Schwäbische Kostüme und türkische Handarbeit für Stumm

Neunkirchen. Wo bald wieder buchstabiert und addiert wird, hängen derzeit noch 400 Kleidungsstücke in schwarz-weiß, grau und braun, dazwischen sogar mal ein Teil in dunkelbordeaux. Rein farblich wird "Stumm" wohl ein ziemlich fades Stück. Wären da nicht die mit buntem Alphabet bemalten Gardinen, könnte man im Kostüm-Fundus direkt melancholisch werden

Neunkirchen. Wo bald wieder buchstabiert und addiert wird, hängen derzeit noch 400 Kleidungsstücke in schwarz-weiß, grau und braun, dazwischen sogar mal ein Teil in dunkelbordeaux. Rein farblich wird "Stumm" wohl ein ziemlich fades Stück. Wären da nicht die mit buntem Alphabet bemalten Gardinen, könnte man im Kostüm-Fundus direkt melancholisch werden. Zum Glück haben die drei Näherinnen dazu keine Zeit. Gerade zerschnippeln sie weiße Leinentücher: "Gespendet von einem Altenheim", erklärt Birgül Topaloglu. Gebraucht wird das Leinen in rauen Mengen. Sollen doch alle Krankenschwestern zwei Schürzen bekommen, "eine weiße und eine mit Blut besudelte". So richtig viel neu angefertigt werden musste diesmal gar nicht. "Kein Vergleich mit Merlin", betont Ulla Bitz. Hier ein paar Hosen für das Ballett, da ein paar fliegende Röcke für den Cancan, ansonsten war mehr Kleinkram angesagt wie kürzen oder Knöpfe ersetzen. Was Neuzugang Hatice Uzunoglan quasi im Schlaf erledigt. Die gelernte Scheiderin stammt aus Gaziantep in der südöstlichen Türkei. Als Mutter von vier Kindern genießt es Hatice besonders, dank Musicalprojekt "mal raus zu kommen und neue Leute kennen zu lernen". Vom Stück hat sie noch nichts gesehen, vom alten Stumm aber bereits eine hohe Meinung: "Der war ein guter Mann, schlau und fleißig. Oder?" Nicht nur das Gros der Kostüme, darunter eine Bismarck-Uniform samt Pickelhaube und originale Hochofenmäntel, auch die meisten Requisiten sind schwäbischer Herkunft, da vom Staatsschauspiel Stuttgart geborgt. Der goldige Teewagen mit Griff beispielsweise, zwei Degen, das hochherrschaftliche Porzellan, Sonnenschirmchen mit Rüschen oder Schrankkoffer. Was Wahlstuttgarter Martin Leutgeb in seiner Funktion als künstlerischer Leiter des Musicals nicht abstauben konnte, mussten Ursula Becker, Ida Jacobi und Andrea Backes organisieren. Natürlich keine echten Antiquitäten von 1800. Aber doch Dinge, die so aussehen als ob. "Ich bin Ebay ewig dankbar", lacht Andrea Backes. Übers Internet ersteigerte sie alte Wäscheklammern und ein Bowle-Set "sehr günstig". Eine passende Whiskykaraffe fand sie bei einem Antiquitätenhändler in Oberlinxweiler, Verbandstücher im eigenen Haushalt. Extra bei einer Druckerei in Auftrag gegeben wurden Flugblätter, Anschläge und Baupläne. Ungelöst ist für Ursula Becker lediglich das Problem mit den Druckfahnen ("bei der Zeitung hatte Stumm ja auch seine Hand drauf"): "Ich habe keine Ahnung, wie so etwas aussehen muss." nig

Auf einen BlickAm Freitag, 21. August, feiert " Stumm . Das Musical" um 20.30 Uhr in der Gebläsehalle Premiere. Tickets gibt es an allen CTS-Vorverkaufsstellen, in Neunkirchen unter anderem in der Tourist-Info in der Lindenallee 2. Karten können auch bestellt werden unter der Ticket-Hotline (0681) 5 88 22 222 oder im Internet über www.eventim.de. "Stumm" wird auch am 22., 23., 25. 26., 28., 29. und 30 August, jeweils 20.30 Uhr, in der Gebläsehalle im Alten-Hütten-Areal aufgeführt. red

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