„Lautes Getöse“ ums Kinderland in Wallerfangen

Wallerfangen · Weil die Konzentration ausgedünsteter Schadstoffe klar zu hoch war, musste eine nagelneue Kita wieder geschlossen werden. Die Landesregierung sieht sich dafür nicht verantwortlich – die Opposition sieht das anders.

 Im September eröffnet, musste die Kita in Wallerfangen im Oktober schon wieder schließen. Foto: Rup

Im September eröffnet, musste die Kita in Wallerfangen im Oktober schon wieder schließen. Foto: Rup

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Eine kleine Kita in Wallerfangen ist zum Zankapfel der Landespolitik geworden. Das "Kinderland Wallerfangen " war neu gebaut worden - in ökologischer Bauweise, ganz aus Holz, fünf Kinder waren bereits angemeldet. Wie geplant, wurde das Haus im September eröffnet, doch knapp drei Wochen später musste es wieder schließen: Das Holz dünstete Dämpfe aus, eine Gesundheitsgefahr konnte nicht ausgeschlossen werden. Also wurde die nagelneue Kita vorsichtshalber geschlossen - und sie ist es bis heute. Auf 30 Grad wird der Bau nun geheizt und regelmäßig stoßgelüftet, so soll das Ausgasen beschleunigt werden. Das Gesundheitsamt Saarlouis maß mehrmals die Raumluft, bei der letzten Messung Mitte November war die Konzentration der Schadstoffe - unter anderem Aldehyde und Terpine - um 50 bis 75 Prozent gesunken.

Womit wohl weder Wallerfangens Bürgermeister noch der Träger der Kita, die Kinderland gGmbH, gerechnet hatten: Die Sache schlug hohe Wellen. Die Opposition setzte das Thema im Umweltausschuss des Landtags auf die Tagesordnung und forderte lückenlose Aufklärung von der Landesregierung: Warum musste die Kita geschlossen werden? Wer ist verantwortlich? Wer kommt für die Mehrkosten auf, die der Kommune entstehen?

Die Antworten der Landesregierung im Umweltausschuss waren aus Sicht der Opposition "völlig unzureichend", so dass sie das Thema erneut im Bildungsausschuss zur Sprache brachte. Dort hieß es wiederum, das gehöre in den Umweltausschuss. Der jedoch erklärte, er sei nicht zuständig. "Entweder weiß bei der Landesregierung die eine Hand nicht, was die andere macht, oder hier wird bewusst ein sehr schlechter Stil praktiziert", ärgert sich Dagmar Ensch-Engel von der Linken. Auch Klaus Kessler (Grüne) hält das "Zuständigkeitsgeschiebe" der Landesregierung für eine "Unverschämtheit". Beim Umweltministerium heißt es dazu: Das Land sei nicht zuständig, das Ganze sei Sache der Gemeinde und des Landkreises - wie die Opposition sehr wohl wisse. Die sieht die Landesregierung aber durchaus in der Pflicht. Sie müsse dafür sorgen, dass öffentliche Bauten künftig vom Gesundheitsamt geprüft werden, bevor sie eröffnet werden, fordert die Linke. Und Kessler meint: "Wenn die Landesregierung Zuschüsse zum Kitabau zahlt, hat sie auch eine Berichtspflicht." Ensch-Engel verspricht: "Wir werden bei dem Thema nicht lockerlassen."

Wallerfangens Bürgermeister Günter Zahn (SPD ) ist etwas verwundert über das "laute Getöse", das in der Landespolitik losgebrochen ist: "Niemand hat vorab mit mir das Gespräch gesucht." Die Mehrkosten , die der Gemeinde entstehen, hielten sich im Rahmen, sagt er. Rund 300 Euro pro Monat für Heizkosten, weitere 300 Euro für den Bus, der die Kinder in eine andere Kita bringt, die Höhe der Personalkosten sei unklar. Wer die Verantwortung für die Schließung trägt, ist offen. Zahn erwägt rechtliche Konsequenzen gegenüber dem Architekten: "Wir haben schließlich eine betriebsfertige Einrichtung in Auftrag gegeben."

Und wie geht es mit der Kita weiter? "Streng genommen müsste sie nicht mehr geschlossen sein", sagt Wolfgang Schmitt, der Leiter des Gesundheitsamtes Saarlouis. Bei der letzten Messung habe die Schadstoffkonzentration unter den Richtwerten gelegen - die sich jedoch auf Erwachsene und nicht auf Kinder beziehen. Deshalb wolle man auf Nummer sicher gehen. Eine Vorschrift, dass das Gesundheitsamt Kitas prüfen müsse, gebe es aber nicht, sagt Schmitt. Das Amt mache es dennoch - nach der Inbetriebnahme.

Am 15. Dezember wird erneut gemessen und anschließend entschieden, wann die Kita ihre Türen öffnen kann. "Das wird dann die bestgeprüfte Kita des Saarlandes sein", sagt Schmitt.

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