3. Handball-Liga Süd Überragender Wirtz wird zum tragischen Helden

Saarlouis · Luxemburger trifft zwölf Mal für die HG Saarlouis beim 30:30 gegen Kornwestheim, vergibt aber kurz vor Schluss Siebenmeter.

 Die Saarlouiser Tommy Wirtz (links) und Vladislav Kurotschkin verlassen nach Wirtz’ vergebenem Siebenmeter enttäuscht das Spielfeld.

Die Saarlouiser Tommy Wirtz (links) und Vladislav Kurotschkin verlassen nach Wirtz’ vergebenem Siebenmeter enttäuscht das Spielfeld.

Foto: Ruppenthal

Zehn Sekunden stehen in der Stadtgartenhalle noch auf der Uhr. Tommy Wirtz steht zum Siebenmeter bereit. Er hat es in der Hand, die HG Saarlouis im Drittliga-Heimspiel gegen den SV Kornwestheim beim Stand von 30:30 wieder in Führung zu bringen. Die Spannung auf den mit 1025 Zuschauern gefüllten Rängen ist greifbar. Bis dahin hat der Luxemburger drei Strafwürfe bombensicher verwandelt und war mit zwölf Treffern so was wie die offensive Lebensversicherung der Gastgeber – doch das ist mit einem Mal nicht mehr viel wert. Das Hoffen und Zittern der Zuschauer und Teamkollegen weicht kollektivem Entsetzen, als Wirtz nach erstem Antäuschen die rechte Ecke anvisiert und sein Versuch am linken Bein von Kornwestheims Torsteher Pascal Welz hängen bleibt.

Danach nimmt Gästetrainer Alexander Schurr noch mal die Auszeit. Im Anschluss verbleiben vier Sekunden, nach einem weiten Torwart-Pass versenkt Kornwestheims Marvin Flügel den Ball im Tor – zum Saarlouiser Glück aber ist die Sirene kurz zuvor ertönt, es bleibt beim 30:30 (12:14)-Unentschieden. „In der Summe war es ein verdientes Remis“, sagt HG-Trainer Philipp Kessler. Dem tragischen Held der Partie macht er keinen Vorwurf: „Du hoffst natürlich, dass der Wurf reingeht. Aber zehn Sekunden vor Schluss ist der Druck enorm. Vorher war Tommy der Garant, der jeden reingemacht hat. Es gehört halt dazu, dass man auch mal einen verballert – so ist der Sport“, sagt Kessler.

Viel entscheidender erachtete der HG-Trainer die Ereignisse vor dem dramatischen Schlussakkord, als Kapitän Peter Walz trotz der Hand des Gegenspielers im Gesicht das 29:28 für Saarlouis erzielt hatte (56. Minute). Nach der einhergehenden Zwei-Minuten-Strafe für Fabian Kugel parierte HG-Torwart Patrick Schulz gegen Felix Kazmeier – doch in Überzahl erlaubte sich Saarlouis dann einen fatalen Fehler: Josip Grbavac wählte den Pass auf Kreisläufer Vladislav Kurotschkin. Dieser wurde abgefangen, und im Gegenstoß markierte Kornwestheims Topwerfer, Ex-Bundesliga-Akteur Peter Jungwirth (sieben Tore), das 29:29 (57.). „Das war entscheidend, dass wir in Überzahl den Ball verdaddeln. Da müssen sich unsere Rückraumleute einfach auf die Fresse hauen lassen“, haderte der zweite HG-Kapitän Philipp Leist.

Zuvor hatte sich Saarlouis nach einem 15:19 (36.) stark zurückgekämpft und per Doppelschlag durch Niklas Louis und Wirtz zum 27:25 (52.) die erste Führung seit der Frühphase generiert. Auch deshalb hielt Kessler fest: „Es war nicht unser bestes Heimspiel. Wir merken, dass uns nach den vielen Auswärtsniederlagen Leichtigkeit und Selbstvertrauen etwas fehlen. Immerhin bleiben wir daheim ungeschlagen.“ Mit dem Remis kletterte die HG mit 11:11 Punkten von Tabellenrang neun auf sieben. Die Auswärtsbilanz gilt es dagegen zu verbessern. Ob das jedoch am nächsten Samstag ab 19.30 Uhr ausgerechnet beim Ligazweiten TuS Fürstenfeldbruck (18:4 Punkte) gelingen kann, erscheint fraglich.

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