Zweite Anklage wegen Millionen-Betrugs

Saarbrücken. Zweite Runde im Strafprozess gegen einen 55-Jährigen Kaufmann mit Doktortitel aus St. Ingbert

 Mit fingierten Leasingverträgen soll ein Kaufmann Millionenbeträge ergaunert haben. Foto: dpa

Mit fingierten Leasingverträgen soll ein Kaufmann Millionenbeträge ergaunert haben. Foto: dpa

Saarbrücken. Zweite Runde im Strafprozess gegen einen 55-Jährigen Kaufmann mit Doktortitel aus St. Ingbert. Bereits im November war der Ex-Geschäftsführer einer saarländischen Handelsfirma für Büromaschinen wegen Millionenbetruges zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er eine Frankfurter Bank und diverse Geschäftspartner mit gefälschten Unterlagen, Bilanzen und Verträgen um rund zehn Millionen Euro erleichtert habe. Jetzt legt die Staatsanwaltschaft nach und wirft dem Mann mit einer Vorliebe für Luxusautos und Immobilien vor, saarländische Banken und andere Unternehmen um weitere Millionen geprellt zu haben. Das Geld sei unter anderem in die 33 Immobilien der Familie des Angeklagten geflossen, so der Vorwurf.Mehr als sechs Millionen Euro soll der Gründer und Leiter einer Unternehmensgruppe nach dieser zweiten Serie von Anklageschriften in den Jahren 2009 und 2010 erschwindelt haben. Dabei sei er auf zwei verschiedene Arten vorgegangen. Zwei saarländischen Banken habe er mit manipulierten Unterlagen blendende Geschäfte und lohnenden Investitionen vorgegaukelt und so bei ihnen insgesamt Kredite in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro erhalten. Zudem habe er großen Leasingfirmen komplett erfundene Leasingverträge angedreht und dabei fast vier Millionen Euro abkassiert. Das Ganze habe so funktioniert: Eine Firma aus der Gruppe des Angeklagten habe der Leasingfirma hochwertige Bürotechnik - beispielsweise einen Großrechner für 950 000 Euro - verkauft. Dieses tatsächlich nicht vorhandene Gerät habe ein anderes Unternehmen aus der Gruppe des Angeklagten für die Dauer von 60 Monaten gemietet, Wofür brav die monatlichen Leasing-Raten von 15 000 Euro bezahlt wurden. Ergebnis: Eine Firma des Angeklagten bekam für ein nicht vorhandenes Gerät den kompletten Kaufpreis. Eine andere Firma zahlte davon die deutlich geringeren Raten. Die Differenz floss in die Kassen der Unternehmensgruppe. Ein gigantisches Schneeballsystem, das immer auf neues Kapital angewiesen war. Die Staatsanwaltschaft weiter: Das Geld aus diesen Firmenkassen habe der Finanzierung des aufwendigen Lebensstils und von Immobilien gedient. So seien bei einer Internetfirma, die eigentlich Hard- und Software nebst Systempflege angeboten habe, Bauarbeiter, Maler, Verputzer, Gipser Elektriker, Hausmeister und Hilfsarbeiter angestellt worden. Diese hätten dann an den 33 Immobilien der Familie des Angeklagten sowie an drei Objekten seines Sohnes umfangreiche Bau- und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Inklusive Baumaterial seien so über die Jahre fast zwei Millionen Euro verbraucht worden. Dazu kämen noch Privatentnahmen aus den Unternehmen in Höhe von rund 3,6 Millionen Euro.

Der Prozess von der Großen Wirtschaftsstrafkammer wird am Freitag fortgesetzt. Derzeit wird darüber diskutiert, ob aus der noch nicht rechtskräftigen Verurteilung vom November vergangenen Jahres, den aktuellen Anklagen und noch anstehenden Steuerstrafsachen ein abschließendes Gesamtpaket mit einer Gesamtstrafe geschnürt werden soll.

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