Von Anfang an knallharte Regeln

Saarlouis. Zwei junge Männer arbeiten an gebrauchten Paletten - sie erledigen sozusagen eine Strafarbeit in der Saarlouiser Jugendwerkstatt. "Wir verständigen uns darauf, dass das die letzte Runde ist, in der ihr Nägel raushaut", sagt Anke Rehlinger bestimmt. Sie will die beiden hier nicht mehr sehen, denn sie leisten Arbeitsstunden für ein Fehlverhalten ab

 Justizministerin Anke Rehlinger mit dem Leiter der Jugendwerkstatt Saarlouis, Sozialpädagoge Reiner Quirin (links) und Landrat Patrik Lauer (rechts). Foto: Johannes A. Bodwing

Justizministerin Anke Rehlinger mit dem Leiter der Jugendwerkstatt Saarlouis, Sozialpädagoge Reiner Quirin (links) und Landrat Patrik Lauer (rechts). Foto: Johannes A. Bodwing

Saarlouis. Zwei junge Männer arbeiten an gebrauchten Paletten - sie erledigen sozusagen eine Strafarbeit in der Saarlouiser Jugendwerkstatt. "Wir verständigen uns darauf, dass das die letzte Runde ist, in der ihr Nägel raushaut", sagt Anke Rehlinger bestimmt. Sie will die beiden hier nicht mehr sehen, denn sie leisten Arbeitsstunden für ein Fehlverhalten ab. Die Jugendlichen nicken, als hätten sie Rehlinger gut verstanden.Die Justizministerin informierte sich in der Einrichtung, wie der Landkreis mit Jugendlichen umgeht, die, salopp ausgedrückt, Mist gebaut haben. Dazu gehören etwa zu schnelle Fahrten mit dem getunten Roller, Diebstahl und konsequente Schulverweigerung.

Vieles davon entstehe durch Leichtsinn und Übermut, erklärte der Sozialpädagoge und Leiter der Jugendwerkstatt, Reiner Quirin. Häufig seien auch Alkohol oder Drogen im Spiel. "Das ist hier kein Wunschkonzert", verdeutlichte Quirin. Für die jungen Leute gebe es "von Anfang an knallharte Regeln". Wer zwei Mal fehle, der sei raus, und das ziehe Konsequenzen nach sich. Die Jugendwerkstatt ist ein Projekt des Landkreises Saarlouis.

Es gibt sie seit 1986, inzwischen auch mit einer Außenstelle in Lebach. Bis heute habe man so um die 10 000 Jugendliche betreut, stellte Quirin weiter dar. Derzeit seien es insgesamt 180, von denen acht bis zehn pro Tag da seien. Quirin und acht Honorarkräfte betreuen die straffällig gewordenen jungen Menschen zwischen 14 und 21 Jahren. Je nach Schwere der Tat sind mehr oder weniger Stunden abzuleisten. Arbeiten mit Holz und Metall gehören dazu, falls nötig, ergänzt ein mehrmonatiges Aggressionstraining das Angebot. Die Jugendwerkstatt ist eng mit dem Kreisjugendamt verknüpft. Außerdem finden regelmäßige Gespräche mit den Jugendrichtern statt. Dies gewährleistet, dass die Konsequenzen von Fehlverhalten rasch spürbar werden. "70 Prozent kriegen wieder die Kurve", sagte Landrat Patrik Lauer.

Deshalb halte er die Jugendwerkstatt für eine sinnvolle Einrichtung. Dieses Projekt bezuschusst das Land jährlich mit rund einem Drittel der Kosten. Den entsprechenden Zuwendungsbescheid über 75 000 Euro hatte Ministerin Rehlinger gleich dabei. Hintergrund für ihren Besuch sind die Sparmaßnahmen des Landes. Dabei gehe es nicht um rigoroses Streichen von Projekten, sondern immer um die Frage "was erspart mir das an anderer Stelle?". Und die Jugendwerkstatt Saarlouis habe "Charme", sagte Rehlinger. Es gebe "sonst kein Modell vergleichbarer Art in anderen Landkreisen".

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