Schulzeit in den Sommerferien"Ich habe kein Problem damit, Eliteförderung zu betreiben"

Homburg. Eigentlich sind die Ferien ja zum Entspannen da. Aber was heißt schon Entspannung? Das definiert schon jeder Jugendliche für sich persönlich ganz unterschiedlich. Die einen liegen am Strand, die anderen treiben Sport, und wieder andere gehen sogar freiwillig zum Unterricht. Wie die 37 besonders begabten Oberstufenschüler aus dem ganzen Saarland, die noch bis zum 3

 Bildungsminister Klaus Kessler (links) besucht Hannah Schwedhelm, Franziska Müller (am Computer) und den Chemie- und Bio-Lehrer Stephan Trenz in der Elektrotechnik-Gruppe. Foto: Thorsten Wolf

Bildungsminister Klaus Kessler (links) besucht Hannah Schwedhelm, Franziska Müller (am Computer) und den Chemie- und Bio-Lehrer Stephan Trenz in der Elektrotechnik-Gruppe. Foto: Thorsten Wolf

Homburg. Eigentlich sind die Ferien ja zum Entspannen da. Aber was heißt schon Entspannung? Das definiert schon jeder Jugendliche für sich persönlich ganz unterschiedlich. Die einen liegen am Strand, die anderen treiben Sport, und wieder andere gehen sogar freiwillig zum Unterricht.Wie die 37 besonders begabten Oberstufenschüler aus dem ganzen Saarland, die noch bis zum 3. August im Kardinal-Wendel-Haus in Homburg wohnen und dort auch gemeinsam in anregender Atmosphäre arbeiten. Das Haus hat sich seit Jahren als Veranstaltungsort für Jugendliche bewährt: "Wir kommen immer gerne hierher", betont Herbert Jacob, der außerhalb der Ferien als Oberstudiendirektor eines naturwissenschaftlichen Gymnasiums in Dillingen tätig ist und sich auch um die Beratungsstelle Hochbegabung kümmert. In diesem Rahmen leitet er jedes Jahr die Sommerkurse in Homburg.

Es gibt, nach Altersstufen aufgeteilt, im Kardinal-Wendel-Haus insgesamt drei Akademien für Hochbegabte: die Sommer-Akademie für Kinder von acht bis zwölf, die Junior-Akademie für Jugendliche von 13 bis 15 Jahren und die Akademie für Oberstufenschüler. Veranstalter ist die Beratungsstelle für Hochbegabte in Zusammenarbeit mit dem saarländischen Kultusministerium. Und von dort kam gestern prominenter Besuch: Bildungsminister Klaus Kessler hatte sich eine gute Stunde Zeit genommen, um sich die Örtlichkeit anzuschauen und natürlich, um mit den jungen Leuten zu sprechen. Drei Kurse gibt es für die Oberstufenschüler: Materialwissenschaft, Philosophie und Elektrotechnik.

Kessler ließ sich von den Schülern und Kursleitern erklären, was hier und da gerade gemacht wurde. Im Philosophiesaal ging es ungewöhnlich zu: Hier drückte sich der Pantomime Jomi auf seine unverkennbare, stumme und sehr suggestive Art aus. Denn auch Musik, Theater und Film gehören zum Programm, allerdings meist erst am Abend.

Tagsüber sind die jungen Leute zwischen 15 und 17 Jahren rund sechs Stunden mit gemeinsamem Unterricht beschäftigt, zwischendurch wird im Speisesaal zu Mittag gegessen. Sie haben ein volles Tagesprogramm, das, je nach Lust und Laune, durchaus schon morgens um sieben Uhr mit Joggen beginnen kann.

Als schulisch empfinden die Teilnehmer diese Woche keineswegs. Sie freuen sich vielmehr, mal wieder unter sich zu sein, denn viele kennen sich schon aus den vorangegangenen Aufenthalten. Allerdings war das Wetter meistens besser als in diesem Jahr, so dass Lehrer und Schüler auf das schöne Waldrandgrundstück des Kardinal-Wendel-Hauses zurückgreifen konnten. Derzeit bleibt nur der Blick ins trübe Nass.

Nähere Infos und Auskünfte bei Herbert Jacob, Beratungsstelle Hochbegabung, Telefon: (0 68 31) 6 98 30.

Begabtenförderung, Elite, besondere Intelligenz - es gibt kaum Begriffe, die so viele widersprüchliche Reaktionen und ideologische Reflexe auslösen wie diese. Vor allem sozialistische Parteien lehnten den Begriff "Elite" lange ab. SZ-Redakteurin Christine Maack befragte den grünen Bildungsminister Klaus Kessler über seine Haltung zu Eliteförderung.

Haben Sie kein Problem damit, im Saarland Hochbegabtenförderung voranzutreiben?

Kessler: Nein, überhaupt nicht. Ich stehe dazu, die begabten Schülerinnen und Schüler im Saarland optimal zu fördern. Wir brauchen kluge Köpfe im Land, keine Frage.

Mit Eliteförderung haben sich aber Parteien immer schwer getan, die am linken Spektrum angesiedelt sind, auch die Grünen.

Kessler: Wenn man begabte Schüler fördert, heißt das ja nicht automatisch, dass man dies auf Kosten der schwächeren Schüler tut. Natürlich darf man nicht einseitig die besten Schüler bevorzugen. Es kommt darauf an, allen jungen Leuten gemäß ihren Begabungen gerecht zu werden. Wir geben uns gerade mit den schwachen Schülern sehr viel Mühe, das Saarland hat es in wenigen Jahren geschafft, die Anzahl der jungen Leute ohne Schulabschluss von zwölf auf sechs Prozent herunterzufahren.

Was halten Sie von der Schülerakademie in Homburg? Die wird ja von Ihrem Ministerium mitfinanziert.

Kessler: Ich bin zum ersten Mal bei dieser Einrichtung für Hochbegabte in Homburg. Ich muss sagen, dass mir das alles sehr gut gefällt. Auch hier trifft zu, dass außerhalb von der Schule manchmal mehr läuft als in der Schule. Ich komme gerne wieder nach Homburg. Auch das ganztägige Lernen finde ich prima. Ich wünschte, wir hätten im Saarland wenigstens eine Schule, die sich zu einer integrierten Ganztagsschule erklären würde. Unterricht am Nachmittag würde viel Druck aus G 8 herausnehmen.

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