Fußball-Nationalmannschaft enttäuscht bei WM Fehlzündung statt Raketenstart

Moskau · Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft erlebt beim 0:1 gegen Mexiko einen historischen Fehlstart in die WM.

 Bedröppelt schlurfen die deutschen Fußball-Nationalspieler vom Feld – das 0:1 gegen Mexiko zum WM-Auftakt war nicht eingeplant.

Bedröppelt schlurfen die deutschen Fußball-Nationalspieler vom Feld – das 0:1 gegen Mexiko zum WM-Auftakt war nicht eingeplant.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Das war nix: Weltmeister Deutschland ist nach einer schwachen Leistung mit einer entlarvenden Niederlage in die WM in Russland gestartet. Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw ließ sich von gut kombinierenden und viel engagierteren Mexikanern phasenweise vorführen und unterlag verdient mit 0:1 (0:1). In einer derartigen Verfassung ist an eine erfolgreiche Titelverteidigung nicht einmal im Traum zu denken, vielmehr steht der Einzug in die K.o.-Runde auf dem Spiel. „Wir hatten so eine Situation noch nicht, aber diese Widerstände müssen wir überwinden“, sagte Löw.

Ihr Auftaktspiel bei einer WM hatte eine deutsche Mannschaft lediglich 1982 in Spanien verloren – 1:2 gegen Algerien. Die Niederlage gegen die flinken Mexikaner, für die ihr Jungstar Hirving Lozano (35. Minute) traf, lässt für den weiteren Turnierverlauf das Schlimmste befürchten: Zumal die deutschen Spieler auch körperlich nicht in bester Verfassung zu sein schienen. Hinzu kamen eine erschreckende Unordnung und ein häufig miserables Defensivverhalten. Mats Hummels rüffelte nach dem Schlusspfiff stinksauer seine Mitspieler. „Unsere Absicherung ist nicht gut, das muss man ganz klar sagen. Jérôme Boateng und ich stehen da oft alleine“, sagte der Innenverteidiger: „Wenn wir wieder so auftreten, mache ich mir Sorgen.“ Toni Kroos sagte: „Wir sind jetzt unter Druck, keine Frage. Wir müssen sechs Punkte holen.“

Die Niederlage vor 78 011 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion Luschniki von Moskau ist ein schlechtes Omen: Die Weltmeister von 2006 (Italien) und 2010 (Spanien) schieden jeweils in der Vorrunde aus. Gleiches blüht der deutschen Mannschaft, sollte sie sich nicht gegen Schweden am kommenden Samstag (20 Uhr) in Sotschi erheblich steigern. Im Auftaktspiel war von den vollmundig abgegebenen Erklärungen jedenfalls nichts zu sehen. Die deutschen Spieler wurden ihren Ansprüchen bei weitem nicht gerecht.

Stunden vor dem Spiel musste Löw dann noch seine Wunschformation ändern – der Auersmacher Linksverteidiger Jonas Hector hatte sich eine Grippe eingefangen. Für ihn lief Marvin Plattenhardt auf – und ihm musste gleich aus der Patsche geholfen werden, als ihm der Ball nach einer Ecke unglücklich wegsprang, Neuer aber reaktionsschnell eingriff (2.). Sekunden zuvor hatte Boateng in höchster Not gegen Jungstar Lozano gerettet. Es folgten danach erste deutsche Torannäherungen. Auffällig war aber schon in der munteren Anfangsphase: Bei Ballverlusten hatte die DFB-Auswahl gewaltige Probleme in der Rückwärtsbewegung.

In der deutschen Mannschaft wurde bald viel gemotzt. Toni Kroos, Sami Khedira, Thomas Müller, Joshua Kimmich oder Mesut Özil – alle meckerten. Mexiko kombinierte gut und schnell, war zudem enorm bissig – und damit das Gegenteil des Weltmeisters, der behäbig, unsicher und unsortiert wirkte. Plattenhardt stand dabei noch sicherer als Kimmich, dessen Abwehrseite praktisch verwaist war. Und so kam es, wie es kommen musste: Mexiko konterte nach einem Ballverlust des schwachen Khedira, Lozano ließ nach einem prima Pass des ehemaligen Leverkuseners Chicharito den herbeigeeilten Özil aussteigen und traf ins kurze Eck.

 Hirving Lozano (links) dreht nach seinem Tor zum 1:0 jubelnd ab, Mannschaftskollege Andrés Guardado freut sich mit ihm.

Hirving Lozano (links) dreht nach seinem Tor zum 1:0 jubelnd ab, Mannschaftskollege Andrés Guardado freut sich mit ihm.

Foto: dpa/Christian Charisius
 Marvin Plattenhardt, hier im Zweikampf mit Hector Herrera, spielte für den an Grippe erkrankten Jonas Hector auf der linken Seite.

Marvin Plattenhardt, hier im Zweikampf mit Hector Herrera, spielte für den an Grippe erkrankten Jonas Hector auf der linken Seite.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Die DFB-Auswahl antwortete wütend, aber unkontrolliert. Einen Freistoß von Toni Kroos (39.) lenkte Torhüter Guillermo Ochoa gerade noch an die Latte – ansonsten wirkte vieles zufällig. Zur Belebung des Angriffsspiels brachte Löw nach einer Stunde Marco Reus für Khedira, er hätte auch einige andere vom Platz nehmen können. Reus wirkte belebend auf das deutsche Spiel, oft aber wirkten die Aktionen nicht durchdacht. Der eingewechselte Mario Gomez (79. für Plattenhardt) blieb wirkungslos. Julian Brandt, ebenfalls spät gekommen (86.), traf den Außenpfosten (89. Minute). Der Rest war mexikanischer Jubel.

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