Ringer-WM in Kasachstan Stäblers Gewichts-Lotterie geht nicht auf

Nur-Sultan · Ringer-Weltmeister kassiert bei der WM eine deftige Niederlage. Der Köllerbacher Etienne Kinsinger ringt heute.

 Ein Bild mit Seltenheitswert: Der dreifache Ringer-Weltmeister Frank Stäbler wird von seinem Gegner, dem Kubaner Ismael Borrero Molina, ausgehoben und geworfen.

Ein Bild mit Seltenheitswert: Der dreifache Ringer-Weltmeister Frank Stäbler wird von seinem Gegner, dem Kubaner Ismael Borrero Molina, ausgehoben und geworfen.

Foto: dpa/Kadir Caliskan

Frank Stäbler schlich frustriert und fassungslos von der Matte. Die Demontage binnen 98 Sekunden setzte dem geschlagenen Ringer-Weltmeister sichtlich zu, sie nährte zudem die Zweifel an seiner WM-Strategie. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Stäbler an diesem Montag über ein Hintertürchen noch Bronze und das Ticket für die Sommerspiele abgreifen könnte. Denis Kudla hat das Minimalziel Olympia immerhin erreicht.

Während der 24-jährige Kudla erst im Halbfinale scheiterte, platzte Stäblers Traum vom historischen vierten Gold viel zu früh. Extrem groß war die Enttäuschung des 30-Jährigen nach dem Achtelfinal-Aus bei den Titelkämpfen im kasachischen Nur-Sultan, wo er vom Kubaner Ismael Borrero Molina eine bittere Lektion erhalten hatte. Nach nur 1:38 Minuten siegte Stäblers Rivale durch technische Überlegenheit (11:0), dabei war er dem Vorzeigeathleten des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) vor allem körperlich überlegen gewesen.

Der Kubaner hatte 2016 in Rio in der Gewichtsklasse bis 59 Kilogramm olympisches Gold gewonnen, für die WM durfte er für die Kategorie bis 67 Kilo also noch mal Muskelmasse zulegen. Stäbler, der als erster Ringer in drei verschiedenen Kategorien (66, 71, 72 Kilo) WM-Gold geholt hatte, musste hingegen eine knallharte Diät durchziehen und abkochen. „Die letzten zwei Kilo haben bei Frank mit Blick auf die Substanz offensichtlich doch einiges ausgemacht“, mutmaßte DRB-Präsident Manfred Werner, sagte aber auch, dass es „noch zu früh“ sei, „um das Ganze zu interpretieren. Das muss man in Ruhe analysieren. Bei 77 Kilo wären garantiert viele Athleten von 82, 83 Kilo runtergekommen. Das wäre sicher auch nicht leichter geworden.“

Leicht wird es für Stäbler auch am Montag nicht. Für Bronze benötigt er drei, für das Olympia-Ticket zwei Siege. Sollte ihm das nicht gelingen, muss er bei den Quali-Turnieren im Frühjahr des kommenden Jahres seine Chance nutzen. Auf die ist Kudla nicht mehr angewiesen – vielleicht auch, weil er einen anderen Weg als Stäbler wählte. Der 24-Jährige aus Nackenheim, der 2016 in der Klasse bis 85 Kilo die olympische Bronzemedaille und ein Jahr später in dieser Kategorie auch WM-Silber gewonnen hatte, tritt bei der WM in der Klasse bis 87 Kilo an – mit Erfolg. Kudla verlor zwar das Halbfinale am Nachmittag, hat das Ticket für die Sommerspiele aber bereits in der Tasche und kann am Montag noch Bronze gewinnen. „Denis lebt für seinen Sport. Er ist ein absolutes Juwel“, sagte Werner: „Ich habe großen Respekt vor Denis. Er zeigt schon seit Jahren konstante Leistungen auf allerhöchstem Niveau.“

Ebenfalls an diesem Montag im Blickpunkt bei der WM: der Köllerbacher Etienne Kinsinger. Der 23-Jährige vom Bundesligisten KSV Köllerbach geht in Nur-Sultan in der Gewichtsklasse bis 60 Kilo an den Start. In seinem ersten Kampf trifft Kinsinger auf den gebürtigen Usbeken Ildar Hafizov, der mittlerweile für die USA an den Start geht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort