Ringer-WM in Budapest startet Stäbler peilt ein historisches Triple an

Stuttgart · Der Ringer will bei der anstehenden WM in Budapest seine dritte Goldmedaille gewinnen – in der dritten Gewichtsklasse.

 Vor der WM 2018 in Budapest gibt Frank Stäbler eine Pressekonferenz und zeigt eine Medaille, die er 2013 bei der WM in Budapest gewonnen hat.

Vor der WM 2018 in Budapest gibt Frank Stäbler eine Pressekonferenz und zeigt eine Medaille, die er 2013 bei der WM in Budapest gewonnen hat.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Kurz vor der Abreise posierte Frank Stäbler noch kurz am Black-Jack-Tisch der Stuttgarter Spielbank. Ausnahmsweise mal ein passender Sponsoren-Termin – schließlich setzt der zweimalige Ringer-Weltmeister auch bei den anstehenden Titelkämpfen in Budapest alles auf eine Karte. Für den Griechisch-Römisch-Spezialisten zählt nur der Sieg. „Das wäre historisch“, sagt der 29-Jährige, der als erster Ringer überhaupt den dritten WM-Titel in drei verschiedenen Gewichtsklassen holen will.

Stäbler tritt in der ungarischen Metropole in der Kategorie bis 72 Kilo an. Den Titel 2015 in Las Vegas holte der Schwabe vom KSV Musberg in der Klasse bis 66 Kilo, im vergangenen Jahr in Paris folgte der Triumph in der Kategorie bis 71 Kilo. Im Anschluss teilte der Weltverband UWW die Gewichtsklassen neu ein, deshalb geht der Topathlet des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) nun in der Klasse bis 72 Kilo an den Start.

Das eine Kilo mehr war in der WM-Vorbereitung allerdings nicht das entscheidende Problem. Vielmehr sorgten eine Verletzung und der „Hallenstreit von Musberg“ für Schlagzeilen. Im Sommer musste der gebürtige Böblinger zwischenzeitlich aus seiner Trainingshalle ausziehen. Hintergrund war seine Dauerfehde mit Joachim Beckmann, dem Vorsitzenden des TSV Musberg. Geschickt nutzte Stäbler den Streit zur Selbstinszenierung. Er ließ im früheren Kuhstall seiner Eltern Trainingsmatten aufbauen und lud die Medien ein. Die nahmen dankend an: Wann muss ein Weltmeister schon in einen Kuhstall ausweichen?

Zuletzt absolvierte Stäbler seine Einheiten wieder in der Halle, der Zoff um die Nutzung ist vorerst beigelegt. Dass Stäbler einen Hang zur Selbstdarstellung hat, zeigte er bereits vor zwei Jahren. Nachdem der Traum von Gold bei den Olympischen Spielen in Rio aufgrund einer schweren Syndesmoseverletzung geplatzt war, zog er als Promi ins Big-Brother-Haus ein. Seine freizügigen Auftritte (meist nur spärlich bekleidet) und die Flirts mit den weiblichen Bewohnerinnen versorgten vor allem den Boulevard.

Seine damalige Freundin Sandra verzieh Stäbler die Eskapaden. Mittlerweile sind die beiden verheiratet, vor einem halben Jahr kam Tochter Alia Marie zur Welt. Frau und Tochter („Die Kleine ist mein Glücksbringer“) werden Stäbler in Budapest unterstützen. Nachdem zunächst die Freistil-Spezialisten und Frauen auf die Matten gehen, greift Stäbler am kommenden Donnerstag in das Geschehen ein.

Dass er es überhaupt zu den Titelkämpfen schafft, war im August noch fraglich. Stäbler litt unter Beschwerden im Herzbereich, die aber nicht die zunächst befürchteten lebensbedrohlichen Ursachen hatten. Zwei Rippen hatten sich verschoben und drückten auf die Nervenbahnen rund um das Herz. „Das habe ich zu 100 Prozent in den Griff bekommen“, sagte Stäbler, der seit einer Niederlage vor zwei Jahren in der Bundesliga all seine 41 Kämpfe auf nationaler und internationaler Ebene gewonnen hat: „Wir haben es hinbekommen, dass ich körperlich in guter Verfassung bin.“ Zwar plagen Stäbler noch Blessuren an Fuß- und Handgelenken, doch Ringer sind im Grunde nie komplett frei von Verletzungen – das weiß Stäbler aus eigener Erfahrung: „Das sind nur Kleinigkeiten.“

Neben Stäbler gelten Denis Kudla (Olympia-Bronze 2016, WM-Silber 2017), Pascal Eisele (WM-Bronze 2017) und Aline Focken-Rotter (Weltmeisterin 2014, WM-Dritte 2015, WM-Zweite 2017) und mit Außenseiter-Chancen auch der Köllerbacher Etienne Kinsinger (Kadetten-Weltmeister 2013, Junioren-Vizeweltmeister 2016) als deutsche Hoffnungsträger. Stäbler aber ist der unbestrittene Star im Team.

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