Die "Tageszeitung" (Berlin) schreibt zur Lage in Tunesien:

Die "Tageszeitung" (Berlin) schreibt zur Lage in Tunesien:Viel zu lange erschienen Europa und den USA säkulare arabische Diktatoren wie Ägyptens Mubarak, Tunesiens Ben Ali oder Algeriens Bouteflika im Westen als das kleinere Übel: So lange sie nur versprachen, die Islamisten in ihren Ländern in Schach zu halten oder afrikanische Flüchtlinge von Europa fernzuhalten, konnten sie

Die "Tageszeitung" (Berlin) schreibt zur Lage in Tunesien:Viel zu lange erschienen Europa und den USA säkulare arabische Diktatoren wie Ägyptens Mubarak, Tunesiens Ben Ali oder Algeriens Bouteflika im Westen als das kleinere Übel: So lange sie nur versprachen, die Islamisten in ihren Ländern in Schach zu halten oder afrikanische Flüchtlinge von Europa fernzuhalten, konnten sie mit Unterstützung rechnen. Welcher Methoden sie sich bedienten, das wollte man dabei lieber nicht so genau wissen. Mit dieser Haltung muss nun endlich Schluss sein.

Die "Stuttgarter Zeitung" kommentiert:

Nicht nur die Araber werden gebannt abwarten, welchen Weg Tunesien einschlagen wird. Ob das Land in Gewalt versinkt, wie vor zwei Jahrzehnten der Nachbar Algerien oder heute der Irak. Ob dem geflohenen Ceausescu der Sanddünen doch wieder ein starker Mann folgt, der die Zügel zwar etwas lockerer lässt, aber ansonsten weiter autoritär regiert. Oder ob tatsächlich der Aufbruch in Richtung Demokratie gelingt, der zum Leitbild werden könnte für alle arabischen Völker.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" kritisiert Frankreich:

Aus tunesischer Sicht ist Paris Europas Hauptstadt. Doch zur Demokratie ermutigte Frankreichs Führung die Demonstranten erst, als sich Ben Ali davongestohlen hatte. So oft sich die Einmischung in früheren Kolonien schon gerächt haben mag: Paris hätte beizeiten mehr Mittel und Wege finden können, die tunesische Zivilgesellschaft und die politische Opposition zu stärken. Je schneller die alten Männer des verkommenen Regimes jetzt ein demokratieähnliches Wahlspektakel organisieren, desto schwieriger wird es für die Kräfte der Freiheit, sich rechtzeitig zu formieren.

Die "Volksstimme" in Magdeburg warnt:

Es baut sich ein Gegensatz zwischen Sicherheitsapparat und der mit der Bevölkerung sympathisierenden Armee auf. Entladen sich die Spannungen, ist Schlimmes zu befürchten: In Rumänien führte eine ähnliche Konfrontation zu tausenden Toten. Aus Europa hören die Tunesier vor allem, dass sie ihre Chance auf Freiheit nutzen sollen. Das Land braucht jedoch zuerst Sicherheit und Stabilität. Sonst wird aus dem Hunger auf Demokratie nur die Not der Anarchie.

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