Ski Alpin Dreßen krönt eine „verrückte Saison“

Kvitfjell · Sieben Wochen nach dem Erfolg in Kitzbühel gewinnt der 24-Jährige auch die Abfahrt in Kvitfjell.

 Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen bejubelt seinen Sieg bei der Weltcup-Abfahrt in Kvitfjell.

Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen bejubelt seinen Sieg bei der Weltcup-Abfahrt in Kvitfjell.

Foto: dpa/Alessandro Trovati

Ein bisschen sah es so aus, als wüsste Thomas Dreßen nicht wie ihm geschah. Da stand er nun, rechts von ihm der Weltmeister, links von ihm der Olympiasieger, und als die deutsche Nationalhymne am Zielraum der „Olympiabakken“ im norwegischen Kvitfjell erklang, da sang er sichtlich bewegt und konzentriert mit. Erster! Zum zweiten Mal nach seinem Triumph im Januar auf der Streif in Kitzbühel hatte er eine Abfahrt gewonnen.

Eine „verrückte Saison“ sei das, sagte der 24-Jährige am Fuße jener Strecke, wo er zwölf Monate zuvor mit Rang sechs sein bis dahin bestes Ergebnis im Weltcup erreicht hatte, und wo vor 24 Jahren Markus Wasmeier im Super-G zum ersten seiner zwei Olympiasiege gefahren war. Verrückte Saison? Auf jeden Fall eine historische: Dreßen ist schließlich der erste deutsche Abfahrer, dem in einem Winter zwei Weltcup-Siege in der Königsdisziplin gelangen.

„Es freut mich brutal“, sagte Dreßen. Nach dem Sieg in Kvitfjell kann jetzt keiner mehr behaupten, dass jener auf der Streif nur ein Geschenk des Himmels war. „Sein Sieg ist kein Zufall, weil er einer der besten Abfahrer der Welt ist“, sagte Aksel Lund Svindal (Norwegen), Olympiasieger und Dritter hinter Beat Feuz (Schweiz), Weltmeister, über den jungen Deutschen.

Dreßen ist eine Ausnahmeerscheinung, wie sie dem deutschen alpinen Ski-Rennsport selten widerfuhr. Sein Erfolg in Kvitfjell war erst der achte Abfahrtssieg eines Deutschen im Weltcup seit 1967 – zwei Siege haben außerdem Wasmeier (Wengen und Garmisch) und Sepp Ferstl (beide in Kitzbühel), je einen Franz Vogler und Max Rauffer. Dreßen ist nun zudem Dritter im Abfahrtsweltcup, und wenn es so bliebe: So etwas ist einem Deutschen nie gelungen.

Dreßen wirkt bisweilen, als könne er das alles noch gar nicht fassen, ist allerdings auch schon selbstbewusst genug zu betonen, dass er jederzeit um den Sieg mitfahren kann, wenn bei ihm alles passt. Nein, wiederholte er am Samstag, den Sieg setzte er sich „nie zum Ziel“, ihm gehe es immer nur darum, seine bestmögliche Leistung zu bringen, denn: „Das ist das Einzige, was ich beeinflussen kann.“

Dreßen war in diesem Winter Dritter in Beaver Creek/USA und sehr guter Fünfter bei Olympia gewesen. Und am Sonntag, beim Super-G in Kvitfjell, belegte er beim Sieg von Kjetil Jansrud (Norwegen) Rang acht – so gut war er nie in der zweitschnellsten alpinen Disziplin.

Sein ursprüngliches Saisonziel hat Dreßen locker erreicht. Er hatte sich, wie im Vorjahr, für das Finale des Weltcups qualifizieren wollen. Dort dürfen jeweils die 25 Besten pro Disziplin starten – oder alle Fahrer, die mehr als 500 Punkte im Gesamtweltcup haben. Dreßen hat derzeit als Siebter 567 Punkte, er könnte in Are also im Riesenslalom und im Slalom fahren. Verrückt.

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