Dose trifft auf Auto

Leipzig. Es ist erst ein paar Tage her, da hatte der allmächtige Trainer Felix Magath einen wissbegierigen Kompagnon an seiner Seite. Tomas Oral hieß der Hospitant. Der Fußballlehrer bildete sich beim VfL Wolfsburg im Trainingslager weiter. Der 38-Jährige erhielt sogar die Erlaubnis vom 19 Jahre älteren Tausendsassa, einige Übungen eigenständig zu leiten

 Felix Magath wäre wohl schlecht gelaunt, sollte Wolfsburg in Leipzig scheitern. Foto: dpa

Felix Magath wäre wohl schlecht gelaunt, sollte Wolfsburg in Leipzig scheitern. Foto: dpa

Leipzig. Es ist erst ein paar Tage her, da hatte der allmächtige Trainer Felix Magath einen wissbegierigen Kompagnon an seiner Seite. Tomas Oral hieß der Hospitant. Der Fußballlehrer bildete sich beim VfL Wolfsburg im Trainingslager weiter. Der 38-Jährige erhielt sogar die Erlaubnis vom 19 Jahre älteren Tausendsassa, einige Übungen eigenständig zu leiten. Oral dürfte auch deshalb das Vertrauen eines ansonsten sehr misstrauischen Mannes gewonnen haben, weil der Deutsch-Aramäer bis vor kurzem auf der Gehaltsliste des Regionalligisten RB Leipzig stand.Oral ging in den Frühjahrswirren des Viertligisten unter, weil trotz opulenter Alimentierung der Aufstieg in die Dritte Liga misslang, und als er eigentlich noch im Amt war, wurde sein Nachfolger Peter Pacult vorgestellt. Magath verneint zwar, dass er Oral deshalb so nahe an sich ranließ, weil es heute im DFB-Pokal zur Begegnung zwischen RB Leipzig und dem VfL Wolfsburg (20.30 Uhr) kommt, doch gute Tipps - heimlich ins Ohr geflüstert - können nicht schaden. Weiß Magath doch: "Die Leipziger spielen zwar in der vierten Liga, sind aber kein Viertligist, sondern haben lauter Bundesligaprofis." RB steht in Wahrheit ja nicht einfach für RasenBallsport, sondern für Red Bull.

Und statt VfL müsste es ja auch gerechterweise eher VW heißen, weil hier wie dort eine Hochglanz-Betriebsmannschaft am Werk ist, die einen weltumspannenden Konzern repräsentiert. Der österreichische Brausehersteller setzt mit seinen Getränken vier Milliarden Euro um, der deutsche Autobauer ist mit 126 Milliarden die umsatzstärkste Konzernkraft hierzulande. Im Fußball lassen sie deshalb die Muskeln spielen, weil VW-Vorstandschef Martin Winterkorn ein Faible für diesen Sport hat.

Bei Red Bull geht alles auf Besitzer Dietrich Mateschitz zurück. Der Milliardär hat sich zunächst in Extremsportarten und der Formel 1 engagiert, doch längst ist der Fußball auserkoren, die Popularität zu steigern, weshalb seine Finanzchefs kürzlich wieder in Leipzig vorbeischauten. Der Standort ist auserkoren, irgendwann internationalen Fußball zur Firmenmarke zu machen, weil das in Salzburg partout nicht gelingen wollte. Aber auch das Leipziger Projekt lief noch nicht wie gewünscht an, der erste von drei nötigen Aufstiegen wurde kläglich verfehlt, weshalb Mateschitz persönlich seinen Landsmann Pacult installierte. So ist das im modernen Fußball. Wenn sich heute die erwarteten 30 000 Zuschauer in der zur WM 2006 erbauten Leipziger Arena einfinden, müssen eh alle Traditionalisten wegsehen oder draußen bleiben. RB hat noch weniger Tradition als der VfL, es gibt keine Ex-Nationalspieler, die mitreden wollen, und keine eigenen Ultras, die mitmischen möchten. Immerhin: Ein furioser Sieg im DFB-Pokal gegen einen Bundesligisten, das könnte ein schöner Anfang der Geschichte sein.

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