Der Weg des Urologen führte von Homburg nach Neunkirchen

Homburg/Neunkirchen. In der Urologie des Städtischen Klinikums Neunkirchen geht es international zu. Manche Patienten kommen aus der nächsten Nachbarschaft, andere sogar aus dem Ausland. Und regelmäßig reisen auch gestandene Fachärzte von weit her an, um sich hier in der alten Hüttenstadt fortzubilden - von heute bis Samstag findet wieder so ein Workshop statt

 Das Ärzteteam von der Urologie am Städtischen Klinikum Neunkirchen, von links: Dr. Robert Eichel, Chefarzt Prof. Dr. Schahnaz Alloussi, Dr. Christoph Lang und Dr. Younis Albulushi. Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme fehlte Dr. Saladin Alloussi. Foto: Willi Hiegel

Das Ärzteteam von der Urologie am Städtischen Klinikum Neunkirchen, von links: Dr. Robert Eichel, Chefarzt Prof. Dr. Schahnaz Alloussi, Dr. Christoph Lang und Dr. Younis Albulushi. Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme fehlte Dr. Saladin Alloussi. Foto: Willi Hiegel

Homburg/Neunkirchen. In der Urologie des Städtischen Klinikums Neunkirchen geht es international zu. Manche Patienten kommen aus der nächsten Nachbarschaft, andere sogar aus dem Ausland. Und regelmäßig reisen auch gestandene Fachärzte von weit her an, um sich hier in der alten Hüttenstadt fortzubilden - von heute bis Samstag findet wieder so ein Workshop statt. Die Mediziner wollen neueste Operationsmethoden erlernen, die Chefarzt Schahnaz Alloussi und sein Team perfekt beherrschen. So perfekt, dass ein wissenschaftlicher Film über die mit einem Hochleistungslaser in Neunkirchen ausgeführten Prostata-OPs schon renommierte Preise bekam. 2009 holten Professor Alloussi und der leitende Oberarzt Dr. Christoph Lang damit den ersten Platz beim Urologen-Kongress in Dresden. Ende April dieses Jahres trugen sie den Sieg auf europäischer Urologen-Ebene davon und wurden nach Barcelona zur Preisverleihung eingeladen. Vor ein paar Tagen schließlich hat das Neunkircher Team seine Methode bei der amerikanischen Gesellschaft für Urologie in San Francisco viel beachtet präsentiert.Schahnaz Alloussi wuchs in Damaskus in Syrien auf. Seine Familie gehört der kurdischen Minderheit in dieser arabischen Republik an, war gleichwohl voll in der syrischen Gesellschaft integriert. "Mein Vater war ein Häuptling", berichtet Alloussi und deutet damit an, dass er aus einem Elternhaus stammt, welches über Ansehen, Einfluss und einen gewissen Wohlstand verfügt. So konnte er nach der Schulzeit im Ausland studieren. Er entschied sich für die Medizin und kam zum Uni-Klinikum nach Homburg. Bald schon integriert Hier im deutschen Südwesten schlug der junge syrische Kurde bald Wurzeln. Er spielte Fußball in der nahen Pfalz, heiratete eine Frau aus Blieskastel-Breitfurt, kaufte später ein Haus in Homburg.Nach dem Studium blieb Schahnaz Alloussi zunächst am Universitätsklinikum Homburg. Denn ihn interessierte nicht nur die Tätigkeit als Arzt, er wollte sein inzwischen breites Wissen auch weitergeben. Deshalb erwarb er die wissenschaftliche Lehrbefähigung, wurde schließlich zum Professor berufen. Schon in seiner Homburger Zeit als Oberarzt hatte er - beinahe aus Zufall - im Jahr 1996 eine bahnbrechende Entdeckung gemacht. Er beschäftigte sich mit einer "Volkskrankheit", die trotz ihrer enormen Verbreitung früher fast tabuisiert wurde. Jeder zweite Mann über 60 bekommt Probleme beim Wasser lassen. Ursache ist in aller Regel eine gutartige Vergrößerung der Prostata, die den Blasenausgang zunehmend zuschnürt. Mit nächtlichen Toilettengängen fängt es an, am Ende kann das Prostatawachstum massive Beschwerden verursachen. Eine OP, im Prinzip ein Ausschaben des Prostatagewebes, half auch damals schon zuverlässig, hatte aber gänzlich unerwünschte Folgen. Bis Alloussi entdeckte, welche Bezirke bei der Operation geschont werden müssen. Der Urologe drückt es verständlich aus: "Der Patient behält heute seine 100-prozentige biologische Manneskraft inklusive Zeugungsfähigkeit. Das war früher nicht möglich."OPs mit dem Laser Seine Operationsmethode entwickelte er in Neunkirchen weiter, wo er 2001 die Stelle des Chefarztes der Urologie angenommen hatte. Modernste Laser wurden beschafft. Diese ermöglichen den Ärzten den schwierigen Eingriff auf eine Patienten schonende Weise. Nach 20 bis 40 Minuten haben die Urologen im Neunkircher Klinikum, das auch akademisches Lehrkrankenhaus ist, im Normalfall ihren Eingriff im OP erledigt. Nach drei bis vier Tagen kann der Patient von seinen Problemen befreit wieder nach Hause.So viel urologische Kompetenz ist weltweit gefragt. Schahnaz Alloussi ist deshalb immer wieder auf Tour. In etlichen Ländern hat er schon Vorträge gehalten und seine Operationsmethode Urologen vor Ort vorgeführt. Fast immer ist modernste Medizintechnik mit dabei. Auf diesem Felde sind deutsche Hersteller weltweit Spitze. Insofern ist Alloussi dann letztlich auch ein Botschafter der hochspezialisierten deutschen Industrie.Aufgrund seiner Herkunft und seiner Sprachkompetenz ist Schahnaz Alloussi, den man sicher als Weltbürger bezeichnen kann, vor allem in arabischen Ländern dienstlich unterwegs. Sechs bis sieben solche Einsätze pro Jahr sind normal für ihn. Ärzten vermittelt er Know-how, Kranken hilft er. Doch High-Tech-Operationen, wie er sie versiert vornimmt, können dort nur die wenigsten Patienten bezahlen. Dann hilft der begnadete, inzwischen 59-jährige Urologe nicht selten unentgeltlich - und wird für seine soziale Einstellung hinterher ganz schön "gefordert". Denn die weniger betuchten Angehörigen eines Patienten lassen es sich kaum nehmen, den Operateur nach getaner Arbeit wenigstens zu einem guten Mahl einzuladen. So etwas darf man in der arabischen Welt nicht ausschlagen. Also muss Professor Schahnaz Alloussi nach einem anstrengenden Tag im grünen Kittel manchmal noch bis zu drei Festessen an einem Abend bewältigen.

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