Verwirrter Winzer auf doppelter Hochzeit

Gräfinthal · "Der fröhliche Weinberg" heißt das Stück, mit dem der Kultur- und Trachtenverein Bliesransbach in Gräfinthal gastierte. Das Lustspiel nach Carl Zuckmayer erzählt eine Winzer-Geschichte rund um das Gasthaus "Landskrone".

 Klärchen (Jennifer Kempf, links) und Babettchen (Sandra Limbach) im Beziehungswirrwarr. Foto: jma

Klärchen (Jennifer Kempf, links) und Babettchen (Sandra Limbach) im Beziehungswirrwarr. Foto: jma

Gräfinthal. Wenn Theaterfreunde sich trotz Kühle und Nieselregen aufmachen, die Premiere eines Lustspiel-Klassikers von vor fast 90 Jahren anzusehen, soll das was heißen. So geschehen am Freitagabend, als auf der Gräfinthaler Naturbühne das Stück "Der fröhliche Weinberg" aufgeführt wurde. Der Kultur- und Trachtenverein Bliesransbach hatte sich das Zuckmayer-Stück für sein Gastspiel ausgesucht. Die Wirrungen aus dem Winzer-Milieu rund ums Gasthaus "Landskrone", um Schiffer und Kleinbürger nahmen ihren Lauf. Da ist der alte Winzer Jean Baptiste Gunderloch (Marcel Hensgen), der die Hälfte seines Besitzes verkaufen will, um sich zur Ruhe zu setzen. Er schustert Tochter Klärchen (Jennifer Kempf) den Studenten Knuzius (Stefan Klopp) zu. Dafür ist die andere Hälfte des Besitzes gedacht. Trotz der Mitgift will der Vater sicher sein, dass dem Klärchen das vergönnt ist, was bei ihm nur auf Umwegen klappte: ein eigenes Kind. Er zeugte die Tochter nämlich mit einer anderen Frau und adoptierte das Klärchen dann. Doch die Nachfahrin hat ganz andere Pläne, findet den eitlen Fatzke von Knuzius doof. Das macht aber nix, da der Augen auf ihre beste Freundin, auf Babettchen (Sandra Limbach), geworfen hat.Der Klassiker an Beziehungsgeschichten, wie man ihn eben kennt. Winzer Gunderloch bemerkt durch Zufall, dass seine Hausdame Annemarie (Heike Schreiner) nicht glücklich über seinen geplanten Wegzug ist. Mitkommen will sie nicht. Das zeigt sie ihm auch mit Erfolg. "Seine Stimme ist so rau und kernig", schwärmt sie. Der Witwer verguckt sich in sie. Doppelhochzeit ist angesagt, als Töchterchen nach einigen Wirren doch ihre Liebe zum Schiffer Jochen (Michael Munkwitz) mit einer weiteren Eheschließung krönen kann. Bis dahin ist es ein weiter Weg. Schlägereien, Saufgelage, Tänze auf der Bühne, verpasste Chancen bei abgesagten Versteigerungen, Beleidigung von jüdischen Winzern: Es passiert so einiges in dem Dreiakter. Lacher erzielte das Klärchen etwa, als es vom "schönen Herbst" sprach. Das Publikum erkannte Doppeldeutigkeit und aktuellen Bezug. Herbstlich war es durchaus. jma Weitere Aufführungen finden am 27. und 28. Juli statt. Beide beginnen jeweils um 20.30 Uhr. Karten-Tel. (0 68 04) 65 56.

naturbuehne-graefinthal.de

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