Entlassung am Telefon

Hamburg · Bruno Labbadia muss gehen: Am Tag nach der 0:1 (0:0)-Niederlage gegen Bayern München wurde der Trainer des Hamburger SV gestern entlassen. Club-Chef Dietmar Beiersdorfer hat schon mit Markus Gisdol verhandelt.

Bruno Labbadia brauchte gestern nicht mehr auf das Gelände des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV zu fahren. Am Telefon wurde dem einst als Retter gefeierten Trainer seine Entlassung mitgeteilt. Als er um kurz nach 10 Uhr auflegte, war das Verwirrspiel der vergangenen Tage beendet. "Ich habe ihn zum Gespräch gebeten. Er sagte, dass er das lieber am Telefon machen möchte", erklärte Club-Chef Dietmar Beiersdorfer , für den die Trennung "aus sportlich-inhaltlichen Gründen" unausweichlich war. Das 0:1 (0:0) am vergangenen Samstag gegen Bayern München war die vierte Niederlage in Folge. Favorit auf Labbadias Nachfolge ist Markus Gisdol. Mit dem Ex-Trainer von Ligakonkurrent 1899 Hoffenheim, der dort im Oktober 2015 gehen musste, hat Beiersdorfer schon verhandelt.

"Ich bin hundertprozentig von der Mannschaft überzeugt", sagte Beiersdorfer: "In der bestehenden Konstellation wäre die Trendwende nicht möglich gewesen." Der Vorstandsvorsitzende dankte Labbadia: "Es bleibt unvergesslich, was er in einer sehr herausfordernden und schwierigen Zeit erreicht hat." 529 Tage lenkte Labbadia die Geschicke beim Bundesliga-Dino. Er erlebte in der Zeit die komplette Gefühlspalette des Geschäfts. Er wurde innerhalb von fast 18 Monaten vom gefeierten Relegations-Retter zum Sündenbock. "Mit unserer Punkteausbeute liegen wir weit hinter unseren Ansprüchen zurück", sagte Beiersdorfer: "Das ist unbefriedigend und unzureichend. Wir alle stehen in der Pflicht, das sehr schnell zu verändern." Er fühlte sich gestern genötigt klarzustellen, dass Investor Klaus-Michael Kühne "sich nicht anmaßen würde, Einfluss auf die entscheidenden Gremien des HSV zu nehmen". Dass der Geldgeber die Labbadia-Entlassung beeinflusst habe, sei "eine unsinnige Behauptung".

Dennoch bleibt der Hamburger SV ein Pulverfass. Investitionen von knapp 33 Millionen Euro hatten auch Kühne zu öffentlichen Europacup-Träumereien animiert. Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander. "Ich habe nie von Europa oder der Champions League gesprochen", versicherte Beiersdorfer: "Aber wir wollen uns verbessern."

Labbadia wurde dieser Schritt nicht mehr zugetraut. In den vergangenen zwölf Jahren mussten beim HSV nun schon 14 Trainer vorzeitig gehen. Labbadia war zwischen Juli 2009 und April 2010 schon einmal HSV-Trainer - auch damals war der Ex-Nationalspieler nicht erfolgreich genug.

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