Amtsgericht Zweibrücken Beziehungsstreit vor Gericht

Zweibrücken · Richter Stefan Pick erkennt dabei einen „Missbrauch der Polizei“.

Immer wieder haben aus dem Ruder gelaufene Familienstreitigkeiten ein Nachspiel vor Gericht. So auch im Verfahren gegen einen 28-jährigen Contwiger, der sich wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte gestern vor dem Zweibrücker Amtsgericht verantworten musste. Das Verfahren wurde allerdings gegen eine Geldauflage eingestellt. Der Mann muss 500 Euro an den Kinderschutzbund bezahlen.

In dem Fall ging es um einen Beziehungsstreit, der am 16. Juni des vergangenen Jahres eskaliert war. An diesem Tag wollte sich die Lebensgefährtin mit dem Angeklagten treffen. Dieser soll der 36-Jährigen das Handy abgenommen und Kratzer an ihren Unterarmen verursacht haben, so die Aussage eines Polizisten, der mit seinem Kollegen versucht hatte, den Krach zu schlichten. Außerdem soll der Contwiger die Frau massiv unter Druck gesetzt haben. Es sei sogar der Satz „Ich mach dich fertig“ gefallen. Der 57-jährige Beamte schilderte das Verhalten des Angeklagten dabei als „sehr dominant und verbal aggressiv“. Alarmiert wurde die Streife von dem Bruder der Lebensgefährtin, der Angst um ihre Schwester gehabt hätte.

Nachdem die Frau den Polizisten von ihrer Trennungsabsicht erzählt hatte, sei sie ins Haus gegangen, um ihre Sachen zu packen. Plötzlich sei der Angeklagte zur Nebeneingangstür gelaufen, worauf ihn der Hauptkommissar verfolgte. Mehrfach hätte der Contwiger die Tür zugeschlagen, wobei er dem Polizisten den Oberarm eingeklemmt habe. „Ich hatte eine Schwellung, war aber danach nicht krank geschrieben“, so der Beamte, dem es gemeinsam mit seinem Kollegen gelang, die Tür einzudrücken. Im Haus sei der 28-Jährige dann mit geballten Fäusten auf den Polizisten zugegangen,. „Es war eine richtige Angriffshaltung, worauf ich ihm ins Gesicht geschlagen habe“, erklärt dieser sein Verhalten. Danach sei es deeskalierend gelungen, etwas Ruhe in die angespannte Situation zu bringen. Der Polizist schilderte die Frau als „überaus eingeschüchtert“. Sie habe gezittert.

Der Angeklagte räumte den Sachverhalt ein. Er habe aber den Beamten nicht verletzen wollen. Im Vorfeld habe es lediglich eine „kleine Auseinandersetzung“ mit seiner Partnerin gegeben. „Ich dachte, die nehmen mir jetzt meine Familie mit“, sagte der 28-Jährige, der auch an das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter erinnerte. In keinster Weise habe er seine Lebensgefährtin verletzt oder bedroht. Er gehe davon aus, dass alles geplant gewesen sei, zumal auch das Jugendamt eingeschaltet gewesen war: „Ich wurde belogen.“ Nach dem Schlag des Polizisten sei er eine Woche arbeitsunfähig gewesen. Inzwischen habe sich das Verhältnis zu seiner früheren Partnerin entspannt. Sie würden sogar öfter etwas gemeinsam unternehmen.

Richter Stefan Pick regte deshalb zum Schluss, nicht zuletzt wegen der emotional sehr aufgeheizten Situation an diesem Tag, die Einstellung des Verfahrens an und sprach von einem „Missbrauch der Polizei“, deren Aufgabe es nicht sei, solche Angelegenheiten zu schlichten.

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