Schiedsrichterprobleme bei Saar-Handballern Der Fußball als mahnendes Beispiel

Saarbrücken · Von Zuständen wie im SFV ist der Handball noch entfernt – jedoch hat auch der Handballverband Saar massive Probleme beim Thema Schiedsrichter.

Auf den Fußballplätzen im Saarland rollten am Wochenende keine Bälle. Der Schiedsrichterstreik sorgte von der Jugend bis zu den Aktiven für einen Ausfall des gesamten Spieltags. In den saarländischen Handballhallen flogen dagegen die Bälle noch. Zu solch drastischen Maßnahmen wie Streiks haben die Handball-Schiedsrichter im Saarland bisher nicht greifen müssen. Körperliche Übergriffe, bei denen Unparteiische im Fußball zum Teil schwer verletzt wurden, hat es im Saar-Handball glücklicherweise noch nicht gegeben.

Doch auch wenn diese Ausmaße bisher noch nicht erreicht wurden, steht eines fest: Auch Handball-Schiedsrichter sehen sich in zunehmendem Maße heftigen Beleidigungen und in manchen Fällen sogar Bedrohungen durch aggressive Spieler und Zuschauer ausgesetzt. „Was sich bei Fußballspielen im Saarland ereignet, ist in ähnlicher Art und Weise auch in den Hallen zu beobachten“, berichtet ein Schiedsrichter, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Beleidigungen und Beschimpfungen von den Zuschauerrängen seien an der Tagesordnung. „Doch nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Trainer sehe ich als Problem an. Wenn sich Trainer an der Seitenlinie permanent über den Schiedsrichter beschweren und über jede Entscheidung gegen das eigene Team diskutieren, dann wird das Publikum dadurch zusätzlich angestachelt“, sagt er. In einem Fall sei er auch persönlich bedroht worden: „Da bekommt man es dann schon mit der Angst zu tun. Man hat auch Angst, dass es einmal zu einem körperlichen Angriff wie im Fußball kommen könnte.“ Vom HVS wünsche er sich mehr Unterstützung: „Die theoretische Ausbildung in Bereichen wie Regelkunde ist vorhanden, und man wird auch in der Praxis noch unterstützt. Doch diesen Bereich könnte man noch weiter ausbauen.“

Die Probleme im Schiedsrichterbereich sind dem Verband bekannt: „Diese Auswüchse wie im Fußball gibt es im Handball nicht. Doch auch unsere Schiedsrichter müssen sich in den Hallen jedes Wochenende Beleidigungen anhören“, sagt Ludwig Dryander, Schiedsrichterwart des HV Saar. Man versuche die Schiedsrichter zu schulen, wie sie in solchen Situationen reagieren können. Zum Beispiel mit der Anfertigung von Sonderberichten. Es gebe auch Fälle von Bedrohungen, diese seien jedoch die Ausnahme, und in diesen Fällen werde der Verband auch umgehend aktiv und unterstütze seine Schiedsrichter. „Wenn es dazu kommt, treten wir als Verband mit den Vereinen in Kontakt und verhängen über die Sportgerichtsbarkeit auch Strafen, wenn es rechtlich möglich ist“, fügt er hinzu.

„Gerade für junge Schiedsrichter aus dem Programm „Jugend pfeift Jugend“ sind die Kommentare und Zwischenrufe von Trainer und Zuschauern ein Problem“, sagt Dryander. Diese Initiative hat der Verband vor einigen Jahren gestartet, um Nachwuchsschiedsrichter anzuwerben. Dabei pfeifen ältere Jugendspieler Spiele der E- und D-Jugend. „In diesem Bereich hören viele junge Schiedsrichter innerhalb der ersten zwei Jahre wieder auf“, berichtet Dryander. Dies wiegt besonders schwer, da es im Saarland bereits einen Schiedsrichtermangel gibt. Seit der Saison 2018/2019 werden in den B-Ligen keine Schiedsrichter mehr angesetzt, da es schlicht zu wenig Unparteiische gibt. Ein Problem, das für den saarländischen Handball auf längere Sicht existenziell werden könnte.

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