Unzufriedenheit muss nicht sein

Es gibt so viele Gründe, unzufrieden zu sein. Ein Mensch, der einen hohen Anspruch an sich selbst hat, verzeiht sich keine Schwäche. Erfüllen andere unsere Erwartungen nicht, dann sind das die wirkungsvollsten Auslöser, "gute" Gründe, für Ärger, schlechte Laune und weitere schädliche Wellenschläge.

Es bleibt uns aber auch nicht erspart, immer engere Grenzen in den eigenen Möglichkeiten zu erleben. Auch wir machen Fehler, werden sogar schuldig an anderen Menschen. Darin steckt dann eben das Potenzial zur Aggression, zur Autoaggression, aber auch zur beschönigenden Selbstwahrnehmung oder zur Barmherzigkeit. Als junger Mensch hatte ich mich schon darüber geärgert, wenn mein Gegenüber langsamer war im Verstehen oder auch im Tun. Das hat sich erst nachhaltig geändert, als ich durch Krankheit sehr ausgebremst wurde und die simpelsten Dinge nur im Schneckentempo geschafft hatte.

Wenn es mich heute provoziert, dass mein Gegenüber zum Beispiel lügt, dann erinnere ich mich daran, dass ich auch schon unwahrhaftig war. Mir hat schon oft geholfen, der Wirkung von Enttäuschung, Ärger, Unzufriedenheit, Verletzungen durch andere Menschen nicht ausgeliefert zu sein, indem ich mir meiner eigenen Begrenztheit, meinem falschen Verhalten, meiner Unvollkommenheit, letztlich meiner eigenen Erlösungsbedürftigkeit immer wieder bewusst geworden bin. Noch intensiver hat mir geholfen, mit den Unerfreulichkeiten menschlichen Wesens und Verhaltens klar zu kommen, dass ich Gottes Art und Weise, damit umzugehen, an mir selber erleben durfte. Ein Wort aus der Bibel beschreibt diese Erfahrungen und den oben beschriebenen Zusammenhang sehr gut: "...ertraget einander und vergebt euch gegenseitig, wenn jemand einen Anlass gegen einen anderen hat; genau wie Jesus Christus euch vergeben hat, so auch ihr." (Kolosser 3,13).

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