Senkrechtstarter ist gut drauf Aus der Komfortzone zum nächsten Erfolg?

Garmisch-Partenkirchen · Skirennfahrer Thomas Dreßen genießt nach seinem Sieg in Kitzbühel die Euphorie vor dem Heimrennen in Garmisch.

 Nach seinem Überraschungs-Coup auf der Streif hat Andreas Dreßen auch auf der berühmten Kandahar-Abfahrt Siegchancen – zumal die Rennstrecke quasi vor der Haustür liegt.

Nach seinem Überraschungs-Coup auf der Streif hat Andreas Dreßen auch auf der berühmten Kandahar-Abfahrt Siegchancen – zumal die Rennstrecke quasi vor der Haustür liegt.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Trotz seines plötzlichen Streif-Ruhms denkt Thomas Dreßen gar nicht ans Abheben. Vor dem Ski-Weltcup am Wochenende in Garmisch-Partenkirchen mögen zwar Euphorie, Erwartung und mediales Interesse am Senkrechstarter gestiegen sein – Dreßen selbst grinst deshalb aber noch lange nicht anders in die Wintersonne im Werdenfelser Land. Eine Woche nach seinem Sieg-Coup von Kitzbühel setzt der 24-Jährige in der Heimat auf Altbewährtes. „Wir schauen, dass wir unsere Komfortzone beibehalten, unsere Gewohnheiten vor und bei dem Rennen“, sagte er. „Das hat bislang gut funktioniert, deswegen mache ich mir keine Sorgen, dass etwas nicht funktioniert.“

So eine Situation gab es an der altehrwürdigen Kandahar schon lange nicht mehr: Eine Herren-Abfahrt mit einem deutschen Starter als Star und einem Heimsieg als gar nicht unrealistischen Traum. Zur Schlussfolgerung, dass ein Sieger von Kitzbühel auch in Garmisch automatisch Favorit sei, sagte Dreßen aber: „Garmisch ist nicht viel weniger herausfordernd als Kitzbühel.“

1992 hat Markus Wasmeier als bislang letzter Deutscher eine Abfahrt auf der Kandahar gewonnen – Dreßen war da noch nicht auf der Welt. Nach dem Sieg in Kitzbühel weckt der Oberbayer die Hoffnung auf einen weiteren historischen Tag für Ski-Deutschland. Im zweiten Trainingslauf am Freitag stellte er jedenfalls seine Chancen auf eine erneute Spitzenplatzierung unter Beweis. Auf der eisigen Strecke vom Kreuz­eck belegte er Rang sechs. Dreßen lag 0,88 Sekunden hinter dem Südtiroler Christof Innerhofer, der bereits im ersten Training am Donnerstag der Schnellste gewesen war.

Den Druck scheint der 100-Kilogramm-Hüne locker wegzustecken: Er strahlt derzeit eine Euphorie aus, die noch eher an einen aufgeregten Weltcup-Anfänger denn an einen abgezockten Siegfahrer erinnerte. „Es gibt nichts Schöneres, als daheim einen Weltcup zu fahren“, sagte Dreßen, der in Mittenwald nur gut eine halbe Autostunde entfernt aufgewachsen ist. Von dort werden zum Rennen am Samstag (11.45 Uhr) etliche Fans erwartet.

Der Sieg in Kitzbühel hat vieles verändert. Zwei größeren TV-Auftritten Anfang der Woche folgten Tage, in denen das Telefon kaum still blieb. „Es haben sich extrem viele Leute gemeldet, auch Größen aus dem Skisport“, erzählte Dreßen,. „Das ehrt einen natürlich.“ Er habe versucht, sein Handy oft zu ignorieren, „dass ich halt ein bisschen zur Ruhe komme“. Er will aber so vielen Menschen wie möglich antworten, „aber auf Facebook ist das unmöglich – keine Ahnung, wie viele tausend Leute da geschrieben haben“.

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