Schlangenbiss bei Mutter verändert Leben des Sohns

Bassila · Holzschnitzer N' Wouotti Dendi Honomat wird als Baby von der Mutter gestillt, obwohl sie Schlangengift im Blut hat. Er bekommt Fieber und erhält eine Arznei, deren Nebenwirkungen bekannt sind. Seither sind Füße und Beine des heute 32-Jährigen verkrüppelt.

 Der schwerbehinderte N' Wouotti Dendi Honomat sitzt in einem Dreirad. Der 32-Jährige lebt von der Holzschnitzerei. Foto: Kalmes

Der schwerbehinderte N' Wouotti Dendi Honomat sitzt in einem Dreirad. Der 32-Jährige lebt von der Holzschnitzerei. Foto: Kalmes

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"Der Arzt hatte meiner Mutter gesagt, dass sie mich nicht stillen darf", sagt N' Wouotti Dendi Honomat. Er ist 32 Jahre alt. Er sitzt in einem Dreirad. Der Beniner senkt den Kopf. Sein Blick ist leer. Er will sich fortbewegen, treibt dafür das Gefährt über Pedale an. Per Hand. Die Pedale sind in Brusthöhe angebracht. Das Dreirad ist sein Rollstuhl.

"Meine Mutter wurde bei der Arbeit auf dem Feld von einer Schlange gebissen", erzählt N' Wouotti Dendi Honomat. Trotz der Warnung des Arztes hat sie ihrem Baby Muttermilch gegeben. So übertrug sich das Gift der Schlange auf den Sohn. "Ich habe hohes Fieber bekommen, musste ins Krankenhaus", sagt der 32-Jährige: "Dort wurde mir ein Fieber senkendes Medikament gespritzt." Die Arznei war dafür bekannt, dass als Nebenwirkung Verkrüppelungen drohen. Ärzte verschrieben es früher dennoch. Sie handelten nach dem Grundsatz: Besser behindert als tot. Das Medikament ist seit 2002 verboten. Für N' Wouotti Dendi Honomat kam das Verbot zu spät. Seine Füße und Beine sind verkrüppelt.

Weil die Familie kein Geld hatte, wurde N' Wouotti Dendi Honomat erst mit 14 Jahren eingeschult - auch nur, weil er es unbedingt wollte. Doch 2002 starb sein Vater. "Ich musste nach sechs Jahren in der Schule wieder aufhören und die fünfköpfige Familie ernähren", blickt er zurück. Das war der Zeitpunkt, als er mit der Holzschnitzerei begann - ohnehin sein Traumberuf. N' Wouotti Dendi Honomat, der sich an Krücken oder auf dem Boden krabbelnd fortbewegte, machte im Ort eine Ausbildung. Er beendete sie mit Diplom. Das Dreirad erhielt er 2005 von einem Sozialzentrum. Heute ist er ein exzellenter Holzschnitzer. N' Wouotti Dendi Honomat gehört zu "Les arts galactiques". So heißt der Betrieb, über den Ndah M' Po Emile, 50, und M' Po N'Epiphane, 17, Geld zum Überleben verdienen.

Die Drei arbeiten auf Bestellung. Holz für ihre Schnitzereien kaufen sie. Oder sie kaufen Lizenzen für das Baumfällen. "Meist kommen Privatleute aus der Region durch Mundpropaganda zu uns und bestellen eine Schnitzerei", sagt N' Wouotti Dendi Honomat. Auch Elena Schäfer vom Verein "Sulzbach hilft Benin" ist bei einem Besuch in Bassila so auf die Schnitzer und N' Wouotti Dendi Honomats Schicksal aufmerksam geworden. Der Verein verkauft bei Veranstaltungen im Saarland Schnitzereien aus Afrika. Er überlegt nun, mit "Les arts galactiques" zusammenzuarbeiten. Das könnte N' Wouotti Dendi Honomat sein schweres Schicksal etwas erleichtern.

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