Weiskirchen plant Windpark mit Waldweiler

Weiskirchen/Waldweiler. Wer entlang der rheinland-pfälzisch-saarländischen Landesgrenze unterwegs ist, kennt diesen Anblick: Auf den Höhenzügen drehen sich Windräder, die aber nur auf einer Seite der unsichtbaren Trennlinie stehen. Ein Beispiel im Hochwald: die drei Anlagen auf der Grendericher Höhe, die von Gusenburg und Grimburg aus zu sehen sind

 Waldweiler und Weiskirchen wollen gemeinsam einen Windpark auf der Landesgrenze erschließen. Foto: Honk

Waldweiler und Weiskirchen wollen gemeinsam einen Windpark auf der Landesgrenze erschließen. Foto: Honk

Weiskirchen/Waldweiler. Wer entlang der rheinland-pfälzisch-saarländischen Landesgrenze unterwegs ist, kennt diesen Anblick: Auf den Höhenzügen drehen sich Windräder, die aber nur auf einer Seite der unsichtbaren Trennlinie stehen. Ein Beispiel im Hochwald: die drei Anlagen auf der Grendericher Höhe, die von Gusenburg und Grimburg aus zu sehen sind. Die Räder stehen jedoch auf dem Gebiet der saarländischen Gemeinde Nonnweiler.Ein Novum streben hingegen die Gemeinde Weiskirchen und die angrenzende rheinland-pfälzische Gemeinde Waldweiler (Verbandsgemeinde Kell) an: Sie planen auf dem Grenzkamm einen länderübergreifenden Windpark (siehe Info). "Anstatt uns gegenseitig etwas vor die Nase zu setzen, verfolgen wir lieber ein gemeinsames Projekt. Dann haben wir auch bessere Aussichten, die bestehenden Hürden zu nehmen", erklärte Waldweilers Ortsbürgermeister Manfred Rauber (SPD) in der jüngsten Ratssitzung. Dort war auch der Weiskircher Rathauschef Werner Hero (CDU) zu Gast, der den Willen zu einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Sachen Windkraft bekräftigte.

In Weiskirchen stehe die Ratsmehrheit aus CDU, FDP und Grünen hinter dem Projekt. Es gibt aber eine Bürgerinitiative (BI), die sich gegen diese Windkraftpläne wehrt. Ihr Ziel ist, dass in dieser strittigen Frage ein Bürgerbegehren zugelassen wird. Der Weiskircher Rat hat das aber abgelehnt. Dagegen hat die BI geklagt und zunächst eine juristische Niederlage erlitten. Sie ist deswegen in Berufung gegangen. Eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts in Saarlouis steht im Hauptsacheverfahren noch aus.

Hero gibt sich aber optimistisch, dass die Gemeinde recht behält. Der Keller VG-Bürgermeister Werner Angsten (CDU) weist darauf hin, dass in der Region Trier der Raumordnungsplan (ROP) noch bis Ende 2013 gilt. Er legt fest, an welchen Stellen sich Räder drehen dürfen und wo nicht. Angsten geht aber davon aus, dass der ROP schon früher geöffnet wird und somit neue Windkraftstandorte eine Chance bekommen.

Haupthindernis für Waldweiler ist jedoch, dass der Teufelskopf in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück liegt. In ihr sind bisher Windräder absolut tabu. Dieses Verbot beruht auf einer 31 Jahre alten Landesverordnung. Doch auch in diesem Punkt rechnet Angsten mit Veränderungen. Er halte es beispielsweise für möglich, dass das Land die bislang festgelegte Größe der Naturpark-Kernzonen auf den Prüfstand stellt.

Die sieben Kernzonen decken 16 Prozent der 205 000 Hektar großen Gesamtfläche des Naturparks Saar-Hunsrück ab. Sie liegen alle im rheinland-pfälzischen Teil. "Bei uns im Saarland gibt es keine Kernzonen", betonte Hero. Rauber ergänzte: "Einem normal denkenden Menschen wäre es nicht klarzumachen, wenn man im Saarland Windräder erlauben würde und das ein paar Hundert Meter weiter bei uns nicht gehen soll." Deshalb hoffen die Waldweilerer auf einen neuen Zuschnitt der Naturpark-Kernzonen.

Was diesen Wunsch angeht, hält sich das Mainzer Wirtschaftsministerium, das jetzt auch für Energie und Fragen der Landesplanung zuständig ist, jedoch vorerst zurück. Um etwas an den Kernzonen zu ändern, müsste zunächst eine neue Landesverordnung erlassen werden, erläutert Pressesprecherin Ruth Boekle. Zu der anderen Möglichkeit, dass die Waldweilerer mit einer Ausnahmeregelung von dem in der Kernzone gültigen Windrad-Verbot von Windrädern befreit werden, sagt Boekle: "Nach unserer Einschätzung gibt es diese Chance nicht."

Hintergrund

Entstehen soll der grenzüberschreitende Windpark im Bereich des 695 Meter hohen Teufelskopfs (Rheinland-Pfalz) und des genau so hohen Schimmelkopfs (Saarland). Auf Waldweilerer Gemeindegebiet sind drei Anlagen geplant. Auf Weiskircher Gemarkung sollen vier Räder gebaut werden. Beide Kommunen wollen mit dem Anlagenhersteller Juwi aus Wörrstadt (Rheinhessen) zusammenarbeiten. Dessen Vertreter Helmut Bös betonte, dass sich der Grenzkamm wegen seiner großen Windhäufigkeit (durchschnittlich acht Meter pro Sekunde) für die Errichtung der zurzeit leistungsfähigsten Windrad-Modelle anbietet. Die 7,5-Megawatt-Anlagen sollen eine Gesamthöhe von circa 200 Metern haben. Pro Rad sichert Juwi den Waldweilerern Pachteinnahmen von jährlich mindestens 100 000 Euro zu. ax

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