Auszüge aus dem Dorfleben in Zeiten des Krieges

Hasborn-Dautweiler · Vor 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg aus. Der Historische Verein Hasborn-Dautweiler veröffentliche zu diesem Anlass eine Broschüre, die das Leben im Dorf vor und während des Krieges beschreibt. Im historischen Rathaus las Herbert Jäckel Auszüge daraus vor. Bernhard W. Planz hielt einen Vortrag über die Gründe zum Ausbruch der europäischen Urkatastrophe.

 Herbert Jäckel, Vorsitzender des Historischen Vereins Hasborn-Dautweiler, liest im historischen Rathaus Ausschnitte der Sonderausgabe zum Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) vor. Foto: ame

Herbert Jäckel, Vorsitzender des Historischen Vereins Hasborn-Dautweiler, liest im historischen Rathaus Ausschnitte der Sonderausgabe zum Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) vor. Foto: ame

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"Viele Einzelfakten fügen sich zur Ursache des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges zusammen", sagte Bernhard W. Planz. Die Auffassung der Historiker über die Schuld Deutschlands habe sich über die vergangenen Jahrzehnte gewandelt. Planz gab keine konkrete Antwort auf die Schuldfrage, aber anhand des komplexen Bündnissystems, und der strategischen Lage Deutschlands, zeigte er Gründe für die fatale Entwicklung auf, die dem Kriegsausbruch vorangegangen waren.

Doch wie erlebten die Menschen vor Ort den Krieg? Der Historische Verein Hasborn-Dautweiler trug Aufzeichnungen und Dokumente aus der Zeit vor und während des Ersten Weltkrieges zusammen. Die Schulchronik des damaligen Hauptlehrers Mathias Warken (1854-1921) und das Kriegstagebuch Johann Scholls (1882-1956) waren die wichtigsten Quellen. Auszüge der in einer Sonderausgabe gebündelten Informationen las Herbert Jäckel, Vorsitzender des Historischen Vereins, im historischen Rathaus von Hasborn vor.

Aus Mathias Warkens Schulchronik geht hervor, dass Hasborn und Dautweiler in den 25 Jahren vor Beginn des Ersten Weltkriegs einen rasante Entwicklung hingelegt haben: 59 neue Häuser, eine Zentralwasserleitung und sechs neue Brücken. Es gab für beide Ortsteile einen Telefonanschluss - in dieser Zeit etwas völlig Neues. Die meisten Männer arbeiteten 1913 im Bergbau. Obwohl der Wohlstand stieg berichtete Warken: "[Es] herrschten trotz der goldenen Zeiten überall Unzufriedenheit und Klagen. Oft hörte ich von alten Leuten sagen: Die Jugend weiß heute nicht, wie die armen Leute früher gelebt haben."

Doch die goldene Zeit war bald vorbei, am 1. August 1914 erklärte Deutschland Russland den Krieg. Am Vorabend wurden die ersten Reservisten einberufen. Auf den Schlachtfeldern ließen 54 Männer aus Hasborn und Dautweiler ihr Leben. Die genaue Zahl der Eingezogenen sei laut Herbert Jäckel bisher nicht bekannt. Noch herrschte die Kriegsbegeisterung vor, doch über die Jahre verknappten sich die Nahrungsmittel.

Schon zum Ersten Weltkrieg nutzte die Reichsregierung das gedruckte Wort, um Propaganda zu verbreiten. Warken: "Eine andere Erscheinung in der ersten Zeit nach der Kriegserklärung waren fortgesetzt falsche Siegesnachrichten." So habe der Lebacher Anzeiger am 3. August 1914 die Gefangennahme von 40 000 französischen Soldaten vermeldet. Solche Falschmeldungen sollten auch in den folgenden Kriegsjahren die Stimmung im Volk auf Linie halten.

In der Broschüre ist eine wenig tröstliche Todesnachricht an Familie Fuchs abgedruckt, deren Sohn Mathias Fuchs im Alter von 21 Jahren in Russland gefallen war. Sie trägt das Bibelzitat "Wir sollen auch unser Leben für unsere Brüder lassen".

Das Kriegstagebuch von Johann Scholl gibt Eindrücke vom Krieg in den Vogesen in den ersten Kriegsmonaten 1914: "Am 25. September großes Gefecht oberhalb Lüsse . Furchtbarer Kanonendonner, darunter die Maschinengewehre und das Geknatter der Gewehre. Unsere Artillerie hat den ganzen Wald unter Feuer genommen."

Nach vier Jahren Krieg sehnten sich die Menschen nach Frieden. Warken in seiner Schulchronik: "Es war den Leuten einerlei, wie der Krieg ausging, wenn nur der Jammer einmal ein Ende hätte." Am 1. Dezember 1918 besetzten die Franzosen Tholey. Damit sei die Hoffnung verbunden gewesen, "dass wieder Ruhe und Sicherheit ins Land komme", nachdem Zivilisten Kasernen ausplünderten. Abschließend schrieb Warken: "Heute sehe ich ein, daß wir Dummköpfe waren, an die Wahrheit der Berichte so steif und fest zu glauben, wie wir es taten."

In der Sonderausgabe des Historischen Vereins Hasborn Dautweiler sind neben Auszügen der Schulchronik und Scholls Kriegstagebuchs die Gefallenen des Ersten Weltkriegs von Hasborn und Dautweiler - die meisten mit Bildern - aufgeführt. Die redaktionelle Arbeit übernahmen Anne Lermen, Gerda Scholl und Herbert Jäckel.

Die 56-seitige Broschüre war nach der ersten Lesung bereits vergriffen. Neue Ausgaben sind nun wieder für fünf Euro bei Anne Lermen erhältlich. Info: Anne Lermen, Telefonnummer (0 68 53) 67 72.

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