Aus Liebe zum toten Bruder durch Eis und Schnee

Neubrücke. Der Morgen des Heiligabends, also der Heilige Morgen, war für viele wohl eine mittelschwere Katastrophe. Jeder, der geplant hatte, noch kurzfristig das Abendessen einzukaufen, wurde beim Blick aus dem Fenster von Eisregen und Schnee und beim Lauschen des Verkehrsfunkes von Unfällen und Sperrungen überrascht. 111 Läufern und ein paar Helfern war das offensichtlich egal

 Auch Rainer Leyendecker (Nummer 62) aus Überherrn ließ es sich nicht nehmen, den Marathon zu absolvieren. Foto: B & K

Auch Rainer Leyendecker (Nummer 62) aus Überherrn ließ es sich nicht nehmen, den Marathon zu absolvieren. Foto: B & K

Neubrücke. Der Morgen des Heiligabends, also der Heilige Morgen, war für viele wohl eine mittelschwere Katastrophe. Jeder, der geplant hatte, noch kurzfristig das Abendessen einzukaufen, wurde beim Blick aus dem Fenster von Eisregen und Schnee und beim Lauschen des Verkehrsfunkes von Unfällen und Sperrungen überrascht. 111 Läufern und ein paar Helfern war das offensichtlich egal. Sie fuhren allerdings nicht noch schnell nach Homburg, St. Ingbert oder St. Wendel, sondern nach Neubrücke, mitten in den Wald. Der Heiligabendlauf der Familie Feller fand dort statt und war damit wohl das Rennen, das dieses Jahr im Saarland unter den widrigsten Wetterbedingungen durchgeführt wurde."Wir waren selbst überrascht, dass so viele gekommen sind", sagt Veranstalter Robert Feller. "Wobei der Eisregen erst so gegen 8 Uhr einsetzte. Das heißt, die Marathonis konnten noch halbwegs normal anreisen." 55 Teilnehmer waren beim Marathon gestartet, 38 erreichten das Ziel, die meisten auf Spikes.

Wegen der verkürzten Runde (4,6 statt 8,2 Kilometer) kam es während des Rennens zu vielen Überrundungen und Ausflügen in den Tiefschnee, was die Sache nicht einfacher machte. Am besten kamen damit René Strosny vom Bautzener LV, der gleichzeitig deutscher Meister im 24-Stunden-Lauf ist, in 3.20:21 Stunden, und Carmen Hildebrand vom SSC Hanau-Rodenbach in 4:16:46 Stunden, die den Lauf nach 2007 und 2008 zum dritten Mal gewann und extra aus Zürich angereist kam, zurecht. Die 9,2 Kilometer, das zweite Rennen des Tages, absolvierten 52 Läufer. "Das war das erste Mal, dass wir mehr Marathonis hatten als Kurzstreckler", sagt Feller. Es gewann Phillip Sahm vom LTF Mauschbach, der die Strecke erstens in 41:06 Minuten und zweitens in kurzen Hosen zurücklegte. Schnellste Frau war Marion Haas vom TV Rachtig in 54:05 Minuten. Gab es wirklich keine Probleme? "Erstaunlich wenig: Nur vielen Läufern war kalt. Sie hätten an unserer Verpflegungsstelle mehr warmen Tee, Schokolade oder Christstollen essen sollen", erzählt Feller.

Neben den nackten Ergebnissen liefert der Lauf jedes Jahr Geschichten zum Schmunzeln und Nachdenken. Wie die von Pierre Defaux und Michael Liersch, die ihren ersten Marathon absolvierten. "Wir haben ihnen gesagt: Jetzt kann euch nichts mehr erschüttern", berichtet Feller. Oder die Geschichte von Fellers Sohn Patrick, der den Schülerlauf gewann und fünf Minuten vor dem Start noch im Auto schlief. "Er musste mit uns schon um 4.30 Uhr aufstehen. Deshalb hat er sich noch mal hingelegt", sagt der Vater.

Die ungewöhnlichste Story an diesem Heiligabend lieferte aber der Oberbayer Manfred Zechner. Er lief den Marathon in 4:57:05 Stunden - in kurzen Hosen und T-Shirt. Zechner startete für seinen verstorbenen Bruder und gab deshalb als Verein "Für die Liebe" an. msc

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