Deutschlands Sportler des Jahres Dem Saarsport winkt ein historisches Double

Baden-Baden · Zum 73. Mal werden am Sonntag in Baden-Baden Deutschlands Sportler des Jahres gekürt. Werden es Anne Haug und Jan Frodeno?

 Nach zwei Jahren Pause kehrt Jan Frodeno vom LAZ Saarbrücken auf den Ironman-Thron zurück, holt sich in Rekordzeit den dritten Titel.

Nach zwei Jahren Pause kehrt Jan Frodeno vom LAZ Saarbrücken auf den Ironman-Thron zurück, holt sich in Rekordzeit den dritten Titel.

Foto: dpa/Marco Garcia

Eigentlich soll es für die Sportler ein Abend zum Genießen werden, doch auch zum Jahresausklang brauchen die Pro­tagonisten noch einmal starke Nerven. Selten zuvor dürfte an so vielen der festlich gedeckten Tische im mondänen Benazetsaal des Kurhauses in Baden-Baden derart gehofft und gebangt werden, wie es am Sonntag der Fall sein wird. Bei der Auszeichnung der Sportler des Jahres 2019 fehlt nach einem Jahr ohne absolutes Großereignis sowohl bei den Männern als auch bei den Mannschaften der große, eindeutige Favorit. Am klarsten scheint die Sache noch bei den Frauen.

Dort würden viele der mehr als 700 Gäste sicher auf Malaika Mihambo wetten. Die 25-Jährige dominierte die Weitsprung-Szene in diesem Jahr wie selten eine Frau zuvor. WM-Gold in Doha mit einer Fabelweite von 7,30 Metern, zehn Siege bei zehn Wettkämpfen und insgesamt sieben Wettbewerbe mit Sprüngen über die magische Sieben-Meter-Marke – klar, dass die Badenerin auch 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio das oberste Treppchen fest im Visier hat.

Ärgste Rivalin bei der Auszeichnung an diesem Sonntag (22.15 Uhr/ZDF) dürfte Triathletin Anne Haug vom LAZ Saarbrücken sein. Die laufstarke Bayreutherin schrieb in der Gluthitze von Hawaii als erste deutsche Siegerin der Ironman-Weltmeisterschaft Geschichte und kann sich ebenfalls Hoffnungen auf die Nachfolge von Tennisspielerin Angelique Kerber machen.

 Anne Haug überquert die Ziellinie in Hawaii. Die 36-Jährige vom LAZ Saarbrücken ist die erste deutsche Ironman-Weltmeisterin.

Anne Haug überquert die Ziellinie in Hawaii. Die 36-Jährige vom LAZ Saarbrücken ist die erste deutsche Ironman-Weltmeisterin.

Foto: dpa/David Pintens

Bei den Männern scheinen Zehnkämpfer Niklas Kaul und Skispringer Markus Eisenbichler in der Pole Position. Kaul verzückte die Massen mit einer sensationellen Aufholjagd am zweiten WM-Tag und wurde mit 21 Jahren zum bislang jüngsten „König der Athleten“. Eisenbichler sprang nicht nur bei der Vierschanzentournee auf Rang zwei, sondern krönte sich mit Gold im Einzel sowie zwei Triumphen mit der Mannschaft bei der WM in Seefeld zum Dreifach-Weltmeister.

Nach dem Vorjahres-Erfolg von Triathlet Patrick Lange könnte der Titel aber auch sportartintern an Jan Frodeno weitergereicht werden. Der Eisenmann vom LAZ Saarbrücken meisterte die Hölle von Hawaii bei seinem dritten WM-Erfolg sogar in Rekordzeit. Frodeno und Haug gemeinsam auf dem Thron – das wäre nicht nur für den Triathlon-Sport, sondern insbesondere für den Saarsport und das LAZ Saarbrücken eine historische Auszeichnung.

Schwimmer Florian Wellbrock schrieb mit seinen WM-Titeln im Freiwasser und Becken Sportgeschichte und ist ebenso wie Ruder-Welt- und -Europameister Oliver Zeidler oder Eric Frenzel, Doppel-Weltmeister in der Nordischen Kombination, zu beachten, aber eigentlich nur Außenseiter.

Bei den Mannschaften sind die heißesten Nachfolge-Kandidaten der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft kaum auszumachen. Aus dem Wintersport hätten es die souveränen Team-Weltmeister im Skispringen sicher genauso verdient wie das Bob-Team von Francesco Friedrich, dass im Zweier jedes Saisonrennen gewann und sich zum Doppel-Weltmeister krönte.

In der heißen Jahreszeit machten besonders die Ruderer vom Deutschland-Achter mit ihrer Titelverteidigung bei EM und WM sowie das zu Jahresbeginn noch gänzlich unbekannte Tennis-Doppel Kevin Krawietz und Andreas Mies mit ihrer Cinderella-Story bei den French Open auf sich aufmerksam. Auch die Beachvolleyballer Julius Thole und Clemens Wickler können sich nach ihrer emotionalen Silbermedaille bei der Heim-WM in Hamburg Chancen ausrechnen.

Wahlberechtigt für die Ehrung waren bis Anfang Dezember rund 3000 Mitglieder des Verbandes Deutscher Sportjournalisten, abgestimmt wurde nach einem Punktesystem. „Als Maßstab gelten weder Gehalts- noch Prämienlisten. Gesucht wird mehr denn je das Vorbild, eine Persönlichkeit des Sports. Ausgesprochen erfolgreich natürlich, aber auch durch Haltung und Charakter aufgefallen“, steht in der Präambel der seit 1947 durchgeführten Wahl.

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