Gekommen waren Arbeitsberater und Ausbildungsfachleute aus Deutschland und Frankreich, sowie Mitarbeiter aus dem Logistikbereich anderer Unternehmen, die die Gelegenheit nutzten, einmal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

Der Logistikbereich boomt im Saarland. Über 15 000 Saarländer sind bereits in der schnell wachsenden Branche beschäftigt und weitere werden gesucht, erklärte Christina Arend, Geschäftsführerin des operativen Bereichs der Bundesanstalt für Arbeit. Alleine für Berufskraftfahrer seien derzeit über 400 offene Stellen gemeldet.

Dachser in Überherrn beschäftigt 540 Mitarbeiter, darunter 34 Azubis. "Und genau diese Zahl wollen wir erhöhen", betonte Tim Wahlster, Personalfachmann und bei Dachser zuständig für die Ausbildung. Ausgebildet wird in Überherrn in fünf Berufen: Speditionskaufleute, Fachkräfte für Lagerlogistik und Fachlageristen, Berufskraftfahrer und in einem dualen Studiengang der BA für Spedition, Transport und Logistik. Die Ausbildung als Berufskraftfahrer erfolgt als Verbundausbildung gemeinsam mit den an Dachser gebundenen Transportunternehmen.

"Vor allem der Fahrermangel wird größer werden", prophezeit Wahlster. Zukünftigen Berufskraftfahrern stehen dabei gute Zukunftschancen offen. "Nicht nur im Fernverkehr, sondern durchaus auch im Nahverkehr, so dass die Mitarbeiter abends zu Hause sind", erklärte Wahlster auf Nachfrage. Um mehr junge Leute für eine Ausbildung in ihrem Hause zu interessieren, beteiligt sich Dachser auch am Projekt Eures, einem gemeinsamen Projekt der Arbeitsverwaltungen im Saarland und der französischen Großregion Grand-Est. Im Rahmen dieses Projektes werden französische Jugendliche zur Ausbildung in deutsche Betriebe vermittelt. "In Lothringen ist die Anzahl der Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen höher als hier in Deutschland", bestätigt Pascal Thil, Mitarbeiter der französischen Arbeitsvermittlung aus St. Avold. Ein Problem bei der grenzüberschreitenden Ausbildung sind zum einen unterschiedliche Ausbildungsgänge, zum anderen natürlich fehlende Deutschkenntnisse bei vielen jungen Franzosen. Denn da sind sich die Ausbildungsexperten einig: Um eine Ausbildung erfolgreich zu absolvieren, müsse der Azubi mindestens Sprachkenntnisse auf dem Stand des europäischen C1-Levels vorweisen, das heißt auch komplizierte schriftliche Fachtexte gut verstehen können.

"Viele junge Leute bei uns sprechen zwar noch durch ihre Eltern und Großeltern deutsch, haben aber wenig Kenntnisse in der Schriftsprache", erläutert Pascal Thil. Um diese Lücken zu schließen, erprobt man derzeit ein duales Modell, in dem die jungen Franzosen ihre praktische Ausbildung in deutschen Betrieben bekommen und gleichzeitig die französische Berufsschule besuchen. Auch die schriftliche Prüfung legen sie in ihrer Muttersprache ab. Finanziert wird das Eures-Projekt von der Region Grand-Est.