Ein stiller Streik in Neunkirchen

Neunkirchen · Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst betrafen gestern auch Neunkirchen: Mitarbeiter von Stadtverwaltung, Kombi-Bad "Die Lakai", Müllabfuhr, städtischen Kindertagesstätten und städtischem Klinikum beteiligten sich an der Gewerkschafts-Aktion in Saarbrücken.

 Kein Badespaß, sondern Enttäuschung: Wegen des Warnstreiks der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi blieb das Neunkircher Kombi-Bad "Die Lakai" gestern komplett geschlossen. Foto: Willi Hiegel

Kein Badespaß, sondern Enttäuschung: Wegen des Warnstreiks der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi blieb das Neunkircher Kombi-Bad "Die Lakai" gestern komplett geschlossen. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen. Als eher stiller Streik erwiesen sich die Aktionen der Mitglieder der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gestern in Neunkirchen. Denn alle saarländischen Streikteilnehmer bündelten ihre öffentlichen Aktivitäten in Form mehrerer aufeinanderfolgender Demonstrationszüge in Saarbrücken. Die Verdi-Leute machten sich mit von der Gewerkschaft organisierten Bussen beziehungsweise in Privat-Fahrzeugen auf in die Landeshauptstadt.In Neunkirchen, der bekanntlich zweitgrößten Stadt des Saarlandes, kündeten nur Verdi-Plakate "Heute Streik" von den Bemühungen um bessere Tarifabschlüsse. Weitere Informationen blieb Verdi den Bürgern, die von den Streik-Maßnahmen betroffen waren, schuldig. Und so standen etliche Schwimm- und Sauna-Freunde enttäuscht vor den verschlossenen Türen des Neunkircher Kombi-Bades "Die Lakai". Kopfschüttelnd verließen sie wieder den leeren Parkplatz, denn die Informationen über das gestern geschlossene Bad hatten offenbar nicht jeden erreicht.

Besser vorbereitet waren offenbar die Nutzer der städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen. Wie die Stadtpressestelle gestern mitteilte, waren bis 9 Uhr nur sieben Kinder in die "Not-Kita" in der Talstraße gebracht worden, wo sieben Erzieherinnen Dienst taten.

Keine besonderen Vorkommnisse meldete auf SZ-Anfrage der Geschäftsführer des Klinikums Neunkirchen, Klaus Dieter Hielscher, wo nach dessen Angaben rund zehn Prozent der rund 650 Köpfe starken Belegschaft warnstreikten. "Jeder der gestern bei uns eine Untersuchung oder Behandlung brauchte, wurde auch versorgt", versicherte Hielscher, das sei auch in einer Vereinbarung mit Verdi im Vorfeld festgeklopft worden.

Im Neunkircher Rathaus war es gestern deutlich ruhiger als sonst: Der Info-Bereich im Foyer war beispielsweise ebenso wenig besetzt wie die Telefonzentrale (Ansage: "Das Rathaus wird heute bestreikt"), die Druckerei oder der Botendienst. Im Bürgerbüro wurden die Kunden aber normal betreut. Bei der Kulturgesellschaft, einer städtischen Tochter, wurde ebenfalls normal gearbeitet, allein der Hausmeister war im Ausstand.

Länger in Erinnerung bleiben wird der Warnstreik möglicherweise den Neunkircher Bürgern, deren Mülltonnen gestern turnusmäßig geleert werden sollten. Die Leerung wird nicht nachgeholt, zum Preis von sechs Euro kann man aber für die nächste Leerung "Beistellsäcke" erwerben.

Hintergrund

Die Gewerkschaft Verdi verlangt für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst 6,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 200 Euro. Die Arbeitgeber hatten bislang 3,3 Prozent mehr Gehalt auf zwei Jahre angeboten. Am heutigen Mittwoch sollen in Potsdam die Tarifverhandlungen in dritter Runde für die rund zwei Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen fortgesetzt werden. sl

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