Wo Zarah und der Führer schlummerten

Saarbrücken. Es war nur einen Steinwurf vom Hauptbahnhof entfernt. Reisende, die mit dem Zug in Saarbrücken ankamen und das Bahnhofsgebäude verließen, blickten die Reichsstraße hinunter und konnten es sehen: das Hotel Excelsior. Mitte der Zwanzigerjahre erbaut, war es viele Jahre eines der nobelsten Häuser, wenn nicht gar die erste Adresse der Stadt

Saarbrücken. Es war nur einen Steinwurf vom Hauptbahnhof entfernt. Reisende, die mit dem Zug in Saarbrücken ankamen und das Bahnhofsgebäude verließen, blickten die Reichsstraße hinunter und konnten es sehen: das Hotel Excelsior. Mitte der Zwanzigerjahre erbaut, war es viele Jahre eines der nobelsten Häuser, wenn nicht gar die erste Adresse der Stadt.Seit 1973 befindet sich in dem Gebäude die Landesbausparkasse. Schon auf den ersten Blick ist beim Vergleich von alten und neuen Bildern erkennbar, dass hinter den rechteckigen, braunen Verkleidungselementen aus Aluminium viel der alten Bausubstanz des Hotels Excelsior noch erhalten sein muss. Verschwunden sind zwar die Giebelaufbauten, das Gesims und die kleinen Statuen, die die Lisenen (Wandblenden) im fünften Obergeschoss zierten. Doch die Grundstruktur des Gebäudes ist geblieben, die Lisenen sind als gliedernde Elemente noch erkennbar, und auch die Anzahl der Fensterreihen stimmt überein. Die zahlreichen kleinen Balkone, die dem Gebäude seinen Hotel-Charakter verliehen, wurden abgebrochen, die Türen zu Fenstern verkürzt.Diese Beobachtungen könnten die Vermutung nahe legen, dass die alte Fassade lediglich überdeckt ist und eine Wiederherstellung im Stil der Zwanzigerjahre möglich wäre. Fotos des Hotels aus der Zeit vor dem Umbau Anfang der Siebzigerjahre zeigen jedoch, dass das Gebäude bereits viel von seinem ursprünglichen Gesicht eingebüßt hatte. Die Verzierungen im oberen Bereich und die Giebelaufbauten waren bereits nach dem Zweiten Weltkrieg verloren. Das Haus hatte einen geraden Abschluss.Prominente und reiche Gäste stiegen im Hotel Excelsior ab, darunter die schwedische Schauspielerin und Sängerin Zarah Leander, der spanische Philosoph Jose Ortega y Gasset und zwei osteuropäische Prinzessinnen. Als Hitler 1938 zur Einweihung des Gautheaters Saarpfalz, des späteren Staatstheaters, nach Saarbrücken kam, wählte er ebenfalls das Hotel Excelsior für die Übernachtung.Neben exklusiv ausgestatteten Zimmern hatte das Excelsior auch ein Wein- und Speiserestaurant, Gesellschafts- und Versammlungsräume, ein Bier-Restaurant, ein Caf&; und eine Konditorei. In den Dreißigerjahren warb das Hotel damit, ein "modernes Haus mit allem neuzeitlichen Komfort" zu sein, das erstklassige Küche und zeitgemäße Preise biete. Zu finden ist diese Anzeige in dem Sammelband "25 Jahre Stadt Saarbrücken" von Heinrich Krueckemeyer aus dem Jahr 1934.Im Zweiten Weltkrieg litt auch das Hotel Excelsior unter den Bombardierungen. Zerstörungen am Gebäude wurden nach Kriegsende zunächst nur notdürftig behoben, damit die französische Besatzungsmacht dort ihr Centre d'Accueil beziehen konnte.Nach dem Wiederaufbau nahm die Familie Freiberger, seit 1936 im Besitz des Gebäudes, 1952 den Hotelbetrieb wieder voll auf. Das Haus beherbergte in dieser Zeit auch die beiden Bundespräsidenten Theodor Heuss und Heinrich Lübke. Vom früheren saarländischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann sagt man, dass er im Restaurant des Excelsior regelmäßig Skat spielte. Im November 1971 schloss das Hotel für immer seine Pforten, die Großbank kaufte das Haus von der Familie Leidinger.Im Januar 1972 wurde das gesamte Inventar des Excelsior versteigert: vom kompletten Hotelzimmer über Geschirr und Tafelsilber bis hin zum Blumentopf. 610 Mark bezahlte damals ein Bieter für das Inventar des so genannten Fürstenzimmers, in dem auch schon Konrad Adenauer sein Haupt gebettet hatte.

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