Der Seelsorger aus Indien

Zweibrücken · Zweibrücken ist für zahlreiche Bürger mit Migrationshintergrund eine neue Heimat geworden. In unserer Serie „Angekommen in der Fremde“ stellen wir einige dieser Menschen vor. Heute ist es Pious Paul Oroplackal aus Indien.

 Pious Paul Oroplackal ist als Kaplan in Zweibrücken tätig. Der Bischof entsandte ihn in die Rosenstadt. „Und was der Bischof sagt, muss man akzeptieren“, erklärt der 39-jährige Seelsorger. Foto: rr

Pious Paul Oroplackal ist als Kaplan in Zweibrücken tätig. Der Bischof entsandte ihn in die Rosenstadt. „Und was der Bischof sagt, muss man akzeptieren“, erklärt der 39-jährige Seelsorger. Foto: rr

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In der katholischen Gemeinde Zweibrücken wirkt seit etwas über zwei Monaten ein neuer Kaplan. Nach zwei in Rodalben und drei in Dahn verbrachten Jahren ist Pious Paul Oroplackal schon fast zum Pfälzer geworden, bevor er in unsere Stadt kam. "Die Stelle war freigeworden, und was der Bischof sagt, muss man akzeptieren." Der heute 39-Jährige fungiert als Stellvertreter des amtierenden Pfarrers.

Pious Paul Oroplackal ist etwa vierzig Kilometer von der Stadt Kochi im Bundesstaat Kerala im Süden Indiens zur Welt gekommen und aufgewachsen. Sein vor acht Jahren verstorbener Vater war als Schulsekretär beschäftigt. "Wo in Indien eine Kirche steht, da ist auch eine Schule", beschreibt Pious Paul die nahe Verbindung zwischen Gemeinden und Schulbildung. Die 82-jährige Mutter lebt noch, und zwei Schwestern und Brüder vervollständigen die Familie. Pious Paul besuchte zehn Jahre lang eine kirchlich geleitete Schule, um danach das Priesterseminar zu absolvieren. "In Indien leben 1,2 Milliarden Menschen, von denen sind zwei Prozent christlichen Glaubens, das sind weit über 20 Millionen", sagt Pious Paul, der in seine Aufgaben hinein gewachsen ist. "In Indien ist die Kirche eine lebendige Gemeinde mit vielen Aktivitäten und Vereinen, und wer in der Kirche aufwächst, für den gehört sie zum Leben".

Pious Paul spricht inzwischen ein hervorragendes Deutsch, das er sich an der Münchner Universität mit Studenten aus 14 verschiedenen Ländern in wenigen Monaten angeeignet hat. "Meine Muttersprache ist Malayalam, einer der 20 offiziellen Sprachen Indiens, daneben sprechen wir noch Englisch als Amtssprache und Hindi als Nationalsprache". Trotz seiner guten Sprachkenntnisse fühlt sich Oroplackal manchmal noch etwas fremd. "In Indien ist die Beziehung zu den Gläubigen näher, hier dauert es länger, wenn man als Fremder kommt".

Wie kommt ein indischer Seelsorger wie Pious Paul Oroplackal nach Deutschland? Zwölf Jahre Studium der Theologie und Philosophie, das Noviziat und ein Jahr Praktikum gingen der Priesterweihe voraus, die er im Alter von 27 Jahren vom Bischof in Bombay, das heute Mumbai heißt, verliehen bekam. Drei Jahre in einer Pfarrei in Bombay schließen sich an sowie eine Aktivität im Indischen Roten Kreuz. "Anderen Menschen helfen zu können, macht immer Freude, und es liegt in der Tradition meiner Familie, Menschen zu helfen".

Der Priestermangel in Deutschland führte letztendlich zur Anfrage des Vorgesetzten seines Ordens, der "Missionskongregation vom Allerheiligsten Sakrament", ob er sich einen Wechsel nach Deutschland vorstellen könne. "In Indien sind alle gläubig, ob Christ, Hindu oder Moslem, ob arm oder reich, denn mit Gott zusammen zu sein in einer Gemeinde, ist wichtig im Leben." In Deutschland angekommen, gilt es noch einige Unterschiede in der Mentalität zu überwinden, doch schon jetzt sagt Pious Paul Oroplackal: "Ich bin ein Fremder, doch ich habe gute Freunde gewonnen, und wenn man Menschen besuchen kann ohne Voranmeldung, dann fühlt man sich wohl und wie zu Hause."

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