erschlagen liegt eine Frau im schwarzen Geäst. Noch klagt ihr Mund, hart an der Erde. In offene Augen fällt Regen und Schnee. O Klage der Mütter, nicht löschen die Tränen die Feuer der Schlacht … "Lasst uns das Leben wieder leise lernen."

Pfarrer

Bernward Metzger

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