Festakt Stattlicher Geburtstag eines Refugiums

Wallerfangen · Ältester seiner Art im Saarland: Mit einem Festakt hat der Männergesangsverein „Liedertafel 1839“ Wallerfangen sein 180-jähriges Bestehen gefeiert.

 Die „Liedertafel 1839“ Wallerfangen beim Festakt am Samstagabend unter Leitung des Ehren-Chorleiters Edmund Leidinger

Die „Liedertafel 1839“ Wallerfangen beim Festakt am Samstagabend unter Leitung des Ehren-Chorleiters Edmund Leidinger

Foto: Johannes A. Bodwing

Seit 180 Jahren singen die Männer der „Liedertafel 1839“ Wallerfangen. Natürlich nicht die heutigen Mitglieder dieses Gesangsvereins, aber auch die stehen inzwischen für eine Jahrzehnte umfassende Sängerlaufbahn. Damit bilden sie einen der ältesten Männergesangsvereine in Deutschland und den ältesten im Saarland. Am Samstag feierte die „Liedertafel 1839“ ihren stattlichen Geburtstag mit einem Festakt im Pfarrheim und rund 60 Gästen aus Vereinen, Einrichtungen, Organisationen und Politik.

Mit „Ein kleines Lied“ von Josef Sibille stimmten 21 der 24 Sänger unter Leitung von Ehren-Chorleiter Edmund Leidinger in den Abend ein. Der Lehrer Sibille war 54 Jahre lang Dirigent des Männerchores gewesen und hatte diesen maßgeblich geprägt. „Unglaublich, welch großartiges ehrenamtliches Engagement da geleistet wird“, sagte Sozialministerin Monika Bachmann in ihrer Laudatio. Sie vertrat den Schirmherrn und Ministerpräsidenten Tobias Hans.

Bachmanns Begeisterung galt ebenso Werner Dolibois. Der ist seit 1958 Vorsitzender der „Liedertafel“. Damit sei er „womöglich der dienstälteste Vereinsvorsitzende hier im Saarland“. Die Ministerin dankte auch den Frauen im Hintergrund für deren Verständnis für das Hobby ihrer Männer. Viele gute Chöre gebe es im Saarland, doch den Männergesangsvereinen fehlten zunehmend die guten Stimmen. „Ich glaube“, sagte Bachmann, „wir müssen wieder für die Männergesangsvereine die Trommel rühren.“

1839 gründete der damalige Wallerfanger Friedensrichter Peter Fischbach zusammen mit dem Lehrer Matthias Wagner die „Gesellschaft der Liedertafel zu Wallerfangen“. In der Anfangszeit saßen die Sänger tatsächlich an einer großen Tafel. Gesungen wurde zur eigenen Unterhaltung. Damals stand weniger die Kunstfertigkeit im Vordergrund, als vielmehr Geselligkeit und patriotische Gesinnung. Letzteres missfiel der Obrigkeit, denn Männerchöre galten als Brutstätten liberaler politischer Ideen. Sie waren ein Refugium, in dem sich das Bürgertum neue Freiräume schuf. Dieser Zwist führte dazu, dass der Wallerfanger „Liedertafel“ zwischen 1843 und 1853 zweimal die Vereinstätigkeit untersagt wurde.

Die „Liedertafel“ sei nie ein so starker Verein gewesen, hatte Dolibois unserer Zeitung in früheren Gesprächen gesagt. In besten Zeiten waren es um die 60 Sänger, heute etwa zwei Dutzend. Er selbst hatte 1999 das Bundesverdienstkreuz bekommen. Dem Verein war bereits vorher die Zelter-Plakette für Verdienste um Chormusik und Volkslied verliehen worden.

Im Namen des saarländischen Chorverbandes zeichnete Michael Hermes langjährige aktive Mitglieder aus. „Eine unglaubliche Zeitspanne“, sagte Hermes, „in der sie das Kulturgut Lied gepflegt haben“. Geehrt wurden für 40 Jahre Dieter Weiland, für 50 Jahre Richard Altmeyer und für 60 Jahre Günther Scheier. Seit 70 Jahren geben der „Liedertafel“ ihre Stimmen Josef Reimringer, Josef Caspar und Werner Dolibois. Als „Ära Werner Dolibois“ bezeichnete Reimringer die lange Amtszeit des Vorsitzenden. „Es war ein Glücksfall für den Chor, dich als Vorsitzenden gewinnen zu können.“

„Ich bin stolz darauf“, sagte Bürgermeister Horst Trenz auch wegen der ehrenamtlichen Tätigkeiten des Vereins, „euch hier in Wallerfangen zu haben“. Den Festakt bereicherte Violinistin Lisa Saterdag mit zwei Sonaten von Mozart, begleitet von Franz-Josef Altmeyer am Flügel.

Das für Sonntag geplante Konzert in der Kirche fiel wegen Erkrankung des Dirigenten aus. Nachgeholt wird es voraussichtlich im Januar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort