Lesetheater Marschall Neys Leben als Erzähltheater

Saarlouis · Das Saarlouiser Lese- und Erzähltheater macht eine wichtige Persönlichkeit der Stadt wieder lebendig.

 Bei der Probe des ersten Saarlouiser Lese- und Erzähltheaters posieren (von links) Norbert Güthler-Tyarks zu Zissenhausen, Dietmar Rudolph, Ferdi Ferber und Volker Felten.

Bei der Probe des ersten Saarlouiser Lese- und Erzähltheaters posieren (von links) Norbert Güthler-Tyarks zu Zissenhausen, Dietmar Rudolph, Ferdi Ferber und Volker Felten.

Foto: Bodwing

Im Eisenkäfig wollte er Napoléon nach Paris bringen. Das war im März 1815, als Michel Ney kurze Zeit die Entwicklung Europas in der Hand hielt. Er entschied sich dafür, wieder in die Dienste des französischen Kaisers einzutreten. Eine Folge davon war die verheerende Schlacht von Waterloo und die spätere Erschießung des Marschalls aus Saarlouis.

„Es geht nicht um die Bewertung dieser Person. Aber er ist eine Persönlichkeit der Saarlouiser Geschichte.“ So erklärt Nobert Güthler-Tyarks zu Zissenhausen sein neuestes Projekt: „Ney – Ich habe immer nur Frankreich gedient“ sei das „erste Saarlouiser Lese- und Erzähltheater“. Es vermittelt wesentliche Wendepunkte von Neys Lebensgeschichte in Kulissen, mit Kostümen und Musik. Als „eine lebendige Geschichtsstunde“. Damit auch die historischen Inhalte stimmen, holte Güthler-Tyarks zu Zissenhausen den Saarlouiser Geschichtskenner Volker Felten mit ins Team. „Ney war ein Draufgänger, der vorn in der Bresche gestanden hat“, sagt Felten. Über die Schlacht von Waterloo erzähle man, dass mehrere Pferde unter ihm weggeschossen wurden. Beim Russlandfeldzug 1812 soll Ney als Allerletzter vor den verfolgenden Kosaken im preußischen Gumbinnen angekommen sein. Verfroren und verwahrlost wurde er im Offizierskasino nicht mehr erkannt. Als man ihn hinauswerfen wollte, antwortete er: „Erkennen Sie mich nicht? Ich bin die Nachhut der Großen Armee – ich bin Marschall Ney.“ Ney sei jemand, über den man einfach etwas machen müsse, verdeutlicht Güthler-Tyark zu Zissenhausen: „Jemand, der vom Sohn eines Böttchers zum höchsten General Frankreichs wurde.“

Vor dem Hintergrund der Ney-Ausstellung im Städtischen Museum habe er im November begonnen, das Skript zu schreiben. „Ich mache seit 15 Jahren Stadtführungen. Wenn man die Inhalte lebendig und interessant darstellt, dann bleibt auch etwas hängen.“ Dazu gehört der musikalische Rahmen bei der Aufführung, mit Musik von Klassik bis Barock. Neben Felten gehören Dietmar Rudolph und Ferdi Ferber zum Lese- und Erzähltheater. Sie stehen in verschiedenen Rollen auf der kleinen Bühne und bringen unter anderen Zitate aus wichtigen Briefen Neys zu Gehör. Darunter an Napoléon und die letzten Worte an Neys Familie. Denn mit seiner Begeisterung für Napoléon manövrierte sich Ney 1815 vor’s Kriegsgericht, das ihn jedoch nicht verurteilte. Das machte die Kammer der Pairs, die ihn am 6. Dezember 1815 wegen Hochverrat zum Tode verurteilte. Einen Tag später gab er selbst den Feuerbefehl zu seiner Erschießung. „… schießt auf mein Herz“, wiederholt das Lese- und Erzähltheater Neys letzte Worte. „Wartet auf den Befehl. Es wird der Letzte sein, den ich euch gebe. Ich protestiere gegen meine Verurteilung. Ich habe in hundert Schlachten für Frankreich gekämpft, aber nicht eine gegen es. […] Soldaten schießt!“

Gegen Ende der Aufführung stellt sich die Frage, ob Ney tatsächlich erschossen wurde? „Es gibt eine Legende, dass 1820 ein Peter Stuart Ney in Carolina auftauchte“, erzählte Güthler-Tyark zu Zissenhausen. „Jemand mit großer Ähnlichkeit mit Marschall Ney, der fantastisch Französisch und Deutsch sprach und behauptete, Marschall Ney zu sein.“

Das erste Saarlouiser Lese- und Erzähltheater „Ney – ich habe immer Frankreich gedient“ findet in Kooperation mit dem Kulturamt Saarlouis statt, am Freitag, 3. Mai, 19 Uhr, im Studio des Theater am Ring. Eintritt frei.

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