„Kindeswohl vor Denkmalschutz“

Wallerfangen · Über eine Stunde hat der Gemeinderat Wallerfangen mit Eltern über die Zustände an der Grundschule diskutiert. Die Einwohnerfragestunde geriet so zur ausführlichen Debatte. Eine langfristige Lösung ist derweil aber nicht in Sicht.

 Die Grundschule Wallerfangen ist im Alten Rathaus untergebracht. Der Denkmalschutz, unter dem das historische Ensemble steht, ist allerdings ein ständiger Zankapfel. Foto: G. Alt

Die Grundschule Wallerfangen ist im Alten Rathaus untergebracht. Der Denkmalschutz, unter dem das historische Ensemble steht, ist allerdings ein ständiger Zankapfel. Foto: G. Alt

Foto: G. Alt

Die Räume der Freiwilligen Ganztagsschule (FGTS) in Wallerfangen sind wegen mangelnden Brandschutzes seit Sommer gesperrt, die rund 80 Kinder in den Toberaum und das Bistro der Schule ausgelagert (die SZ berichtete mehrfach). Zudem werden alle Grundschüler zur Zeit mit dem Bus zum Sport nach Gisingen gefahren, weil der Toberaum für den Unterricht nicht mehr genutzt werden kann.

Bauaufsicht entscheidet

Wie eine langfristige Lösung hierfür aussehen soll, wollten Eltern von den Ratsfraktionen wissen. Das hänge von der Lösung ab, die die Untere Bauaufsicht (UBA) und der Denkmalschutz genehmige, erklärte Horst Trenz, Fraktionsvorsitzender der SPD . Darüber, dass dieser drei Lösungen - Außentreppe, Innentreppe, Rettungsrutsche - für das Brandschutzproblem zur Prüfung vorgeschlagen werden, stimmte der Rat in der Sitzung einstimmig ab. Josef Rath, Fraktionsvorsitzender der CDU , sprach sich für den langfristigen Erhalt des Toberaums aus, zudem für die Nutzung der Walderfingia-Halle für den Sportunterricht . Auch das Dachgeschoss des zweiten Schul-Nebengebäudes sollte für die FGTS ausgebaut werden. "Eine neue Turnhalle wird wohl auch langfristig finanziell nicht möglich sein", betonte Rath. Das unterstrich auch Bürgermeister Günter Zahn nochmals: Für das kommende Jahr hat uns das kommunale Aufsichtsgremium rund 200 000 Euro für Investitionen genehmigt", erläuterte er. Der Bau einer Turnhalle neben der Schule wird mit mindestens einer Million Euro veranschlagt.

Eine mittelfristige Lösung für den Sportunterricht gebe es nicht, räumte Zahn ein. Der Toberaum dürfe laut Ministerium nicht mehr genutzt werden. Alternativen zum Bustransport, der rund 3000 Euro im Monat kostet, sei die Nutzung der Walderfingia; dies lehne die Schule ab, weil die Halle nur eingeschränkt genutzt werden könnte.

Man konzentriere sich nun zunächst auf die Situation der FGTS, gaben die Fraktionen zu verstehen. Für eine Außentreppe als Provisorium plädierte Rath; gegen eine solche habe der Denkmalschutz jedoch Einwände. "Bei uns geht aber Kindeswohl vor Denkmalschutz ", betonte Rath. Für eine temporäre Lösung sprachen sich auch die Eltern aus. "Das würde die Situation deutlich entspannen, und in der Zwischenzeit könnte man nach einer vernünftigen Lösung suchen", erklärte ein Vater. "Die aktuelle Situation kann man weder Kinder noch Erziehern noch Eltern zumuten." Auch eine Übergangslösung unterliege den Genehmigungsvorschriften, merkte Trenz jedoch an.

Werden die Plätze verlost?

Ob denn die Betreuung der Kinder in der FGTS überhaupt noch gewährleistet werden könne, wollte eine Mutter wissen. "Es kann nicht zu 100 Prozent gewährleistet werden. So ehrlich muss man sein", räumte Trenz ein. "Aber die Sicherung der FGTS-Plätze geht bei uns vor." Container wären eine mögliche Lösung, der Raumnot Abhilfe zu schaffen, stimmte Trenz zu. "Aber an anderen Schulen werden auch Plätze verlost."

Kritik übten die Eltern auch daran, dass der Planungsauftrag an denselben Architekten vergeben werden soll, der schon gemeinsam mit dem Denkmalschützer den Umbau des Alten Rathauses geplant habe. Diese Bedenken äußerte auch die CDU-Fraktion in der Abstimmung; sie stimmte nur unter dem Vorbehalt der Vergabe zu, dass nach der Bauanfrage "die Karten neu gemischt" würden, betonte Rath.

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