Ironman-EM in Frankfurt Frodeno gewinnt die Hitzeschlacht

Frankfurt · Triathlet vom LAZ Saarbrücken siegt bei Ironman-Europameisterschaft im Glutofen Frankfurt vor Sebastian Kienle.

 Ein deutliches Signal für die WM auf Hawaii: Triathlet Jan Frodeno vom LAZ Saarbrücken bejubelt seinen Sieg bei der Ironman-Europameisterschaft in Frankfurt.

Ein deutliches Signal für die WM auf Hawaii: Triathlet Jan Frodeno vom LAZ Saarbrücken bejubelt seinen Sieg bei der Ironman-Europameisterschaft in Frankfurt.

Foto: dpa/Thomas Frey

Erschöpfung und Erleichterung spiegelten sich im Gesicht von Jan Frodeno wider, als er die qualvolle Hitzeschlacht rund um Frankfurt beendete. Mit letzter Kraft wankte der alte und neue Ironman-Europameister vom LAZ Saarbrücken auf dem Römerberg über die Ziellinie, riss beide Arme in die Höhe und fiel auf den glühend heißen Boden – 7:56:02 Stunden voller Strapazen lagen hinter ihm.

„Am Ende war es ein wirklich, wirklich harter Kampf und trotzdem eines meiner schönsten Rennen“, japste Frodeno. Nach 3,86 Kilometer Schwimmen, 185,5 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen lag der Superstar der Szene 3:58 Minuten vor dem dreimaligen Frankfurt-Sieger Sebastian Kienle (Mühlacker). „Ich wusste, dass Sebi gut drauf ist“, sagte Frodeno.

Die Entscheidung am Sonntag fiel bei Temperaturen von knapp 40 Grad während des Marathons am Mainufer erst 25 Kilometer vor dem Ziel. Dort konnte Kienle, auch beeinträchtigt von einer Schnittwunde am Fuß, die er sich nach dem Schwimmen durch einen Tritt in eine Scherbe zugezogen hatte, das Tempo von Frodeno nicht mehr mitgehen. Er verlor Sekunde um Sekunde – und Frodeno letztlich aus den Augen. „In meinem Kopf hätte man Eier kochen können“, sagte Kienle wegen der Hitze.

Frodeno dagegen katapultierte sich durch den Triumph automatisch in die Favoritenposition für das wichtigste Rennen der Saison: die WM auf Hawaii am 12. Oktober. Dort hatten seit 2014 Kienle sowie die zweimaligen Champions Frodeno und Patrick Lange die Titel stets unter sich ausgemacht.

„Manchmal fragt man sich, warum man das alles macht. Ich bin happy und erschöpft“, sagte Frodeno, der auf dem Rad eine Schrecksekunde überstehen musste. Bei Tempo 80 hatte sich der gebürtige Kölner verbremst, er konnte deshalb die folgende Kurve nicht mehr präzise ansteuern und musste den Ausweg über das angrenzende Feld nehmen. Dabei verlor er seine Trinkflasche und konnte lange Zeit keine wertvollen Mineralien zu sich nehmen – angesichts der hohen Temperaturen keine ideale Situation.

Der Triathlon-Olympiasieger von 2008 blieb allerdings konzentriert, zog weiter seinen Masterplan durch: Bloß keine Schwäche zeigen, den erschwommenen Vorsprung verteidigen und den Kampf der drei Protagonisten, deren Beziehung er als „gesunde Rivalität“ bezeichnet, von vorne diktieren. Auf dem Rad gelang ihm das aber nur mit viel Anstrengung. Der bärenstarke Kienle trat auf den letzten Kilometern der zweiten Teildisziplin nämlich noch mal kräftig in die Pedale, das Duo ging praktisch zeitgleich in die Wechselzone und von dort aus wieder auf die Strecke.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Lange den Kontakt zur Spitze längst verloren. Betrug der Rückstand zur Hälfte der Radstrecke schon mehr als sieben Minuten, vergrößerte er sich bis zum Start des Marathons auch wegen eines zwischenzeitlichen Raddefekts auf eine halbe Stunde. Der laufstarke Nordhesse, der im vergangenen Jahr als erster Mensch den Hawaii-Ironman unter acht Stunden beendet hatte, wurde mit gut 51 Minuten Rückstand Elfter.

Zu einem Drama wurde der Zieleinlauf bei den Frauen: Die klar in Führung liegende Amerikanerin Sarah True brach 1000 Meter vor dem Ziel völlig entkräftet zusammen. Sanitäter trugen die 37-Jährige von der Strecke und leisteten erste medizinische Hilfe. Den Sieg sicherte sich Skye Moench aus den USA. Die Darmstädterin Daniela Bleymehl gab das Rennen auf. Anne Haug vom LAZ Saarbrücken hatte ihre Teilnahme wegen einer Verletzung am Unterschenkel absagen müssen.

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