Internationalisierung in Zeiten von Corona Der Auslandsaufenthalt im eigenen Wohnzimmer

Saarbrücken · Internationalisierung bekommt in der Corona-Krise eine ganz neue Bedeutung: Viele Studierende müssen sich mit Online-Vorlesungen begnügen.

 Während des Studiums die Welt zu entdecken, bleibt für viele junge Menschen in der Corona-Pandemie ein unerfüllter Wunsch.

Während des Studiums die Welt zu entdecken, bleibt für viele junge Menschen in der Corona-Pandemie ein unerfüllter Wunsch.

Foto: dpa-tmn/Markus Hibbeler

Eine andere Kultur kennenlernen, ganz und gar in eine fremde Sprache eintauchen, neue Menschen treffen – für viele gehört ein Auslandsaufenthalt zum Studium unbedingt dazu, in einigen Fächern ist er sogar Pflicht. In Zeiten von Corona ist dagegen alles anders. „Solange das Auswärtige Amt eine weltweite Reisewarnung ausspricht, können die Studierenden keine Auslandsaufenthalte antreten“, sagt Johannes Abele, Leiter des International Office an der Saar-Uni. Die Bundesregierung hat die Warnung vorerst bis 14. Juni verlängert. Für das Sommersemester geplante Aufenthalte und Praktika müssen daher verschoben werden. Studierende, die sich zu Beginn der Krise noch im Ausland aufhielten, wurden von Seiten des International Office gebeten, nach Deutschland zurückzukehren.

Selbst wenn die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes aufgehoben werde, müssten weitere Bedingungen erfüllt sein, damit Studierende wieder zu einem Auslandsaufenthalt aufbrechen könnten, sagt Abele. Die deutschen und die ausländischen Gesundheitsbehörden müssten ihre Zustimmung geben, die Einreise müsse vom jeweiligen Land erlaubt werden und auch die Hochschule im Gastgeberland dazu bereit sein. Wann all diese Voraussetzungen wieder erfüllt sein werden, wisse man derzeit nicht, erklärt Abele.

Bis dahin bleibt Studierenden auf beiden Seiten der Grenzen nur an Online-Vorlesungen der Gasthochschulen teilzunehmen, sofern diese angeboten werden. Das gilt auch für die Studierenden am Deutsch-Französischen Hochschulinstitut (DFHI) an der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft. Die Kooperation zwischen der Saarbrücker HTW und der Université de Lorraine ermöglicht normalerweise ein grenzüberschreitendes Studium, bei dem die Studierenden abwechselnd in Metz und in Saarbrücken Kurse belegen. An beiden Hochschulen gibt es jedoch derzeit keine Präsenzveranstaltungen.

Auch die Praxisphasen, in denen die Studierenden Erfahrungen im ausländischen Arbeitsmarkt sammeln könne, werden durch die Pandemie torpediert. „Eine der ersten Konsequenzen der Grenzschließungen war, dass Studierende im Praktikum, das am Ende des Studiums ansteht, vielfach ins Home-Office geschickt wurden, oder das Praktikum ganz abgebrochen wurde“, sagt Thomas Bousonville, Leiter des DFHI. Für die Betroffenen suche man nach Lösungen, so dass ihnen keine Nachteile im Studium entstünden.

Sollten wieder Seminare vor Ort stattfinden, dürfen Studierende aus dem Ausland einreisen, um daran teilzunehmen. Wer täglich über die Grenze fährt, braucht dafür eine Bescheinigung der Hochschule. Darauf muss stehen, dass die wieder geöffnet ist, Unterricht anbietet und die Anwesenheit der Studierenden unerlässlich ist, erklärt Christine Klos, Leiterin der Abteilung Europa des saarländischen Ministeriums für Finanzen und Europa. Wer zum Studium nach Deutschland kommt und bleibt, braucht laut Angaben der Bundespolizei zudem einen Unterkunftsnachweis.

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